Evangelischer Kirchentag Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Der Welt etwas zurückgeben

EmK-Bischof B. Michael Watson aus den USA im Gespräch mit Melinda Gates beim Kirchentag in Berlin
EmK-Bischof B. Michael Watson aus den USA im Gespräch mit Melinda Gates beim Kirchentag in Berlin
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Wie kann 700 Millionen Menschen geholfen werden aus der Armut zu entkommen? Eine Podiumsdiskussion mit Entwicklungsminister Müller und Melinda Gates.
2 Minuten

»Eine Welt ohne Hunger ist möglich«, erklärte der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller bei einer der Hauptvortragsveranstaltungen während des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Berlin. Der Bundesminister und Melinda Gates, die Vorsitzende der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, waren die Hauptredner einer der Hauptveranstaltungen am gestrigen Donnerstag beim Kirchentag unter dem Thema »Der Not ein Ende machen«.

Um die in vielen Teilen der Welt vorhandene Not zu lindern »müssen wir neu teilen lernen«, betonte der Entwicklungsminister. Das Teilen finde auch dadurch statt, dass nicht nur »in unserem Land« auf ökologische und soziale Standards geachtet werde. »Wir brauchen weltweit vereinbarte ökologische und soziale Mindeststandards«, so der Minister, damit Menschen an den in arme Länder verlagerten Produktionsstandardorten aus der Armut geführt würden. »Wir stehen an einer Weggabelung«, erklärte der Minister. »Wenn wir einfach so weitermachen, stehen wir mit unserem Planeten vor einer Apokalypse«, so seine drastische Schlussfolgerung. Aus seiner Sicht sei die Alternative, »die Schöpfung zu bewahren«. »Das ist ein Paradigmenwechsel!«, zu dem Müller besonders »die junge Generation« einlud. Luther habe bereits als junger Mensch die Welt verändert. »Wir brauchen mehr Mut bei der jungen Generation«, forderte der Minister besonders die jungen Kirchentagsbesucher auf, Verantwortung zu übernehmen und an diesem Paradigmenwechsel mitzuwirken.

Melinda Gates, die zusammen mit ihrem Ehemann und Microsoft-Unternehmensgründer Bill Gates die »Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung« gründete und leitet, betonte ebenfalls die Möglichkeiten der in die Verantwortung nachrückenden jungen Leute. Diese müssten durch die Eltern aber auch darauf vorbereitet werden. Ihr selbst sei es wichtig gewesen, »unsere eigenen Kinder zu lehren, dass sie ihre Gaben zu entwickeln haben«. Darin hätten sie ihre Kinder gefördert und ihnen dann gesagt: »Jetzt seid ihr dran! Ihr habt die Aufgabe, der Welt etwas zurückzugeben, das ihr geschenkt bekommen habt.« Außerdem betonte die Vorsitzende der weltweit größten und finanzkräftigsten privaten Stiftung, dass es wichtig sei, besonders Frauen in den Entwicklungsländern zu fördern und ihnen eine eigenständige und mündige Lebensweise zu ermöglichen. »Wenn Frauen nicht gefördert werden, kann die Welt nicht verändert werden«, betonte Gates nachdrücklich.

Der US-amerikanische evangelisch-methodistische Bischof Michael Watson, Ökumenebeauftragter des internationalen Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche, zeigte sich erstaunt über die große Zahl interessierter Zuhörer bei dieser Veranstaltung. Das kirchliche Engagement in Verbindung mit politischem Interesse und der Bereitschaft, die Geschicke der Welt als Christen positiv mitzugestalten »beeindrucken mich zutiefst«, erklärte er. Dass über 2.000 Menschen bei einer Vortragsveranstaltung geradezu »gebannt zuhören« und sich darüber Gedanken machen »was ihr Beitrag ist, die Welt zu verändern«, sei für ihn »eine ganz neue Erfahrung beim Kirchentag«.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de