Themenzentrum beim Kirchentag Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»... damit das heute nicht mehr passieren muss«

Nur als »Holzkirche« bekannt: die Christuskirche der EmK im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Beim Kirchentag leuchtet der Regenbogen - auch ohne Regen.
Nur als »Holzkirche« bekannt: die Christuskirche der EmK im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Beim Kirchentag leuchtet der Regenbogen - auch ohne Regen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die Gemeinde der EmK in Berlin-Friedrichshain wurde als »Kirchentagskirche« ausgewählt. Der thematische Schwerpunkt wurde zur Herausforderung.
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Die als »Holzkirche« bekannte Christuskirche der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) im Berliner Stadtteil Friedrichshain ist »Kirchentagskirche«. »Dazu sind wir von der Kirchentags-Leitung angefragt worden«, erklärt der für die Holzkirche zuständige Gemeindepastor Holger Sieweck. Die Zusage erfolgte schnell und einmütig.

»Begegnung und Gespräch ist uns wichtig«

Als der im nahen Tagungszentrum angesiedelte thematische Schwerpunkt »Zentrum Regenbogen« bekanntwurde, führte das zu einer erneuten Beratung im Gemeindevorstand, weil die EmK-Gemeinde während des Kirchentags damit Begegnungsstätte für Menschen mit vielfältigen und unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Neigungen werden sollte. »Da auch bei uns in der Kirche diese Fragen diskutiert werden, haben wir bewusst ›Ja‹ gesagt«, erklärt Sieweck die vor rund einem Jahr aufgekommene Entscheidungssituation. »Wir wollten das aufnehmen und damit auch ein Zeichen setzen, dass Begegnung und Gespräch mit diesen Menschen auch bei uns wichtig sind.« Während des Kirchentags sind die Erfahrungen »bisher nur positiv«, erzählt der Gemeindepastor zum Tagesausklang am Telefon, während im Hintergrund noch Gesprächsfetzen vom »Gute-Nacht-Café« hörbar sind.

Ganz beeindruckt ist Sieweck von einer über 70-jährigen Kirchentags-Mitarbeiterin, die ihm erzählte, wie sie als junge Frau den Kontakt zur ihrer Mutter verlor. Mit 25 Jahren sei sie zu ihrer Freundin gezogen. Als sie das ihrer Mutter damals offenbarte, habe diese daraufhin den Kontakt zu ihr komplett abgebrochen. »Damit das heute nicht mehr passieren muss, bin hier und arbeite im ›Zentrum Regenbogen‹ mit«, beschreibt sie Sieweck gegenüber ihre Leidenschaft für nicht normierte Menschen und den Auftrag, dass Kirchen und Gemeinden sich der Begegnung mit diesen aufrichtig stellen müssten.

Aufeinander zugehen

Der für das thematische Kirchentags-Zentrum zuständige Leiter, Thomas Beckmann, ist angetan von der heimeligen Holzkirche mit rückwärtigem Gemeindegarten. In den Räumen der Kirche finden Beratungsgespräche statt, im Garten werden Kuchen und Getränke angeboten und finden an Biertischgarnituren Begegnungen und fröhliches Miteinander statt. Beckmann, der als Theologe Religionslehrer ist und in der Evangelischen Landeskirche als Prädikant predigt, betont die ausgesprochen gute Zusammenarbeit mit der EmK-Gemeinde. »Wir sind dankbar, dass wir nicht in einem sterilen Tagungszentrum sein müssen, sondern hier in dieser Kirche unser Angebot machen können.« Als ehrenamtlicher Mitarbeiter der ökumenischen Arbeitsgruppe »Homosexuelle und Kirche« (HuK) blickt er auf eine jahrelange Mitarbeit bei Kirchentagen zurück. Die gesellschaftliche Akzeptanz sei für Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen inzwischen viel besser. Deshalb hätten sich die Zahlen der Beratung suchenden Menschen bei diesem Kirchentagsangebot in den letzten Jahren verringert. Das sei, so Beckmann, ein gutes Zeichen. Trotzdem, meint er, bleibe das noch ein Thema in Landes- und Freikirchen. Sein Wunsch ist, dass Öffnung und aufrichtiges »Aufeinander-Zugehen« weiter deutlich wachsen. »Wir sind noch nicht dort, wo es sein könnte.«

Empfehlung an EmK-Gemeinden in Kirchentags-Städten: Mitmachen

»Der Kirchentag ist eine tolle Chance, miteinander Ökumene zu leben«, beschreibt Sieweck seine Erfahrung als Pastor einer »Kirchentagskirche«. Er empfiehlt EmK-Gemeinden, die in künftigen Kirchentags-Städten liegen »unbedingt mitzumachen«. »So eine Chance gibt es nur einmal, und die sollte ergriffen werden«, ist der »Holzkirchen-Pastor« überzeugt. Im Hintergrund ist immer noch die Atmosphäre des Nacht-Cafés zu hören, und Sieweck wendet sich wieder seinen Gästen zu.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.