Homosexualitätsdebatte Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Beten und Fasten fördert die Demut

Mitten im Alltag der Menschen wurde der Filmbeitrag von Bischof Harald Rückert aufgenommen.
Mitten im Alltag der Menschen wurde der Filmbeitrag von Bischof Harald Rückert aufgenommen. Damit setzt er ein Zeichen dafür, dass die Kirche »da sein soll für diese Welt, um in dieser Welt Gottes gute Nachricht zu bezeugen.«
Bildnachweis: Ausschnitt aus dem Video »Beten und Fasten für die Zukunft der Kirche« von Bischof Harald Rückert
Beten oder diskutieren, oder: Beten und diskutieren? Eine Aktion der Evangelisch-methodistischen Kirche zeigt, dass das kein Gegensatz sein muss.
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Auch Christen können so heftig diskutieren und aneinandergeraten, dass die Gemeinschaft aufgekündigt wird und ein gemeinsames Gebet nicht mehr möglich erscheint. Umgekehrt entsteht manchmal der Eindruck, dass die Aufforderung zu intensivem Gebet auch eine Flucht vor kritischer Auseinandersetzung sein kann. Dass beides – diskutieren und beten – keine Gegensätze sein müssen, zeigt die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) mit einer Aktion, zu der Harald Rückert jetzt deutschlandweit die Gemeinden der EmK auffordert. Der für die EmK in Deutschland zuständige Bischof lädt dazu ein, die aktuell weltweit stattfindende innerkirchliche Auseinandersetzung über die Frage der Homosexualität mit Gebet und mit Fasten zu begleiten.

Die Ernsthaftigkeit des Glaubens gegenseitig anerkennen

Der seit gut anderthalb Jahren im Amt befindliche Bischof nimmt dazu eine Anregung aus dem internationalen Bischofsrat der EmK auf. Seit Juni dieses Jahres lädt dieser weltweit die sich zur EmK zählenden Menschen dazu ein, sich täglich vier Minuten Zeit zum Beten zu nehmen und einen Tag in der Woche zu fasten. Zielsetzung dieser Aktion ist das Gebet und der Einsatz »für die Zukunft unserer Kirche«, wie es der Titel dieser Aktion formuliert. In den Auseinandersetzungen darüber, wie von der Ordnung der Kirche her die Homosexualität zu bewerten ist, solle nicht nur diskutiert werden. Es gehe vielmehr darum, so Bischof Rückert, im Beten und Fasten »einen geistlichen Ansatzpunkt aufzuzeigen, der uns einen ganz anderen Zugang ermöglicht«. In einem zehnminütigen Video legt Rückert dar, wie die Impulse zum täglichen Gebet und zum wöchentlichen Fasten im persönlichen Leben aufgenommen und umgesetzt werden können. Er ist überzeugt, dass diese Praxis einen Zugang eröffnet, bei dem Menschen trotz gegensätzlicher Meinungen »einen Weg finden, auf dem wir einander die Ernsthaftigkeit des Glaubens und der Nachfolge unsere Liebe zum Wort Gottes und unsere Leidenschaft für das Evangelium von Jesus Christus tatsächlich glauben«.

Diskutieren und Beten

Im Video erklärt Rückert wie er sich selbst eine tägliche Erinnerungszeit für das vierminütige Gebet gesetzt hat und dass er sich auch auf das wöchentliche Fasten einlässt »obwohl es in dieser wöchentlichen Form auch für mich eine ganz neue Übung ist«, wie er offen zugibt. Wenn Diskussion und Auseinandersetzung auf diese Weise mit Gebet und Fasten begleitet werde, führe das zu einer »Haltung der Demut und gegenseitiger Offenheit und zu einer Bereitschaft, sich der Führung durch den Heiligen Geist anzuvertrauen«. So heißt es im Schreiben des Bischofsrats vom Mai dieses Jahres. Jetzt beginnt die Aktion in den Gemeinden der EmK in Deutschland, wofür den Gemeinden neben dem bischöflichen Videobeitrag noch weitere Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Die Aktion soll bis zur Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Gremium der Evangelisch-methodistischen Kirche, im kommenden Februar andauern. Bei dieser Konferenz liegen den Delegieren drei Antragspakete vor, die auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Konsequenzen eine Klärung in der Frage herbeiführen sollen, wie von der Ordnung der Kirche her Homosexualität zu bewerten ist und was das für den Umgang mit homosexuellen Menschen bis hin zu Trauung und Ordination Homosexueller bedeutet. Weil dies nur durch Diskussion und Mehrheitsentscheidung nicht gelingen wird, wendet sich Rückert an alle Pastorinnen und Pastoren sowie alle Laienmitglieder deutscher Jährlicher Konferenzen der EmK, sich als »Botschafterinnen und Botschafter für diese Gebetsinitiative« einzusetzen und für eine weite Verbreitung zu engagieren.

Der Anlass

Hintergrund für diese Aktion ist die seit Mai 2016 in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche verstärkt stattfindende Diskussion über Homosexualität und die damit verbundenen innerkirchlichen Auseinandersetzungen. Die in Portland im US-Bundesstaat Oregon tagende Generalkonferenz 2016 hatte seinerzeit die Einsetzung einer Kommission beschlossen, die einen Lösungsweg suchen sollte, um für die EmK in der Auseinandersetzung über die Frage der Homosexualität die Einheit zu bewahren. Seit im Mai 2018 die eingesetzte Kommission »Ein Weg in die Zukunft« ihre Ergebnisse vorgelegt hat, sind weltweit Gespräche, Anhörungen und Diskussionen im Gange, die bei der außerordentlichen Tagung der Generalkonferenz vom 23. bis 26. Februar kommenden Jahres zu einer Entscheidung führen sollen. Die jetzt gestartete Aktion soll diesen Weg mit Beten und Fasten begleiten.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links

Link zum Video von Bischof Harald Rückert