Sich auf den Weg zu den Menschen machen
Mit dem Konferenzgemeindetag ist am 25. Juni in Heilbronn die Tagung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (SJK) zu Ende gegangen. Seit dem 21. Juni hatten die rund 400 Delegierten des Kirchenparlaments der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) Süddeutschlands in Neustadt an der Weinstraße getagt und unter dem Thema »Dranbleiben« Weichen für die Arbeit in den kommenden Jahren gestellt.
Sich mit Jesus an die Ränder der Gesellschaft aufmachen
»Hingehen, wo Jesus ist«, dazu ermutigte Harald Rückert, der Bischof der EmK in seiner Predigt im Abschluss-Gottesdienst der SJK. Das bedeute aber, dass dies zu Orten und Menschen führe, »die wir uns selbst nie gesucht hätten«, sagte er vor den gut 2.000 Besuchern in der Redblue-Arena in Heilbronn. Genau diese Bereitschaft von Menschen, die an Jesus Christus glauben, benötige die Gesellschaft. »Dranbleiben« an Jesus Christus, so das Thema der Konferenz, bedeutet Rückert zufolge, »sich mit Jesus zu denen aufmachen, die an den Rändern der Gesellschaft sind: Menschen mit gebrochener Lebensgeschichte oder denen alle Sicherheit und Hoffnung, ihr Zuhause und oft auch ihre Würde geraubt wurde«.
Strategie für Mission und Gemeindewachstum wird fortgesetzt
Die meisten Gemeinden der EmK in Süddeutschland wollen sich in den kommenden vier Jahren mit dem Thema »Glaube und Nachfolge« beschäftigen. Das ergab eine Umfrage zu dem im Vorjahr verabschiedeten Strategiepapier, in dem die EmK-Gemeinden animiert werden, künftig noch mehr missionarisch aktiv zu sein. Das erklärten die Superintendenten Carl Hecker (Heidelberg), Markus Jung (Nürnberg), Johannes Knöller (Pfullingen bei Reutlingen) und Siegfried Reissing (Stuttgart) in ihrem Bericht an die Konferenz. In der regen Diskussion über die Weiterarbeit am Strategiepapier ging es unter anderem darum, worauf die Gemeinden sich künftig konzentrieren sollten. Wie die Superintendenten erklärten, werde in dem meistgenannten Bereich 5 des 7-Punkte-Papiers »auch die Sehnsucht deutlich, dass Glauben und Nachfolgen noch mehr im Leben der Einzelnen und der Gemeinde Gestalt gewinnen möge«. Das zeige, dass die Gemeinde von vielen nicht genügend als »geistlich-spiritueller Ort« erfahren werde. Die Superintendenten widersprachen der Ansicht, dass Gemeinden erst dann auf andere Menschen zugehen könnten, wenn sie zu sich selbst und ihrem Glauben gefunden hätten. Vielmehr »finden sie ihre Selbstvergewisserung im Glauben vor allem, indem sie sich auf den Weg zu den Menschen machen«. Die Umfrage ergab zudem, dass viele Gemeinden sich auch mit den Fragen beschäftigen, welche Immobilien weiterhin benötigt werden, auf welche Gebäude man besser verzichten solle und wo neu gebaut werden müsste.
Für die Weiterarbeit im kommenden Jahrviert sollen die Gemeinden sich mit je vier Bereichen des 7-Punkte-Papiers beschäftigen und daraus Arbeitsschwerpunkte für die Gemeindearbeit ableiten. Die Superintendenten erwarten sich davon, dass dieser Prozess die Gemeinden und die gesamte Konferenz verändern werde.
Jugendkirche erhält Planungssicherheit
Die evangelisch-methodistische Jugendkirche »Espirito« in Karlsruhe erhielt von der SJK Planungssicherheit für die nächsten acht Jahre mit finanziellen und personellen Zusagen. Üblicherweise werden solche Beschlüsse nur für maximal vier Jahre getroffen. Der jetzt beschlossene Zeitraum ist also doppelt so lange wie sonst üblich. Hinzu kommt, dass die in Frankfurt am Main ansässige Bethanien-Diakonissen-Stiftung (BDS) die Trägerschaft des dazugehörigen Karlsruher Jugendzentrums übernimmt und künftig die Aufsicht und Weiterentwicklung dieser Einrichtung federführend gestaltet. Dazu wird ein Übertragungs- und Kooperationsvertrag zwischen der SJK und der BDS geschlossen. Der Leiter der Jugendkirche, Dominic Schmidt, und die Sozialpädagogin Lisa Lang wurden in ihren Aufgaben von der SJK bestätigt.
Einsatz für getaufte und von Abschiebung bedrohte Asylbewerber
Die Mitglieder der SJK schließen sich dem Aufruf der »Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat« an. Dieser Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher, politischer und kirchlicher Gruppen tritt Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt entgegen und setzt sich ein für eine sachliche Einwanderungsdebatte, die Achtung der Grundrechte und das Gewaltmonopol des Staates.
Außerdem wurde der Beschluss gefasst, sich für in EmK-Gemeinden getaufte Asylbewerber einzusetzen, die von Abschiebung in Risikostaaten bedroht sind. Dazu soll eine Arbeitsgruppe Beispiele von betroffenen Personen sammeln, um mit konkreten Fallbeschreibungen an Entscheidungsträger heranzutreten. Damit, so der Gedanke, solle darauf hingewirkt werden, in diesen Fällen Abschiebungen zu verhindern oder auszusetzen.
Von Personen
Als Pastoren und Pastorinnen ins Probeverhältnis wurden sieben Personen aufgenommen. Sven Batram, Rebekka Held, Thomas de Jong, Tabea Münz, Flemming Nowak, Manuel Stemmler und Raphaela Swadosch. Als Lokalpastorinnen wurden Angelika Grob und Gilian Horton-Krüger aufgenommen.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Weiterführende Links
Zur Information
Die Süddeutsche Konferenz umfasst 242 Gemeinden mit rund 28.250 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teilen von Nordrhein-Westfalen. Die nächste Tagung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz findet vom 13.-17. Juni 2018 in Gerlingen bei Stuttgart statt.
Aktuelle Zahlen (2016)
Einnahmen: 12,9 Millionen Euro (Vorjahr 13 Millionen)
Davon per Umlage aus den Gemeinden: 12 Millionen (11,8 Millionen)
Personalausgaben: 10,2 Millionen Euro (10,1 Millionen)
Kirchenglieder: 15.373 (15.465)
Kirchenangehörige: 12.862 (12.898)
Gemeinden: 242 (244)
Die sieben Punkte des »Strategie-Papiers«
(1) Mission. Zielsetzung: Menschen in die Nachfolge Jesu einladen (Platz 2 in der Gemeindeauswertung)
(2) Zahlen und Immobilien. Zielsetzung: Die belastende Diskussion über fehlendes Geld und Gebäudeerhalt überwinden (Platz 3 in der Gemeindeauswertung)
(3) Kontext und gesellschaftliches Umfeld. Zielsetzung: Auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren
(4) Prägung und Struktur. Zielsetzung: Organisation auf ein Mindestmaß zu reduzieren, wie es für eine methodistisch geprägte Gemeindearbeit nötig ist
(5) Glaube und Nachfolge. Zielsetzung: Klarheit in Glaubensfragen gewinnen und Freiheit im Denken bewahren (Platz 1 in der Gemeindeauswertung)
(6) Soziales Engagement. Zielsetzung: Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen ein angemessenes Angebot der Begleitung machen
(7) Kirche in Vielfalt. Zielsetzung: Gemeinden sollen ein Abbild der vielfältigen Gesellschaft darstellen