Finanzen Von Susanne und Marcus Mockler  | 

Wenn Paare sich um Zaster zoffen

Die Finanzen sorgen in vielen Ehen für Spannung. Ein Haushaltsbuch kann helfen.
Die Finanzen sorgen in vielen Ehen für Spannung. Ein Haushaltsbuch kann helfen.
Bildnachweis: Rhoda Baer, National Cancer Institute, Public Domain
Geld gehört zu den Hauptstreitpunkten bei Ehepaaren. Das ist bei Christen nicht anders. Doch die Konflikte lassen sich entschärfen – manchmal auch mit drei verschiedenen Konten.
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Stellen Sie sich vor, Sie beide als Paar hätten plötzlich 30 Prozent mehr Einkommen. Einfach so. Wenn Sie derzeit gemeinsam netto 3.000 Euro im Monat einnehmen, dann wären es künftig fast 4.000. Endlich hätten die Auseinandersetzungen ums Geld ein Ende, endlich könnten Sie sich die Dinge leisten, auf die Sie bislang verzichten müssen. Endlich kein Zoff um den Zaster mehr.

Doch das ist ein Irrtum. Der Streit ums Geld ist keine Frage der Einkommenshöhe. Auch bei den Betuchten wird darum gestritten. Das zeigt: Beim Geld geht es keineswegs nur darum, eine begrenzte Ressource gerecht und optimal zu nutzen. Dahinter steckt viel mehr.

Bei einer Forsa-Umfrage haben 80 Prozent der Paare angegeben, dass sie schon in Sachen Geld aneinander geraten sind. 39 Prozent nannten es sogar Streitthema Nummer eins in ihrer Beziehung. Auch bei Scheidungen stehen unversöhnliche Positionen bei den Finanzen unter den häufigsten drei Gründen. Wir reden also nicht über Bagatellen.

Wer dieses Minenfeld in seiner Ehe abräumen möchte, sollte ganz vorne anfangen. Wie wir über Geld denken, speist sich meistens aus zwei Quellen: dem Elternhaus und unseren Erfahrungen. Wo der Vater und die Mutter knausrig waren, um vorzusorgen und finanziell auf Nummer sicher zu gehen, wird es das Kind häufig auch sein. Wo die Eltern großzügig, vielleicht sogar riskant bestellt, gekauft oder verschenkt haben, gibt oft auch die Tochter oder der Sohn das Geld freigiebiger aus.

Erschwerend kommt hinzu, dass es gerade diese gegensätzlichen Typen sind, die sich ineinander verlieben. Der Buchhalter entflammt für die Traumtänzerin, weil ihn ihre locker-leichte Lebensart so fasziniert. Und sie wiederum begehrt ihn, weil er so bodenständig, akkurat und zuverlässig ist – Eigenschaften, die ihr fehlen. Die romantischen Anziehungskräfte der ersten Monate versperren den Blick für die zu erwartenden Konflikte.

Darüber müsste man als Paar mal reden. »Was löst das bei Dir aus, wenn ich beim Einkaufen einfach eine Flasche Wein für 20 Euro dazulege?« »Wie wichtig ist Dir die Sicherheit, dass wir auch ein paar Monate gut überstehen, wenn wir vom Arbeitslosengeld leben müssten?« Solche Fragen eben: Sparsamkeit und Sicherheit kontra Großzügigkeit oder gar einem Hang zur Verschwendung. Das lehrt Verständnis und hilft beim Rücksichtnehmen.

Beim Geld geht es oft noch um etwas ganz Anderes: Macht und Kontrolle. Wenn der Hauptverdiener – meistens der Mann – »Haushaltsgeld« zuteilt, dann sitzt er am längeren Hebel. Es soll sogar Ehen geben, in denen die Frau nicht einmal Zugang zum Konto hat. Damit bleibt klar, wer bestimmt. Doch eine solche Konstruktion ist demütigend.

