Wort auf den Weg Von Andreas Kraft  | 

Das Wachsen von Gemeinde hängt manchmal ganz einfach davon ab, wie wir geben

Andreas Kraft mit Gedanken zu einem Vers aus dem ersten Brief des Paulus an Timotheus
Andreas Kraft mit Gedanken zu einem Vers aus dem ersten Brief des Paulus an Timotheus: »Den Reichen gebiete, gerne zu geben und behilflich zu sein!« (1.Timotheus 6, 17+18)
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Andreas Kraft mit Gedanken zu einem Vers aus dem ersten Brief des Paulus an Timotheus : »Den Reichen gebiete, gerne zu geben und behilflich zu sein!« (1.Timotheus 6, 17+18)
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Kürzlich hatte ich Zeit für »ein paar Schritte«. Es war Montag, herrliches Wetter bei angenehmen Temperaturen … und weil ich nicht wieder die vertrauten Wege gehen wollte, stieg ich in die S-Bahn in unmittelbarer Nähe und fuhr zum Potsdamer Platz.

In Sichtweite die Kuppel des Reichstagsgebäudes, nahe beim Brandenburger Tor ging es los, immer am südlichen Rand des Tiergartens entlang. Ein Botschaftsgebäude nach dem anderen, spannende Architektur, nobler Reichtum. Weiter ging es in die Budapester Straße und zum Breitscheidplatz, den Kurfürstendamm entlang und wieder zurück. Die ganze Zeit über das Gefühl, in einer unendlich wohlhabenden Atmosphäre zu laufen, internationale Unternehmen, Weltläufigkeit – und Geld. Viel Geld.

Berlin kann auch anders. In Moabit oder Neukölln oder Hellersdorf sieht die Sache schon völlig anders aus – wenn auch nicht in allen Ecken dieser Stadtteile: Abgekämpfte Gesichter, Kampf ums (Über-)Leben, Drogen und Alkohol, manchmal Verwahrlosung, Einsamkeit, jede Menge Enttäuschungen … die gleiche Stadt, die gleiche Zeit, aber ganz andere Lebenswirklichkeiten. Das hängt mit Lebenschancen zusammen, wie wir so schön sagen, mit Ausbildungsstand und Erziehung und Gesundheit … und damit immer auch verbunden die Frage nach dem (nicht) vorhandenen Geld.

Und mittendrin wir als Christen. Wir wollen Leute sein, die Jesus Christus nachfolgen, seine Maßstäbe und Werte umsetzen und leben. Und wir tun uns schwer damit. Mehr, als wir denken, sind wir geprägt von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, dem Wunsch nach etwas Wohlstand, ein paar Reisemöglichkeiten, vielleicht dem eigenen Haus. Und nichts davon ist grundsätzlich verboten. Und doch nagt der Gedanke an uns: War dieser Lebensstil schon alles, was der Herr wollte? Bewegen wir uns im »geistlich grünen Bereich«?

Ich bin selbst in einem gesicherten Umfeld groß geworden. Waren wir reich? Wenn reich Sein bei 100.000 Euro Jahreseinkommen beginnt, waren wir es nicht. Wenn – die biblisch wohl viel bessere Definition – reich sein bedeutet, mehr zu haben, als ich für mich selbst brauche, dann waren wir reich.

Und hier beginnt mein eigener Weg mit diesem Thema. Als Filialleiter eines Berliner Kreditinstituts bin ich vor Jahren in den Pastorenberuf gewechselt – ein phantastischer Tausch! Nicht wegen der hohen Bezahlung, sondern wegen der »Herrlichkeit des Dienstes am neuen Bund«, wie Paulus sagen würde. Und Jesus, der Herr, hat dabei und später ein Loslassen bei meiner Frau und mir vorausgesetzt. Um uns mehr zu geben! Eine große Freude, seine Gegenwart, die Erfahrung des Kommens seines Reiches – das möchte ich nicht wieder hergeben!

Und er geht weiter: In unserer Berliner Gemeinde kommen immer mehr Arme dazu. Etliche nehmen Jesus Christus in ihr Leben auf, entdecken die Freude des Glaubens. In einer Predigt habe ich vor kurzem »laut nachgedacht«: dass es gut wäre, wenn wir einen Gemeindehilfsfonds für die wachsenden finanziellen Herausforderungen anlegen würden. Kein lauter Appell, kein Gemeindevorstandsbeschluss – einfach ein Gedanke. In wenigen Tagen sind tausende von Euros zusammengelegt worden. Jemand gab spontan 1.000 Euro. Eine Mutter war so glücklich über die Erfahrungen ihrer Tochter in der Gemeinde, dass sie ihr erstes Gehalt im neuen Job für diesen Fonds gab. Einer allein erziehenden ausländischen Mutter konnten wir die Mietkaution für eine neue Wohnung finanzieren.

Ich glaube wirklich, dass das Kommen des Reiches Gottes, das Wachsen von Gemeinde manchmal ganz einfach davon abhängt, wie wir geben. Einfach gelebte Liebe. Jesus Christus pur. Der beste aller Wege – auch beim Umgang mit dem lieben Geld!

Entommen aus: »unterwegs« 15/2017