Methodismus International Von Reinhold Parrinello  | 

»Wir ermutigen zur Integration«

Bischof Pratt aus Ghana möchte, dass der Methodismus in seinem Land sichtbarer wird.
Bischof Pratt aus Ghana möchte, dass der Methodismus in seinem Land sichtbarer wird.
Bildnachweis: Volker Kiemle, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Titus Awotwi-Pratt, Vorsitzender Bischof der Methodistischen Kirche Ghana, sprach während seines Besuchs in Deutschland mit Reinhold Parrinello über seine Kirche.
3 Minuten

Zehn Gemeinden ghanaischer Methodisten gibt es in Deutschland in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Diese Gemeinden werden sowohl von der EmK als auch von der Methodistischen Kirche Ghana (Methodist Church Ghana, MCG) betreut. Manche Ghanaer wollen in Deutschland bleiben, andere studieren hier und haben vor, mit ihrem hier erworbenen Wissen in ihr Heimatland zurückzukehren. »Sie wollen so Gottesdienst feiern, wie sie es aus Ghana gewöhnt sind und nicht so, wie es in Deutschland gemacht wird«, erklärt Bischof Titus Pratt. Aber das Beste sei, voneinander zu lernen und einander zu bereichern. Die Methodistische Kirche Ghana ermutige nicht zur Absonderung, sagt Pratt: »Wir ermutigen zur Integration.«

Ghanaische Methodisten in Deutschland

Auf die Frage, wie seine Kirche die ghanaischen Gemeinden in Deutschland unterstütze, antwortet Bischof Pratt, auf Anforderung aus Deutschland und in Absprache mit dem hiesigen Bischof der EmK würden in Ghana geeignete Pastoren gesucht und ausgewählt. Diese lernten Grundlagen der deutschen Sprache. »Wir senden ghanaische methodistische Pastoren, damit sie hierher kommen und hier zusammen mit den deutschen methodistischen Pastoren die ghanaischen Gemeinden betreuen.« Die meisten Kinder sprächen Deutsch, erläutert Bischof Pratt. »Ghanaische methodistische Pastoren können diese Kinder nicht betreuen.

Wenn wir also um der jungen Generation willen, die aus deutschsprechenden Jungs und Mädchen besteht, zur Integration ermutigen, wird der Pastor zur Vaterfigur. Eine ghanaische Vaterfigur kann den Kindern keine geistliche Führung anbieten. Es ist der deutsche Pastor, der das macht.«

Was er den ghanaischen Gemeinden sage, wenn er hier sei, wollten wir von Bischof Pratt wissen. Eine Sache betreffe die unterschiedlichen Gaben, die dazu bestimmt seien, die Kirche zu bereichern: »Wenn meine ghanaische Spiritualität mit Ihrer deutschen Spiritualität zusammentrifft, dann habe ich einen Vorteil von dem, was Sie mitbringen, und Sie profitieren von dem, was ich habe. Dann könnten wir eine Situation schaffen, in der eine neue Mischung des christlichen Glaubens gefunden wird.«

Besonders die jungen Leute ermahne er, vorsichtig zu sein, mit wem sie Freundschaften eingingen und was sie glaubten. Er habe von den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln gehört. »Es war sehr traurig. Wir sagen unseren Gliedern, sie sollen sich niemals in diese Dinge verwickeln lassen.« Wenn jemand gastfreundlich sei, dann habe man ihm Respekt zu zollen.

Ausführlich erzählt Bischof Pratt, wie er die Ghanaer ermutige, die Zeit in Deutschland für eine gute Bildung und Ausbildung zu nutzen. In Ghana würden wegen der ganzjährigen Hitze Klimaanlagen in Autos, Wohnungen und Kirchen benutzt. Der Bischof berichtet von einem Methodisten, der mit Kenntnissen über Kühlsysteme nach Hause gekommen sei. Er habe sie sich in Deutschland angeeignet und auch Geld angespart. Mit Unterstützung deutscher Fachleute habe er in Ghana ein Unternehmen eröffnet. Ein anderer habe sich mit Solarenergie befasst, ebenfalls in Ghana ein Unternehmen gegründet und Arbeitsplätze geschaffen.

Methodismus in Ghana

Im Land gibt es neben der nationalen Methodistischen Kirche Ghana folgende internationale methodistische Kirchen: Afrikanisch-bischöflich-methodistische Zionskirche, Afrikanisch-bischöfliche Methodistenkirche, Christlich-bischöfliche Methodistenkirche und Freie Methodistische Kirche. Vertreter seiner Kirche und der anderen vier methodistischen Kirchen seien zweimal zusammengekommen, erzählt Bischof Pratt.

Es sei geplant, sich künftig regelmäßig zu treffen, so dass die unterschiedlichen Zweige des Methodismus in Ghana einander helfen und die Präsenz des Methodismus im Land stärken könnten. Bischof Pratt berichtet, dass auch US-Vertreter der EmK im Land seien. »Sie arbeiten mit der Methodistischen Kirche Ghana hinsichtlich der Hilfsdienste zusammen: Wasserversorgung, Verbesserung der Landwirtschaft und Aufbau von Schulgebäuden im Norden des Landes.« Eine Zusammenarbeit gebe es auch mit anderen nationalen methodistischen Kirchen Westafrikas, so mit Nigeria, Benin, Togo, Elfenbeinküste, Sierra Leone und Gambia. »Und ich glaube, es könnte sein, dass sich daraus ein Rat methodistischer Kirchen in Westafrika entwickelt «, so Bischof Titus Pratt.

    entnommen aus »unterwegs« 16/2017

    Weitere Informationen

    Die Methodistische Kirche in Ghana:

    • 1835 kam der erste Missionar der wesleyanischen Methodisten aus Großbritannien nach Ghana in die Küstenregion. Thomas Birch Freeman trug wenige Jahre später den wesleyanischen Methodismus ins Hinterland und weitete über einige Jahrzehnte die Arbeit stark aus. Etwa ab 1910 evangelisierten die wesleyanischen Methodisten im Norden des westafrikanischen Landes, doch bis zu einem bescheidenen Erfolg dauerte es bis in die Mitte der 1950er-Jahre. 1961 wurde aus einem Distrikt der Methodistischen Kirche in Großbritannien die eigenständige Methodistische Kirche Ghana. Im Jahr 2000 wurde das Bischofsamt eingeführt, das es vorher nach britischem Vorbild nicht gab.
    • Die Methodistische Kirche Ghana hat 15 Diözesen, deren jährliche Synoden durch Diözesanbischöfe geleitet werden. Alle zwei Jahre gibt es eine gesamtkirchliche Konferenz. Sie wird vom Vorsitzenden Bischof, derzeit Titus Pratt, geleitet. Bischöfe sind sechs Jahre im Amt. Die Kirche hat etwa eine Million Glieder (bei etwa 27 Millionen Einwohnern Ghanas).
    • In Deutschland gehören derzeit zehn ghanaische Gemeinden zur Evangelisch-methodistischen Kirche, die hinsichtlich dieser Gemeinden eng mit der Methodistischen Kirche Ghana zusammenarbeitet.