EmK-Kommission tagt in Berlin Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Ein Kamel durchs Nadelöhr schicken

Wenn Bilderinnerungen zum Lernen dienen
Wenn Bilderinnerungen zum Lernen dienen: Mitglieder der Kommision »Ein Weg in die Zukunft« fotografieren das außen an der Wittenberger Stadtkirche angebrachte antisemitische Motiv der »Judensau«.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die Kommision »Ein Weg in die Zukunft« hat damit begonnen, Modelle für die Wahrung der Einheit der EmK zu diskutieren.
3 Minuten

Die internationale Kommission »Ein Weg in die Zukunft« der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) tagte vom 18. bis 20. September in Berlin. Der Ort war ausgewählt worden, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die EmK eine weltweite Kirche ist. So konnten sich die aus Afrika, Asien, Europa und den USA anreisenden Mitglieder der Kommission bei dieser einzigen außerhalb der USA stattfindenden Sitzung quasi »auf halber Strecke« treffen. Kontakte mit Berliner EmK-Gemeinden und Besuche an Gedenkstätten des Holocausts, der überwundenen Teilung der Stadt Berlin sowie an der »Wiege der Reformation« in Wittenberg trugen dazu bei, sich bewusst zu machen, wie sich Veränderungen und Versöhnung auswirken.

Ausstieg aus dem »Wer-wird-gewinnen-Modus«

»Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Aufgabe mit der Hoffnung, die wir haben, gemeinsam bewältigen können«, erklärte das Kommissionsmitglied Hortense Aka zu Beginn des Berliner Treffens in einer Andacht. Die Laienführerin und Psychologieprofessorin aus der westafrikanischen Elfenbeinküste betonte, dass es möglich sei, »im Glauben zu hören und zu sehen, was Gott uns lehren will zu tun«. Sie habe die Hoffnung, dass es Einheit in Vielfalt gebe. Von solcher Hoffnung und gleichzeitig großer Anspannung war dieses fünfte Treffen durchzogen. Es bildete die Mitte der bis in den Herbst 2018 geplanten Sitzungsfolge. Gleichzeitig war es das erste Treffen, in dem Modelle diskutiert wurden, »wie wir die Konnexio in unserer Kirche erhalten und den Unterschieden unter uns dennoch Raum geben können«, erklärte Ruhestandsbischöfin Rosemarie Wenner, die vom internationalen EmK-Bischofsrat in diese Kommission entsandt ist. Kenneth Carter, Bischof der US-amerikanischen Florida-Konferenz und einer der drei Moderatoren der Kommission, beschrieb sehr bildhaft, dass in dieser Phase der Kommissionsarbeit viele Vorschläge aufgegriffen, bearbeitet, geändert und auch wieder verworfen werden: »Wir skizzieren Modelle für einen Weg in die Zukunft, indem wir in der einen Hand einen Stift halten und in der anderen einen Radiergummi.« Es gehe darum, so Wenner, einen Prozess anzuleiten und zu begleiten, »der die Menschen in der Kirche für Veränderungen öffnet«. Die Delegierten der im Frühjahr 2019 tagenden außerordentlichen Generalkonferenz müssten durch die Vorarbeit der Kommission in die Lage versetzt werden, »aus dem ›Wer-wird-gewinnen-Modus‹ auszusteigen und nach einem Weg zu suchen, der möglichst viele Menschen beieinander hält«. Nur so könne »das Potential unserer weltweiten Kirche für den missionarischen Dienst in der Welt fruchtbar gemacht werden«.

Die Arbeit kostet viel Kraft

Die Kommissionsmitglieder bilden ein breites Spektrum hinsichtlich geografischer Herkunft, theologischer Überzeugung und persönlicher Lebenswirklichkeit ab. Unter ihnen seien sowohl homosexuelle Menschen als auch Vertreter des »evangelikalen Flügels« der EmK. Trotz dieses breiten Spektrums herrsche laut Wenner eine gute Arbeitsatmosphäre und eine tiefe geistliche und menschliche Verbundenheit. »Ich freue mich jedes Mal, alle Geschwister wiederzusehen, wiewohl ich mit manchen inhaltlich übereinstimme und mit der Meinung anderer starke Mühe habe.« Die Arbeit koste dennoch viel Kraft, und die Gräben, speziell in der EmK in den USA, seien sehr tief. Die Spannung entzünde sich daran, dass »für viele Menschen in der Kirche« die Fragen nach der Segnung schwuler oder lesbischer Partnerschaften oder die Ordination Homosexueller für den kirchlichen Dienst nicht im Zentrum der kirchlichen Lehre stünden. Deshalb könnten diese mit unterschiedlichen Meinungen und Praktiken leben. Demgegenüber könnten andere Menschen in der Kirche das biblische Zeugnis nur so bewerten, dass die Ordination Homosexueller oder die Segnungen ihrer Partnerschaften abzulehnen sei.

Bei Gott ist nichts unmöglich

Auf die Frage, wo die Kommission sich im Prozess gerade befinde, erklärt Wenner: »Noch haben wir kein Ergebnis, über das wir berichten könnten.« Allerdings zeichne sich eines schon ab: »Unsere Kirche wird in einigen Jahren anders aussehen als heute.« Wie stark sich das auf Deutschland auswirken werde, hänge von den konkreten Vorschlägen ab, die von der Kommission vorgelegt würden. Für die anderen europäischen Zentralkonferenzen seien die Herausforderungen größer, weil sie aufgrund ihrer geografischen Ausdehnung und Ländervielfalt viel weniger homogen seien. »Deshalb«, so Wenner, »gleicht die Aufgabe unserer Kommission manchmal dem Versuch, ein Kamel durchs Nadelöhr zu schicken.« Mit einer bei den Kommissionsmitgliedern stark nachwirkenden Andacht zu diesem Jesuswort hatte Gabriel Straka, der Berliner Superintendent, die Kommission begrüßt. Bei aller Anstrengung ist aus Bischöfin Wenners Aussagen Zuversicht zu entnehmen: »Die Verheißung, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist, lässt uns an der Aufgabe dranbleiben.«

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links

Gebetsaufruf (April 2017, PDF)
Zwischenbericht – deutsch (PDF)
Zwischenbericht – englisch (PDF)
Zwischenbericht – englisch (Video)

Zur Information

Kommission »Ein Weg in die Zukunft«
Die Kommission »Ein Weg in die Zukunft« wurde bei der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche im Mai 2016 beschlossen. Grund dafür waren unlösbare Auseinandersetzungen über Fragen zur menschlichen Sexualität, insbesondere die Ordination Homosexueller oder die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften betreffend. Im November 2016 wurde die aus 32 Personen bestehende Kommission vom Bischofsrat eingesetzt und hat im Januar 2017 die Arbeit aufgenommen. Aus Deutschland ist Bischöfin i.R. Rosemarie Wenner Mitglied dieser Kommission.