Schwimmen für guten Zweck Von Michael Vitzthum (kur)  | 

Waiblinger Schwimm-Marathon

Beachtliche 400 Kilometer geschwommen: die Gruppe der EmK-Waiblingen beim Waiblinger DLRG-Schwimm-Marathon
Beachtliche 400 Kilometer geschwommen: die Gruppe der EmK-Waiblingen beim Waiblinger DLRG-Schwimm-Marathon
Bildnachweis: Markus Bauder und EmK-Waiblingen
Die EmK-Waiblingen nahm an einem von der DLRG veranstalteten 24-Stunden-Schwimmen teil. Die 400 Kilometer lassen über 10.000 Euro Spenden erwarten.
4 Minuten

Beim vermutlich letztmalig durchgeführten zehnten 24-Stunden-Schwimmen der DLRG-Waiblingen (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) hat auch eine Gruppe der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) Waiblingen teilgenommen. Mit der Teilnahme sollten je geschwommenem Kilometer Sponsorengelder erzielt werden, die dem Projekt »Eine hellere Zukunft für Kinder« in Buchanan, im westafrikanischen Liberia, zugutekommen. Dieses Projekt wird von der EmK-Weltmission unterstützt und war die Schwimm-Motivation der Waiblinger »EmK-ler«, die sich bei diesem Schwimm-Marathon engagierten.

Mit exakten 398,8 Kilometern landete die aus 51 Personen (16 Männer, 11 Frauen, 4 Jugendliche männlich, 2 Jugendliche weiblich, 12 Jungs und 6 Mädchen) bestehende EmK-Gruppe hinter der DLRG (471 km) auf dem zweiten Platz. Die jüngsten Schwimmer der EmK waren 3 Jahre alt und sind jeweils 1 km geschwommen, der älteste EmK-Schwimmer war 58 Jahre alt und ist 17 km geschwommen. Die 15jährige Jule Bauder schwamm 22,5 km und hat den dritten Platz in ihrer Altersklasse erreicht.

Michael Vitzthum, ein Kirchenglied der Waiblinger EmK-Gemeinde berichtet:

Ziel: Viele Kilometer und viele Spenden
Das Wetter war angenehm warm, die Sonne fand immer wieder Platz zwischen harmlos aussehenden freundlichen Wolken und das Wasser des Schwimmbeckens schimmerte blau, als ich unser Mannschaftszelt erreichte. Der »harte Kern« der Schwimmerinnen und Schwimmer aus unserer Gemeinde, die bei diesem zehnten und wohl letzten 24-Stunden-Schwimmen der DLRG-Waiblingen teilnehmen wollten, ist schon da. Dazu gehört auch Stephen, der Initiator, Organisator und Motivator bei unserem Versuch, noch vor der DLRG wieder die Gruppenwertung zu gewinnen und so viele Sponsorengelder wie möglich zu »erschwimmen«. »Katze« Hellmann ist auch schon da und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Ein paar Teenies haben schon ihre Matten im Zelt ausgebreitet und sich für die paar Stunden Schlaf, die sie heute bekommen werden, eingerichtet. Auf dem Verpflegungstisch liegen Bananen und hochkalorische Snacks bereit. Die Spannung steigt, bald geht es los. Kurz vor 19 Uhr sind alle Teilnehmer am Rand des Beckens, ausgestattet mit Schwimmbrille und Transponder, einem Signalgeber, der die Bahnen zählt. Dann geht es los. Innerhalb weniger Sekunden sind 80 bis 100 Personen im Wasser, die ihre Bahnen ziehen. Auf der linken Bahn sind die schnellen, die nur kraulen und trainiert sind. Auf der rechten die kleinen Kinder und »Gemütlich-Schwimmer«. Die drei Bahnen dazwischen sind für alle anderen. Und das sind viele. Fast 500 Schwimmer werden am Ende gezählt. Viele sind nur für ein paar Stunden hier, etliche bleiben über Nacht.

Nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam
Ich hatte im Vorfeld versucht, etwas zu trainieren, aber das hat nicht so gut geklappt. Es musste also auch ohne richtiges Training gehen. Anders bei der elfjährigen Deborah, die Mitglied im Schwimmverein ist. Mit ihrem Ganzkörper-Badeanzug sieht sie richtig professionell aus. Und sie schwimmt auch so. Mittlerweile hat jeder seine Bahn gefunden, schwimmt in ruhigen, gleichmäßigen Zügen vor sich hin, immer darauf bedacht, nicht aus der Spur zu kommen, weil sonst der Zusammenstoß mit dem entgegenkommenden Schwimmer unvermeidlich ist. Auch zu schnell oder zu langsam darf ich nicht schwimmen, weil ich sonst entweder überholt werde oder auf die vor mir schwimmende Person aufschwimme. Aber ich habe Glück und kann für viele Bahnen ungestört vor mich hinschwimmen. Das Blinken und Piepen der Signalgeber signalisiert, dass jede Bahn gezählt wird. Gut so.

Nach Mitternacht ist viel Platz
Nach 90 Minuten die erste Pause, Beine dehnen, warm duschen, etwas trinken, einen Snack einschieben und die Beine vertreten. Dann geht es wieder ins Wasser. Wieder wird die richtige Bahn gesucht, wieder finde ich gut meinen Rhythmus. Die Nacht bricht an, die Scheinwerfer des Technischen Hilfswerks (THW) leuchten das Gelände hell aus und erzeugen eine etwas unwirkliche Atmosphäre. Die nächste Pause, wieder dehnen, duschen, trinken, Beine vertreten. Nach der Zwischenwertung um Mitternacht wird das Becken leerer und es lässt sich angenehmer schwimmen. Jetzt sind nur noch fünf bis zehn Schwimmer pro Bahn unterwegs. Bahn folgt auf Bahn, Piep auf Piep. Im Hintergrund zählt der Computer mit. Gegen 6.30 Uhr muss ich aufhören, ausruhen, schlafen. Auf dem Feldbett ist es eigentlich kuschelig, aber der Adrenalinspiegel ist zu hoch, ich finde kaum Schlaf. Um acht Uhr: Frühstück; annähernd 30 Waiblinger sitzen an den Tischen und lassen sich frischen Kaffee, Saft und Brötchen schmecken. Frisch gestärkt geht es dann wieder ins Becken und der Kampf um die Kilometer geht weiter. Gegen Mittag lässt so allmählich meine Kraft nach, mein linkes Schienbein schmerzt. Also muss ich langsamer machen, doch meine eigene Bestleistung will ich schon noch erreichen; also weiter. Gegen 16.30 Uhr ist es geschafft. Hinter mir liegen 17 Kilometer und einhundert Meter. Mehr geht nicht, ich kann fast nicht mehr laufen.

Die Anstrengung hat sich gelohnt
Am Zelt tauschen wir uns aus und muntern uns auf, bewundern die Leistungen der anderen. Und die sind enorm. Deborah (11) schafft 14 km, Miriam (15) 16,1 km, ihr Bruder Fabian (12) kommt sogar auf 20 km und verpasst damit knapp einen Podestplatz. Den erreicht mit 22,5 km Jule (15), die stolz die Trophäe und den Applaus für den dritten Platz in ihrer Altersklasse entgegennehmen darf. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Insgesamt sind wir als EmK-Waiblingen fast 400 km geschwommen. Wie viel das in Sponsorengeldern sein wird, ist noch offen, aber wir rechnen mit weit mehr als 10.000 Euro.

Der Autor

Michael Vitzthum ist Kirchenglied der EmK in Waiblingen und Leiter der Geschäftsstelle der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Kontakt: michael.vitzthum(at)emk.de.