Bischof Harald Rückert Von Bischof Harald Rückert  | 

Kirche lebt vom Zusammenspiel

Bischof Harald Rückert
Bischof Harald Rückert
Bildnachweis: Volker Kiemle, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Das Bewusstein, miteinander weltweit verbunden zu sein, ist ein grundlegendes Kennzeichen evangelisch-methodistischer Gemeinden und der Menschen, die darin leben. Dazu gehört auch, dass wir einander annehmen, betont Bischof Harald Rückert in seiner ersten Kolumne.
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»Wir sind gemeinsam Kirche« – dieser spontane Satz meiner kurzen Rede unmittelbar nach der Wahl zum Bischof wurde in der Berichterstattung oft zitiert. Mich hat das sehr überrascht, da er eher eine Selbstverständlichkeit ausdrückt, als eine medienrelevante Botschaft. Beim weiteren Nachdenken entpuppt sich diese Binsenweisheit aber doch als ein herausforderndes Programm für unser Miteinander. Aus diesem Grund habe ich »Wir sind gemeinsam Kirche« zum Thema meines Bischofswortes an die zurückliegenden drei Jährlichen Konferenzen gewählt. Mit meinen monatlichen Beiträgen in unserer Kirchenzeitung »unterwegs« möchte ich in nächster Zeit jeweils Abschnitte dieses Wortes mit Ihnen allen – nicht nur mit den Konferenzmitgliedern – teilen. Schließlich sind wir gemeinsam Kirche. Ich würde mich freuen, wenn diese Themen zu Gesprächen in Ihren Gemeinden anregen würde.

Gemeinsam

Kirche lebt vom Zusammenspiel Vieler. Sie ist ein Gemeinschafts- Unternehmen von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, die wir oft missverständlich Laien nennen, auf allen Ebenen. Diese Verbundenheit reicht von der Gemeinde vor Ort bis zur Generalkonferenz weit weg. Wir sind gemeinsam Kirche im Geben und Nehmen, im Helfen und sich Helfen lassen.

Wir Methodisten nennen das »Konnexio«. Gerade in Zeiten, in denen überall die Tendenz besteht, sich mehr und mehr auf das Eigene zurückzuziehen, sich hinter dem eigenen Zaun einzurichten und nur die eigene Perspektive gelten zu lassen, erscheint mir diese Verbundenheit als ein äußert kostbares Gut.

In diesem Gemeinschafts-Netz gilt es nüchtern festzuhalten: Wir sind gemeinsam Kirche, so wie wir sind. Gelegentlich begegnet mir die Illusion, dass in unserer Kirche alles ganz anders wäre, wenn wir nur andere Pastorinnen und Pastoren hätten oder ganz anders geartete Gemeinden. Doch wir sind gemeinsam Kirche, so wie wir sind. Wir haben in unseren Gemeinden prächtige Menschen, inspirierende Ideen, gelingende Projekte – aber auch Ballast und Schwierigkeiten. Wir haben Hauptamtliche mit ihren Begabungen, ihrer Leidenschaft, ihrem Wissen und ihrer Kreativität, aber auch mit ihren Grenzen und Schwächen. So sind wir gemeinsam Kirche.

Darum, ihr Pastorinnen und Pastoren, habt eure Gemeinden lieb! Es gibt keine anderen. Darum, ihr Menschen in unseren Gemeinden, habt eure Hauptamtlichen lieb und nehmt sie an. Es gibt keine anderen. Manchmal fällt das leicht, dann freut euch miteinander und dankt gemeinsam Gott. Manchmal fällt es schwer und will kaum gelingen, dann betet füreinander. In gegenseitiger Annahme und in der wechselseitigen Fürbitte liegt das stärkste Potenzial zur Veränderung.

»Gemeinsam sind wir Kirche« – Wenn wir dies tatsächlich ernst nehmen, dann kann auch keine und keiner sagen: »Die Kirche …« und dabei mit dem Finger auf andere zeigen. Niemand kann sich zurücklehnen und sich über die anderen auslassen. Wir sind gemeinsam Kirche. Raushalten geht nicht!

Entnommen aus: »unterwegs« 14/2017