Alles hat seine Zeit
Am kommenden Montag, dem 20. November, öffnet der Weihnachtsmarkt in Bremerhaven seine Tore, so früh wie kaum ein anderer Weihnachtsmarkt. Dieser Beginn bereits in der Woche vor dem Ewigkeitssonntag rief die Gemeinden der Evangelischen Allianz in Bremerhaven auf den Plan. Auf Anregung von Christhard Elle, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), wurde eine Pressemeldung herausgegeben und eine Protestaktion mit 5.000 Postkarten angekündigt. Mit dem aufgedruckten Motto »Alles hat seine Zeit« wird darauf verwiesen, dass dem Kirchenjahr entsprechend die Woche vor dem Ewigkeitssonntag dem stillen Gedenken gewidmet ist und erst danach die Adventszeit beginnt.
Nordsee-Zeitung: Aktion, die zum Nachdenken anregt
»Seit die Pressemeldung veröffentlicht wurde, steht mein Telefon nicht mehr still«, erklärt der seit acht Jahren in Bremerhaven wirkende EmK-Pastor. Überrascht habe ihn vor allem die Rückmeldung und Unterstützung von Menschen, die mit der Kirche nicht mehr viel zu tun haben. »Wir sprechen damit offensichtlich ganz vielen Menschen, auch Nichtchristen, aus der Seele«, interpretiert Elle diese Unterstützung. Aufgrund der Pressemitteilung hatte sich auch die Nordsee-Zeitung des Themas angenommen. Im Kommentar zur Berichterstattung betont Thorsten Brockmann, Redakteur der Nordsee-Zeitung, dass der Konsum den Advent inzwischen »beherrscht«. Deshalb finde er es »wichtig und richtig, dass die Kirche uns mit ihrer Aktion zum Nachdenken anregt«. Die Vorweihnachtszeit beginne nach dem Totensonntag, »und manchmal ist sie eben kürzer und manchmal länger«. Dirk Scheider von der Bremischen Evangelischen Kirche und Pastor der »Großen Kirche« in Bremerhaven sieht das lockerer. Laut Nordsee-Zeitung genüge es ihm, dass der Totensonntag geschützt bleibe, was ein »Kernanliegen der Kirche« sei.
Rückendeckung vom Oberbürgermeister
EmK-Kollege Elle, der zur Aktion der Evangelischen Allianz auch von Radio Bremen ausführlich interviewt wurde, sieht das anders: »Wenn uns sogar die Gesellschaft in dieser Überzeugung unterstützt, sollten wir Christen nicht hinter unserer eigenen Überzeugung zurückbleiben«. Wenn Christen sich zu Wort meldeten, bleibe das nicht ungehört. »Das macht Mut, auch an anderer Stelle die Stimme zu erheben, wenn es drauf ankommt«, resümiert er die Ereignisse der letzten zehn Tage. Dafür bekam er auch vom Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz Rückendeckung, der erst in der zurückliegenden Woche nach längerer Krankheitspause an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war. »Wenn mir dieser Termin vorgelegt worden wäre, hätte ich mich eindeutig dagegen ausgesprochen«, ließ sich der OB in der Öffentlichkeit zitieren. Den vorverlegten Beginn des Marktes finde er »nicht gut«. Er habe die städtische Tourismusförderung angewiesen, in Zukunft »sensibler mit den christlichen Traditionen umzugehen und derartige Terminkollisionen zu vermeiden«.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.