Haushaltsbuch und getrennte Konten

Wie kann es besser funktionieren? Aus der Paar- und Schuldnerberatung kommen dazu zwei Vorschläge: 1. Haushaltsbuch: Oft ist den Paaren nicht klar, wo ihre Euros versickern. Und jeder hat den Anderen im Verdacht, dafür verantwortlich zu sein, dass am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. Ein Haushaltsbuch listet auf, wieviel für Miete, Essen und Trinken, Strom und Wasser, Schuhe und Benzin, etc. ausgegeben wird. Übrigens: In der Regel reicht es, das drei Monate lang zu betreiben – damit ergeben sich schon gute Mittelwerte, die fürs weitere Budgetieren helfen. 2. Das Drei-Konten-System: Es gibt ein gemeinsames Konto, aus dem die gemeinsamen laufenden Ausgaben und eventuell auch vereinbarte Spar- oder Anlageprojekte bestritten werden. Was am Ende übrig bleibt, geht fair geteilt auf das jeweils eigene Konto der Ehepartner – und damit kann jeder machen, was er will.

Wir halten das 3-Konten-System für eine Krücke. Besser wäre es, so akzeptierend miteinander umzugehen, dass ein einziges gemeinsames Konto reicht. Und dennoch lieber an einer Krücke gehen, also ohne Krücke hinzufallen und die Ehe zu gefährden.

In christlichen Ehen wird vermutlich genauso oft um Geld gestritten, was besonders schade ist. Denn wenn Menschen Jesus angehören, sollte für sie das Materielle deutlich weniger Gewicht haben. Ob Hartz IV oder Traumgehalt: Immer gilt, dass unsere Einnahmen letztlich ein Mittel sind, mit dem Gott uns versorgt. Für Nachfolger Jesu heißt das auch, dass sie immer überprüfen sollen, wie sie im Geist von Jesus damit umgehen wollen. Dazu gehört:

  • Geld bietet keine Sicherheit. Das Gefühl, mit dem eigenen Häuschen und einigen Tausend Euro Sparguthaben auf der sicheren Seite zu sein, ist trügerisch. Es können immer Dinge im Leben passieren, die diese »Sicherheit« von heute auf morgen vernichten. Jesus erzählt deshalb das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lukas 12). Wer angemessene materielle Vorräte anlegt, handelt durchaus klug. Wer sich auf diese Vorräte verlässt, ist töricht.
  • Finanzen gehören ins Gebet. Jesus verspricht, dass sich sein Vater um alle Lebensbelange der Glaubenden kümmert. Und Petrus ermahnt, dass wir alle Sorgen auf Gott werfen sollen, weil er für uns sorgt (1.Petrus 5,7). Damit lassen sich wundervolle Erfahrungen machen, das haben wir selbst in der Ehe und mit unseren acht Kindern vielfach erlebt.
  • Christen geben gerne. Paare sollten übereinkommen, einen Teil ihrer Einnahmen zu spenden. Und zwar, wenn das Geld reinkommt, und nicht erst, wenn im günstigsten Fall am Monatsende noch etwas übrigbleibt. Die alttestamentliche Vorgabe des »Zehnten«, also zehn Prozent vom Einkommen, ist ein nützlicher Richtwert. Zumal der Prophet Maleachi (Kapitel 3) damit große Verheißungen verbindet: »Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der HERR Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.«

Wer spendet, wird also nicht ärmer, sondern reicher. Und Ehepaare schweißt es zusammen, wenn sie im Engagement für missionarische oder diakonische Werke übereinkommen, etwas von ihrem Geld abzugeben. Damit kein Missverständnis aufkommt: Christen sind vom Gesetz befreit, der Zehnte ist kein »Muss«. Andererseits gehört Teilen zum Auftrag Jesu – und da dürften es bei den vielen wohlständischen Christen in unserem Land durchaus auch mehr sein als zehn Prozent.

Ist es nicht bedauerlich, dass gerade der »schnöde Mammon« zum Dauerquälgeist vieler Paare wird? Mit einem neuen geistlichen Blick auf das Geld als Gabe Gottes stehen die Chancen deutlich besser, dass die Finanzen endlich von der Ehestreitliste verschwinden.

Entommen aus: »unterwegs« 15/2017

Die Autoren

Susanne und Marcus Mockler (St. Johann bei Reutlingen) sind seit über 30 Jahren verheiratet und Eltern von acht Kindern. Susanne arbeitet als Paartherapeutin, Publizistin und Referentin. Marcus leitet den Evangelischen Pressedienst (epd) in Baden-Württemberg und ist Buchautor und Redner. Gemeinsam setzen sie sich für die Stärkung von Ehen ein (www.geliebtes-leben.de).