The Gateway Arch Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Bedeutung und Wirkung einer einfachen Form

»Eine architektonische Idee muss so einfach wie möglich sein, um Bedeutung und Wirkung zu erzielen« - Eero Saarinen (1910-1961), Architekt des Wahrzeichens von St. Louis.
»Eine architektonische Idee muss so einfach wie möglich sein, um Bedeutung und Wirkung zu erzielen« - Eero Saarinen (1910-1961), Architekt des Wahrzeichens von St. Louis.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
St. Louis ist weltbekannt durch einen riesigen Bogen, der sich über der Stadt aufspannt. Wie es dazu kam, und was es für die Methodisten bedeuten könnte.
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Der »Gateway Arch«, auf Deutsch ist das ganz schlicht ein Torbogen, ist das Wahrzeichen der im Mittleren Westen der USA gelegenen Stadt St. Louis. In diesen Tagen ist sie der Nabel der evangelisch-methodistischen Welt. Knapp 4.000 Methodisten sind vor Ort, viele verfolgen von zuhause aus das Geschehen einer spannungsvollen Lösungssuche. Vielleicht kann die Botschaft dieses weltweit bekannten Monuments auch eine Botschaft für die Methodisten sein.

Ankommen – Siedeln - Aufbrechen

Dass es die Stadt St. Louis überhaupt gibt, ist einer besonderen geografischen Lage zu verdanken. Die Vereinigung von Flusssystemen war in der Geschichte der Menschheit immer ein Ort für Verkehr, Handel und Begegnung. Hier sind es die beiden großen Flüsse Missouri und Mississippi, die im weiteren Verlauf nur noch als Mississippi bei New Orleans in den Golf von Mexiko münden. Zielsicher haben sich die in der damaligen »Neuen Welt« angekommenen Siedler auch an dieser Stelle niedergelassen. So entstand St. Louis als Handelszentrum und Verkehrsknotenpunkt. Von dort aus breitete sich Anfang des 19. Jahrhunderts die Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents mit Expeditionen und Trecks weiter Richtung Westen aus. Erfolgsgeschichten und Dramen verbinden sich mit dieser Ausbreitung und Eroberung. Nicht zuletzt gehört dazu auch die in den USA immer noch schwelende Wunde des bis heute schwierigen Umgangs mit den Ureinwohnern Nordamerikas.

»So einfach wie möglich«

In den Dreißiger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde damit begonnen, am Fluss eine Gedenkstätte anzulegen. Dort sollte ein Ort entstehen, der an die großartige Geschichte der sich weiter nach Westen ausbreitenden Besiedelung erinnern sollte. Was noch fehlte, war ein angemessenes und aussagekräftiges Monument, für das gut zehn Jahre später eine Ausschreibung erfolgte. Aus 172 eingegangenen Vorschlägen ging 1947 der von Architekt Eero Saarinen eingereichte Entwurf als Sieger hervor. Damit begann die Geschichte dieses in seiner Art und Form weltweit bekannten und einzigartigen Denkmals und Wahrzeichens der Stadt. Das »Tor zum Westen«, wie es auch genannt wird, sollte nach Ansicht des Architekten wie jede architektonische Idee »so einfach wie möglich sein, um Bedeutung und Wirkung zu erzielen«. Als Konstruktionsmodell wählte er die Form einer Kette, wie sie frei zwischen zwei Befestigungspunkten hängt. Im konstruierten Bogen dann nur »umgekehrt«, also nach oben aufgerichtet. Mit einer Höhe von 192 Metern und einer Breite an der Basis mit demselben Maß überragt der Bogen die dahinterliegende Stadtkulisse und wurde so zum prägenden und weit über die Stadt hinaus bekannten Wahrzeichen. Der erste Spatenstich war im Jahr 1961, das erste Formteil wurde 1963 gesetzt, und vollendet wurde der Bau 1965. Der Architekt selbst erlebte die Fertigstellung seines Werkes nicht mehr. Er starb 1961 noch während der ersten Baugründungsphase an einem Gehirntumor.

Bedeutung, Dramatik, Wunden

Nun tagen die Methodisten mit ihrer Generalkonferenz in dieser Stadt, von der aus die Besiedelung in den Westen Nordamerikas ausging. Aufbruch und Besiedelung waren seinerzeit nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Das Monument steht zwar für das »Tor zum Westen« und damit für Aufbruch und großartige Leistungen. Aber es erinnert eben auch an die Bedeutung und die Dramatik der Aufbrüche der damaligen Zeit und durchaus auch an noch immer nicht verheilte Wunden. Welche Geschichte wird die Evangelisch-methodistische Kirche in den kommenden Tagen in St. Louis schreiben?

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de