Glauben mehrsprachig Von H. Kügler, S. Klug  | 

Glauben lernen in der Muttersprache

Katrina, Farhad, Pastor Bayat Egli und Mostafa beim Bibelstudium
Katrina, Farhad, Pastor Bayat Egli und Mostafa beim Bibelstudium
Bildnachweis: privat
Die Erlöserkirche in Wetzlar bietet eine Bibelstunde auf Farsi an. Hier können Menschen aus dem Iran und Afghanistan in ihrer Muttersprache über den Glauben an Jesus Christus sprechen.
2 Minuten

Seit etwa zweieinhalb Jahren findet auf Einladung der EmK-Gemeinde in Wetzlar einmal in der Woche eine Bibelstunde auf Farsi statt. Geleitet wird sie von Bayat Egli, dem Pastor einer iranischen Gemeinde in Gießen. In der Bibelstunde kommen zwischen zwölf und 25 Personen zusammen, die Meisten davon aus dem Iran, einige aus Afghanistan. Die Meisten von ihnen sind erst vor wenigen Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Dem Kreis haben sich aber auch Iraner angeschlossen, die schon einige Jahre in Deutschland leben und hier heimisch geworden sind.

Neugierig auf den christlichen Glauben

Die Lebensgeschichten der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich. Fast alle sind als Muslime geboren und aufgewachsen. Sie galten als Muslime bis vor wenigen Monaten. Aber zu diesem Glauben hatten sie keine innere feste Bindung aufbauen können. Andere hatten bereits in ihrer Heimat Kontakt zu christlichen Gemeinden gehabt. Eines haben alle gemeinsam: Sie alle sind neugierig auf den christlichen Glauben. Nach einer Einführung in einen biblischen Text geht die Gruppe in der Bibelstunde den Text gemeinsam durch. Dabei werden Fragen aufgeworfen und Antworten gesucht. Im Bibelgespräch ergeben sich immer wieder interessante Diskussionen – herausfordernd und bereichernd zugleich, erklärt die Homepage der Gemeinde. Außerdem bleibt viel Raum für persönliche Anliegen. Die Gespräche können bei dem Angebot der »Offenen Kirche«, das im Anschluss stattfindet, fortgeführt und vertieft werden. Das Sprechen über den Glauben in der Muttersprache ist deswegen besonders wichtig, weil es viele Missverständnisse gibt, wenn man die Kultur der Migranten nicht versteht und ihren bisherigen muslimischen Glauben. Gerade bei den ehrlichen und suchenden Menschen ist es wichtig, ihre Beweggründe nachzuempfinden und ihnen die richtigen Antworten auf ihre Fragen zu geben.

Die Muttersprache ist eine Brücke

»Seit ich hier in meiner Sprache das Wort Gottes kennengelernt habe, konnte ich im Glauben wachsen und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufbauen. « So berichtet der Iraner Farhad über die Bibelstunde. »Inzwischen bin ich auch in der EmK getauft. Ich habe noch viele Fragen zur Bibel und hier kann ich sie stellen und bekomme Antworten, die mir weiterhelfen.« Einige von den Besuchern der Bibelstunde kommen auch sonntags in die Gottesdienste der Gemeinden in Braunfels und in Wetzlar. Flankiert wird die Bibelstunde auf Farsi durch das Angebot »BAD – Bibellesen auf Deutsch«. Dazu gibt es noch Spieleabende, Essen und Gesprächsgruppen bei Gemeindegliedern zu Hause, um die Kontakte zu vertiefen. Patenschaften mit den Migranten sind für unsere neuen Freunde sehr wichtig. In den letzten drei Jahren wurden etwa zwölf Iraner im Gottesdienst getauft – fast alle haben über längere Zeit die Bibelstunde auf Farsi besucht. Die Pastoren Bayat Egli und Steffen Klug haben zur Vorbereitung der Taufe intensive Gespräche mit ihnen geführt. Und die Täuflinge haben zuvor viele Gottesdienste erlebt und mitgefeiert. Das Gemeindesein ist keine Einbahnstraße: Bei vielen praktischen Arbeitseinsätzen und in der WesleyScouts-Arbeit sind die Migranten mit Herz, Lebensfreude und Tatkraft in den Gemeinden dabei.