Naher Osten Von Reinhold Parrinello (kur)  | 

Methodisten gegen Trumps Jerusalem-Entscheidung

Aktuelle Meldung auf worldmethodistcouncil.org
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Bildnachweis: worldmethodistcouncil.org
Der Weltrat methodistischer Kirchen reagiert bestürzt auf die Ankündigung der Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem.
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Die Leitung des Weltrats methodistischer Kirchen äußert in einer Stellungnahme vom 7. Dezember »Bestürzung über die Ankündigung Präsident Trumps, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen«. Damit würden Jahrzehnte etablierter amerikanischer Politik und der internationale Konsens aufgekündigt. So ein Schritt untergrabe die Friedensbemühungen zwischen Israel und Palästina.

Friedensstifter sein statt Hemmnis

Die Stellungnahme greift einen Brief auf, den Patriarchen und andere Leitungspersonen in Jerusalem vertretener Kirchen am 6. Dezember an US-Präsident Donald Trump geschickt hatten. Darin wird Trump empfohlen, den internationalen Status Jerusalems beizubehalten. Diesen Status zu ändern und auch eine Veränderung wie die USA zu Jerusalem stehen, würden Friedensbemühungen hemmen und komplizieren.

Der Lenkungsausschuss und weitere Leitungspersonen des Weltrats methodistischer Kirchen weisen auf eine Resolution des Weltrats aus dem Jahr 2011 hin, in der es heißt, die Mitgliedskirchen sollten »arbeiten und beten für einen gerechten und nachhaltigen Frieden in Israel und Palästina«. Sie schließen sich dem Ökumenischen Rat der Kirchen und anderen christlichen Weltgemeinschaften an, indem sie die US-Regierung dringend dazu aufrufen, »in der Weltarena Friedensstifter zu sein« und diese Aufgabe »mutig anzupacken«. Dies gelinge nur, wenn die Regierung Israels und die Palästinenserbehörde zu Verhandlungen ermutigt und dabei unterstützt würden. Die Stellungnahme wurde auch von der deutschen Ruhestandsbischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner, unterzeichnet im Rahmen ihrer Beauftragung als Genfer Sekretärin des Weltrats methodistischer Kirchen.

Vision eines gemeinsamen Jerusalems

Vorher schon positionierten sich die Leiter zweier Kirchenämter der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) klar gegen die Entscheidung Präsident Trumps. In einer Stellungnahme vom 7. Dezember erklärten Thomas Kemper und Susan Henry-Crowe, Trumps Entscheidung sei gegen einen 70-jährigen Konsens innerhalb der internationalen Gemeinschaft, »dass Jerusalem eine internationale Stadt sein solle, eine Stadt des Friedens offen für Menschen aller Religionen«. Keine Regierung habe ihre Botschaft in Jerusalem.

Die Generalkonferenz der EmK, höchstes Gremium der Kirche, habe zuletzt im Mai 2016 in einer Resolution festgestellt: »Jerusalem ist allen Kindern Abrahams heilig: Juden, Muslimen und Christen. Wir haben die Vision eines gemeinsamen Jerusalems als einer Stadt des Friedens und der Versöhnung, wo einheimische Palästinenser und Israelis als Nachbarn leben können und, zusammen mit Besuchern und Touristen, Zugang zu den heiligen Stätten haben und ihre Religion frei ausüben können.«

Der Autor

Reinhold Parrinello ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Er lebt in Nürnberg. Kontakt: reinhold.parrinello(at)emk.de.

Zur Information

Der Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council, WMC) ist ein Dachverband von Kirchen methodistischer und wesleyanischer Tradition sowie mit ihnen verbundener unierter und vereinigter Kirchen. Ihnen gehören insgesamt über 80 Millionen Menschen an. Die Evangelisch-methodistische Kirche ist mit über 12 Millionen Kirchengliedern die größte Mitgliedskirche des WMC. Der Deutsche Thomas Kemper ist Generalsekretär des internationalen Missions- und Hilfswerks der EmK, das seinen Sitz in Atlanta, im US-Bundesstaat Georgia hat. Susan Henry-Crowe ist Generalsekretärin der internationalen Kommission für diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung der EmK in der US-Hauptstadt Washington. WMC, EmK und die Methodistische Kirche in Großbritannien unterhalten in Jerusalem gemeinsam ein Verbindungsbüro.