Generalkonferenz in Charlotte Von Klaus Ulrich Ruof (par)  | 

Im Geist der Hoffnung voranschreiten

Bischof Bickerton predigt, hier mit bis auf Kopfhöhe erhobenen und nach vorne gestreckten Armen. Der Mann mit rechts gescheiteltem weißen Haar ist in ein weißes Gewand gekleidet, auf dem eine mehrfarbige Stola liegt. Auf der Brust trägt er ein Kreuz.
Eine Predigt zum Luftanhalten und Aufstehen. Bischof Thomas Bickerton, der Vorsitzende des EmK-Bischofsrats, sprach die Delegierten direkt, konkret und ermutigend an.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Der Vorsitzende des Bischofsrats nimmt seinen Auftrag wahr: Bischof Thomas Bickerton hält eine aufrüttelnde Predigt, die in wegweisende Zuversicht mündet.
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Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) ist eröffnet. Ein farbenfroher Gottesdienst mit interkulturellen Akzenten, einer fulminanten Predigt und abschließender Abendmahlsfeier bildete den Auftakt für die Tagung des weltweit höchsten EmK-Kirchenparlaments. Bis zum 3. Mai versammeln sich Delegierte aus allen Teilen der Welt in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina, um den Weg der Evangelisch-methodistischen Kirche weiter zu gestalten.

Der Feuerschutz verschiebt den Höhepunkt

Höhepunkt am ersten Konferenztag war der Eröffnungsgottesdienst, der mit deutlicher Verzögerung begann. Manche unkten schon, dass nach der jetzt um vier Jahre verschobenen Generalkonferenz auch der Gottesdienst verschoben werden müsse. Der später nachgereichte Grund sorgte für Lacher: Die Inspektion durch den Feuerschutz hatte kurz vor Gottesdienstbeginn zu wenige Feuerlöscher und Rauchmelder sowie eine unzureichende Notausgangsbeschilderung moniert. Für allgemeine Erheiterung sorgte die Ergänzung des vorsitzenden Bischofs: »Die Übersetzer haben jetzt die sichersten Plätze: In jeder Übersetzerkabine ist nämlich ein Rauchmelder installiert.«

Nach diesem verzögerten Beginn erklang im Anfangsteil des Gottesdienstes das mächtige »Nummer-Eins-Lied« des weltweiten Methodismus: »Mein Mund besinge tausendfach den Ruhm des Herrn der Welt.« Dieses Lied, ein bunter Musikreigen, das Gebet eines Pastors, der selbst einem Stamm der amerikanischen Ureinwohner angehört, sowie eine Abendmahlsfeier mit Tauferinnerung bildeten den Rahmen für einen bewegenden Gottesdienst zum Konferenzauftakt.

Eine Predigt zum Luftanhalten und Aufstehen

Darin eingebettet war die fulminante und wegweisende Predigt des aktuellen Präsidenten des Bischofsrats. Thomas Bickerton, Bischof für die Jährliche Konferenz New York, forderte die Delegierten massiv heraus. Er rief ihnen zu: »Wenn ihr nicht hier seid, um die EmK voranzubringen, seid ihr hier vielleicht falsch.« Manche Passagen waren zum Luftanhalten, weil sie schmerzhaft konkret waren. Andere Passagen führten zu unterstützendem Klatschen. Delegierte erhoben sich zeitweise von ihren Plätzen zur Bestätigung des Gesagten.

Bickerton stellte sich in seiner Predigt der Situation, in der sich die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche momentan befindet. In den Vereinigten Staaten hat die Kirche rund 25 Prozent ihrer Gemeinden und Kirchenglieder verloren. Er selbst berichtete von seinem Besuch der Jährlichen Konferenz Texas, bei der die Hälfte der Gemeinden ihre Trennung von der EmK erklärten. Die tiefe Betroffenheit darüber war Bickerton abzuspüren. Im gleichen Atemzug wandte er sich eindringlich an die Delegierten. Nach dem Weggang eines beträchtlichen Teils von Gemeinden und Menschen gehe es jetzt darum, die Kirche für die Zukunft zu stärken. Deshalb stellte er den Delegierten die gewagte Frage: »Wollt ihr wirklich in diesem Raum sein?« Wer nicht hier sei, um die Kirche voranzubringen, sei vielleicht am falschen Ort.

