NJK-Tagung in Berlin Von Michael Putzke, Klaus Ulrich Ruof  | 

Dranbleiben am Aufbrechen

»Wo seid ihr aufgebrochen?«, fragt Bischof Harald Rückert die Konferenzgemeinde der NJK und gibt das Mikrofon frei für Erzählungen vom Aufbrechen.
»Wo seid ihr aufgebrochen?«, fragt Bischof Harald Rückert die Konferenzgemeinde der NJK und gibt das Mikrofon frei für Erzählungen vom Aufbrechen.
Bildnachweis: Heike Liese, NJK-Öffentlichkeitsarbeit
Den Abschlussgottesdienst der NJK in Berlin prägten Aufbruchs-Erzählungen. — Am letzten Sitzungstag war die Anhebung der Gehälter beschlossen worden.
3 Minuten

Von Mittwoch bis Sonntag, 11. bis 15. April, tagte die Norddeutsche Jährliche Konferenz (NJK) in Berlin. Am Sonntag fand der Abschluss der Tagung mit einem Sendungsgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg statt. Bischof Harald Rückert sandte die Geistlichen und die Laien an ihre Dienstorte.

Mikrofon frei zum Erzählen

»Wo seid ihr aufgebrochen? – Wo sei ihr stecken geblieben?«, fragte Bischof Harald Rückert die Konferenzgemeinde in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche. Damit knüpfte er an die Predigt an, die er ein Jahr zuvor beim Abschluss der NJK-Tagung in Bremerhaven zum Thema »Aufbrechen!« gehalten hatte. »Nehmt einen Impuls auf und setzt ihn um!«, hatte der Bischof damals die Konferenzmitglieder aufgefordert. In Berlin fragte er nun: »Wo seid ihr dran geblieben am Aufbrechen?« Dann gab er das Mikrofon frei und bat die Anwesenden, spontan von ihrem Aufbrechen zu erzählen.

Applaus für neue Orte, neue Formen

Acht Frauen und Männer nahmen die Gelegenheit in der gefüllten Heilig-Geist-Kirche wahr und erzählten von Aufbrüchen in ihren Gemeinden: Die Gemeinde in Wunstorf bei Hannover macht jetzt Gebetsspaziergänge durch ihren Stadtteil. »Wir haben gemerkt, wie Gott an dieser Stelle durch uns wirken will«, berichtete Ehrenfried Matt. Ihr Gemeindehaus aufgegeben hat zwischenzeitlich die Gemeinde in Magdeburg und erlebt die ökumenische Partnerschaft mit einer landeskirchlichen Gemeinde als belebend. Aus der Gemeinde Kiel berichtete Pastor Hartmut Kraft, dass wegen Konflikten nur noch wenige Menschen am Gottesdienst teilgenommen hatten. »Seit November erleben wir, dass ‚neue’ Menschen kommen. Das geschah wider den Augenschein.« In Eimsbüttel feiert die Gemeinde immer wieder Gottesdienste vor den Türen der Kirche, und in Hamburg-Eppendorf zieht die Aktion »Musik und Kirche« Eltern und ihre Kinder an. Helmuth Behnisch berichtete aus dem nordrhein-westfälischen Lage, dass die Gemeinde einen berufsbezogenen Sprachkurs für Flüchtlinge und eine Fahrradwerkstadt anbietet. »Wir werden gesegnet durch die Menschen, die zu uns kommen – auch durch Muslime«, erzählt er von dieser Erfahrung und ergänzt: »Letzte Woche bin ich gefragt worden, was Ostern ist.« Pastor Dirk Liebern feiert in Braunschweig Familiengottesdienste im Wohnzimmer und bestätigt: »Es ist gut, wenn man zu den Menschen geht und andere Formen und andere Orte wagt.« Ein Männerkreis, für den der Frauengebetskreis betet, habe sich in Wolfsburg-Ehmen gebildet, erzählte schmunzelnd Ute-Liane Filler. Die Konferenzgemeinde staunte und applaudierte.

»Wir können von ganzen Herzen Gott danken, was er unter uns tut, wenn wir nur die Augen aufmachen«, sagte Bischof Harald Rückert. Die pastoralen Mitglieder und die Laienmitglieder aus den Distrikten Berlin, Essen und Hamburg wurden vom Bischof nach vorne gebeten und mit dem Segen Gottes an ihre Orte gesandt. Sie sollen »dranbleiben am Aufbrechen«.

Gehaltsfragen und Attraktivität des pastoralen Dienstes

Am Samstagnachmittag schloss die NJK ihre Beratungen im Plenum ab. Der Schatzmeister Andreas Kraft hielt im Blick auf den Haushalt fest, dass sich die Arbeit der NJK im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung bestätigt habe. In diesem Zusammenhang beschlossen die Konferenzmitglieder auf Antrag des Lübecker Pastors Thomas Lessmann, die Gehälter der Hauptamtlichen auf 100 Prozent der Gehaltstabelle anzuheben. Bisher hatte die NJK aufgrund der angespannten Haushaltslage vom Recht der Abweichung Gebrauch gemacht und Gehälter nur mit einem Abschlag von 1,6 Prozent gezahlt. In der Diskussion um Gehälter und Arbeitszufriedenheit wurde außerdem der Antrag gestellt, Pastoren und Pastorinnen einen dienstfreien Sonntag im Vierteljahr zu gewähren, wie es in der Süddeutschen Konferenz seit einigen Jahren praktiziert wird. Der Antrag wurde an die Kommission für Ordinierte Dienste, das Personalgremium der NJK, verwiesen. Von diesem Gremium soll für die nächstjährige Konferenztagung ein Vorschlag erarbeitet werden, ob dies ein Weg sein kann, den pastoralen Dienst wieder attraktiver zu machen. 

Die Autoren

Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Kirchenmagazins »Unterwegs«. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Zur Information

Das Gebiet der Norddeutschen Konferenz umfasst 100 Gemeinden mit rund 9.900 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, sowie in Teilen von Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.