Bischofsbrief an EmK-Gemeinden Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die Mehrheit plädiert für Einheit

Bischof Harald Rückert
Bischof Harald Rückert
Bildnachweis: Volker Kiemle, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Trotz anhaltender Debatten in der EmK zur Homosexualität ist die SJK einig, »miteinander nach Lösungen zu suchen«. Bischof Rückert: Gebet hat Prioriät
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In der Diskussion um den Umgang mit Homosexualität in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hat Bischof Harald Rückert an die Gemeinden appelliert, »ehrlich und ohne Angst miteinander Wege zu suchen«. Rückert wandte sich mit einem am gestrigen Sonntag verlesenen »Bischofsbrief« an die süddeutschen EmK-Gemeinden. Darin informierte er die Gemeinden über ein »Meinungsbild«, das die jüngst zu Ende gegangene Süddeutsche Jährliche Konferenz (SJK, Kirchenparlament der EmK in Süddeutschland) wegen der auf EmK-Weltebene andauernden und unüberbrückbar erscheinenden Gegensätze zum Umgang mit Homosexualität erhoben hatte.

Miteinander nach Lösungen suchen

In dem während der SJK-Tagung spontan erhobenen Meinungsbild ging es um die Frage, wie ausgeprägt die Bereitschaft ist, trotz unterschiedlicher Sichtweisen und Erkenntnisse, als Kirche gemeinsam nach vorne in die Zukunft zu gehen. Das Ergebnis der Umfrage förderte einen ausdrücklichen Willen zur Einheit zutage. Mehr als 75 Prozent der Konferenzmitglieder der SJK sehen es als eine geistliche Aufgabe, trotz teils deutlich unterschiedlicher Meinungen zum Thema Homosexualität, miteinander nach Lösungen zu suchen und Kompromisse einzugehen, wobei ein Viertel dieser Gruppe sich mit einer Öffnung der kirchlichen Praxis in dieser Frage schwertut, drei Viertel eine Öffnung eher befürworten. Knapp sieben Prozent der Konferenzmitglieder positionieren sich klar gegen und gut acht Prozent klar für eine Öffnung in dieser Frage. Für diese beiden Gruppen von zusammen 15 Prozent ist das Thema Homosexualität so zentral, dass sie sich zu keinen Kompromissen bereitfinden. Knapp neun Prozent hatten ihre Meinung bei der Umfrage nicht geäußert.

Eine gute Basis

Dieses Meinungsbild sei »ein Zeichen der Hoffnung« schrieb der EmK-Bischof an die süddeutschen Gemeinden, aber es sei nötig, »darüber miteinander ins Gespräch zu kommen«. Dabei habe, so betonte Rückert, das Gebet »oberste Priorität«. Außerdem sollten die Gemeinden Hilfen in Anspruch nehmen, die für Gespräche und Begegnungen zu kontroversen Fragen zur Verfügung stehen. Die »Momentaufnahme des Meinungsbilds« sowie »die Art und Weise unserer Gespräche erfüllen mich mit großer Zuversicht« schreibt Rückert in seinem Bischofsbrief. Viele hätten zum Ausdruck gebracht, dass sie sich für die »Einheit in unserer Kirche« einsetzen wollten. Deshalb, so der erst seit gut einem Monat im Amt befindliche Bischof, sei er sehr zuversichtlich, »dass wir auf dieser Basis gute und gangbare Wege miteinander finden«.

Wie kann die Einheit der Kirche bewahrt werden?

Anlass für das spontan beantragte Meinungsbild war ein Bericht über die Arbeit der internationalen EmK-Kommission »Ein Weg in die Zukunft«. In dieser international besetzten Kommission werden die andauernden und unüberbrückbar erscheinenden Gegensätze in der EmK zum Umgang mit Homosexualität mit dem Ziel diskutiert, wie die Einheit der Kirche auch über so einer gegensätzlich diskutierten Frage bewahrt bleiben kann. Dabei geht es auch um die bestehenden kirchenrechtlichen Regelungen hinsichtlich der Ordination Homosexueller sowie der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften die auf Weltebene äußerst kontrovers diskutiert werden. Der Auftrag der Kommission lautet dabei, »in geistlicher Einheit einen Weg für die weltweit strukturierte Evangelisch-methodistische Kirche zu entwerfen, der das methodistische Zeugnis an möglichst vielen Orten in der Welt fördert«.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links

Gebetsaufruf
Bischöfliches Schreiben an die Gemeinden der Süddeutschen Konferenz

Zur Information

Die Kommission »Ein Weg in die Zukunft« wurde bei der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche im Mai 2016 beschlossen. Grund dafür waren unlösbare Auseinandersetzungen über Fragen zur menschlichen Sexualität, insbesondere die Ordination Homosexueller oder die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften betreffend. Im November 2016 wurde die aus 32 Personen bestehende Kommission vom Bischofsrat eingesetzt und hat im Januar 2017 die Arbeit aufgenommen. Aus Deutschland ist Bischöfin i.R. Rosemarie Wenner Mitglied dieser Kommission. Im September wird eine Kommissionstagung in Berlin stattfinden.