Einfühlsam, unnachgiebig, zuversichtlich

Sehr direkt wies Bickerton den Vorwurf biblischer Untreue in die Schranken: »Sagt uns nicht, wir glauben nicht an die Bibel, nicht an die Auferstehung, nicht an die Kraft des Heiligen Geistes!« Dabei hatte er unmissverständlich diejenigen im Blick, die die Kirche verlassen werden, bei der Generalkonferenz aber noch einmal anwesend sind, um genau solche Vorwürfe aufzufrischen. Jetzt, so der mutig vorangehende Bischofsratsvorsitzende, gehe es darum, »im Geist der Hoffnung voranzuschreiten«.

Gerade jetzt brauche die Kirche Menschen, die den Auftrag der Erneuerung annehmen und sich »für die Wiederbelebung der Evangelisch-methodistischen Kirche engagieren und eine Kultur leben, die von Mitgefühl, Mut und Kameradschaft geprägt ist«. Die Evangelisch-methodistische Kirche sei inzwischen eine andere als noch vor vier Jahren. »Der Staub hat sich ein wenig gelegt«, sagte Bickerton, »und wir können sehen, dass es eine Zukunft mit Hoffnung und Möglichkeiten gibt.«

Mit großer Einfühlsamkeit, unnachgiebiger Strenge und zuversichtlichem Glauben ermutigte der Bischofsratsvorsitzende die Delegierten dazu, die jetzt anstehenden Schritte zu gehen und Entscheidungen für die Zukunft der Kirche zu treffen. Eine vollmächtige, wegweisende Predigt zum Auftakt der Generalkonferenz. Die Frage ist: Werden die Delegierten ihrem Hirten folgen? Die kommenden zehn Tage werden es zeigen.

 

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Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Generalkonferenz
Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit verfasste und strukturierte Kirche. Ihr höchstes Kirchenparlament ist die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz. Sie legt das Recht und die Lehre der EmK fest und entwickelt sie weiter. Die Delegierten, je zur Hälfte Geistliche und Laien, diskutieren und entscheiden über die der Generalkonferenz vorliegenden Beschlussanträge. Beschlussanträge werden zunächst in Ausschüssen beraten. Erhalten sie dort die erforderliche Zustimmung, wird darüber im Plenum diskutiert und beschlossen. Bischöfe leiten die Sitzungen, haben aber weder Sitz noch Stimme.

Unterhalb der Generalkonferenz sind innerhalb der USA die Jurisdiktionalkonferenzen und außerhalb der USA die Zentralkonferenzen angesiedelt. Sie tagen ebenfalls alle vier Jahre innerhalb eines Jahres nach der Generalkonferenz. Sie wählen Bischöfe oder Bischöfinnen innerhalb des jeweiligen Gebiets und setzen Beschlüsse der Generalkonferenz in Kraft. Die Zentralkonferenzen sind außerdem befugt, Änderungen und Anpassungen an Teilen des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche vorzunehmen, wenn es die missionarische Situation oder unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Gebieten erfordern.

Weiter unterhalb der Jurisdiktionalkonferenzen und der Zentralkonferenzen arbeiten die Jährlichen Konferenzen. Sie entsenden mindestens zwei Personen als Delegierte in die Generalkonferenz. Wie viele Delegierte eine Jährliche Konferenz entsenden darf, entscheidet sich an der Zahl ihrer ordinierten Mitglieder und der Zahl der Kirchenglieder in ihrem Gebiet.