Wem verdanken Sie etwas?
Grundhaltung: »Dankbar«, war die Antwort eines Mannes, als ich ihn nach seinem Ergehen fragte. Da er aufgrund seines Alters schon lange das Haus nicht mehr verlassen konnte, freute er sich, wenn jemand zu Besuch kam. Was er mir mit seiner Antwort zwischen den Zeilen sagen wollte, hatte ich in diesem Moment schon verstanden: »Ich will gar nicht jammern, eigentlich geht’s mir leidlich und ich bin nicht undankbar. Lass uns über was anderes reden.«
Kann man sich das vornehmen, eine dankbare Grundhaltung zum Leben einzunehmen und durchzuhalten? Ist das gemeint, wenn der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessalonich schreibt: »Seid dankbar in allen Dingen«? Einerseits beeindruckt es mich, wie diese Einstellung dem alten Bruder offenbar half, mit Schmerzen, Kummer und dem Alleinsein zurechtzukommen. Er richtet seine Aufmerksamkeit nicht auf das, was beschwerlich und traurig ist, sondern darauf, was noch einigermaßen gut ist oder jedenfalls nicht schlecht. Andererseits kommt mir das nicht sehr lebendig und fröhlich vor. Deswegen stelle ich die Frage: Kann es nicht auch aktivere und kreativere Formen der Dankbarkeit geben, sodass wir aus der Haltung zum Handeln kommen? Drei kleine Schritte möchte ich Ihnen zum Erproben vorschlagen:
Wem verdanken Sie etwas?
Machen Sie sich bewusst, wer in Ihrem Alltag und in der Gemeinde etwas für Sie tut. Wem verdanken Sie etwas in den verschiedenen Bereichen ihres Lebens? Sprechen Sie Ihren Dank aktiv aus: zum Beispiel für den Nachbarn, der den Müll runterbringt. Denken Sie sich ein kleines Zeichen der Dankbarkeit aus und sprechen Sie den Dank auch aus. Schreiben Sie dem verlässlichen Postboten selbst einen Brief Ihres Dankes. Bedanken Sie sich bei den Angestellten im Supermarkt für Ordnung und Sauberkeit und beim Kassierer für seine Geduld oder Ehrlichkeit. Üben Sie Dankbarkeit ein gegenüber den Personen, die Ihre Gemeinde zu dem Platz machen, an dem Sie Gott begegnen können. Danken Sie derjenigen, die die Fächer bestückt genauso wie dem Organisten oder der, die den Abwasch übernimmt.
Was war heute erfreulich, überraschend oder versöhnlich?
Seit einigen Jahren benutze ich die Schreibausgabe der Losungen. Hier versuche ich ein positives Tagebuch in Stichworten zu führen. Ich schreibe auf, was an diesem Tag für mich erfreulich, überraschend oder versöhnlich war. Ich werfe einen Blick auf das Gute, das ich erlebt habe. Was gab mir Trost oder neue Hoffnung? Manchmal reicht der Platz kaum aus für die vielen Gründe, dankbar zu sein. An anderen Tagen bleibt nur noch die Losung, um mir klar zu machen: Ich kann dankbar sein, Gott ist ja da, an meiner Seite.
Kollekte als Dankopfer geben
In ghanaischen Gemeinden ist die Kollekte kein stummes, verschämtes Geldgeben in ein unauffälliges Körbchen. Um das Dankopfer einzulegen, gibt es eine glitzernde Schale mitten im Raum. Minutenlang tanzen die Menschen nach vorne zur funkelnden Schale, um ihr Dankopfer einzulegen. Ist Ihre Kollekte ein Dankopfer? Ich habe gelernt, Kollekte zu geben ist eine Form des Gebetes, eine Art des Jubels über Gottes Güte. Wenn ich gebe, dann denke ich an Gottes Güte. Und ich vertraue mich Ihm an, vertraue darauf, dass Gott mich versorgen wird. Dabei hoffe ich dankbar darauf, dass er etwas aus meinen Gaben machen kann. Könnte Erntedank nicht bedeuten: Wir machen ein Fest daraus, Gott zu danken – am besten das ganze Jahr lang.
Entnommen aus »unterwegs« 20/2017