Verwaltung als Gabe Gottes
Am Donnerstag vergangener Woche verstarb Kurt Kumm im Alter von 92 Jahren. Als Leiter der Kirchenkanzlei der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) war er vierundzwanzig Jahre lang rechte Hand des amtierenden Bischofs und Ansprechpartner für Hauptamtliche und Gemeinden in allen Fragen der kirchlichen Verwaltung. Seinen Ruhestand verbrachte er im westlich von Frankfurt am Main gelegenen Taunusstädtchen Neuenhain.
Gemeindedienst mit Hingabe
Kurt Kumm wurde 1929 in Grötzingen bei Karlsruhe geboren. Nach einer Ausbildung als Werkzeugmacher arbeitete er zunächst als Stahlformenbauer, bevor er als Zwanzigjähriger in den pastoralen Dienst der Methodistenkirche eintrat. Nach zwei Jahren als damals sogenannter »Hilfsprediger« und vier Jahren Studium am Theologischen Seminar der Methodistenkirche in Frankfurt am Main begann 1955 sein Dienst als Gemeindepastor in Wiesbaden. Bis 1968 folgten weitere Stationen in Pforzheim, Duisburg und Düsseldorf. Den Menschen seelsorgerlich zugewandt versah er seinen Dienst als Pastor, den er mit Hingabe lebte.
Verantwortliche Haushalterschaft
Viele Menschen kannten ihn allerdings nur in seiner Funktion als Leiter der Kirchenkanzlei. Für ihn selbst, der die Gemeindearbeit liebte, kam diese Aufgabe überraschend. Carl Ernst Sommer, der damalige erste und neu im Amt befindliche Bischof für die gerade aus Methodistenkirche und Evangelischer Gemeinschaft vereinigte Evangelisch-methodistische Kirche, berief ihn zum Leiter des mit der Vereinigung neu geschaffenen Bischofsbüros, wie es damals noch hieß. Mit dieser Berufung wendete der Pastor seine bisherige Leidenschaft für die Gemeinde nun einer gut funktionierenden Kirchenverwaltung zu. Er sah darin eine Dimension verantwortlicher Haushalterschaft für die »mancherlei Gaben Gottes«, wie es im ersten Petrusbrief heißt (1. Petrus 4,10).
Mahner und Bewahrer
»Struktur und Inhalt der Arbeit der Kirchenkanzlei war im Wesentlichen sein Werk«, beschreibt der frühere Bischof Walter Klaiber Kumms Leistung. Dass er diese Aufgabe gerade in der Zeit der Kirchenvereinigung übernahm, »war ein Segen«, so Klaiber. Es habe nichts gegeben das »einfach ›nach Vorgang‹« habe erledigt werden können. Ein ausgezeichnetes Gedächtnis und seine Fähigkeit, sich schnell in die wachsende Zahl kirchlicher und in die sich noch schneller vermehrende Fülle staatlicher Regelungen einzuarbeiten, sei ihm dabei zu Hilfe gekommen. Wie sehr ihn die Arbeit mit dem Kirchenrecht fesselte, zeigt eine Aussage, die er selbst einmal tätigte: »Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich am liebsten noch Jura studiert.«
Dass er in seiner Funktion und Verantwortung immer wieder auch auf die Einhaltung von Regeln und Ordnungen pochen musste, gehörte zur Aufgabe im Rahmen einer Verwaltungsstelle. »Für manche war er in dieser Hinsicht ein unbequemer Mahner«, beschreibt Klaiber das Handicap eines Verwaltungsfachmanns. »Aber er hat dadurch die Kirche auch davor bewahrt, in Konflikt mit Recht und Gesetz zu kommen«, ist Klaiber überzeugt. Kumms Kenntnis von Gesetzen und Vorschriften habe ihn dazu befähigt, »in schwierigen Situationen Lösungswege vorzuschlagen«. Dabei habe er »als sehr haushälterischer Verwalter kirchlicher Finanzen immer wieder Wege gefunden, wichtige Projekte zu finanzieren«.
Verlässlicher Partner
»In meiner Zeit als Bischöfin begegneten mir immer wieder Geschwister aus der Ostdeutschen Konferenz unserer Kirche, die sich dankbar über Kurt Kumm äußerten«, erinnert sich Rosemarie Wenner an ihre Dienstzeit als Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche für Deutschland. Noch in DDR-Zeiten und vor allem während der Wendezeit sei Kumm »ein verlässlicher Partner« gewesen, »der die Verbindungen hielt und dann auch den Vereinigungsprozess der Kirche mitgestaltete«.
Wissensdurst bis ins hohe Alter
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand lebte Kurt Kumm von 1992 an zunächst in Karlsruhe-Durlach, bevor er nach Neuenhain umzog. Auch im Ruhestand blieb er wissensdurstig und besuchte mit seiner Enkeltochter Vorlesungen in der »Uni des dritten Lebensalters«. Vor zehn Jahren wurde bei ihm eine vaskuläre Demenz diagnostiziert, die es ihm zunehmend unmöglich machte, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Am frühen Morgen des 21. Oktober 2021 ist er im Schlaf im Alter von 92 Jahren in die Ewigkeit abberufen worden. Er hinterlässt seine Frau, Esther Kumm, sowie die beiden Kinder mit ihren Familien.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.