Von Anfang und Ende Von Michael Putzke  | 

Etwas zu Ende bringen kann ein guter Anfang sein

Das Werkzeug liegt bereit. Es wartet Arbeit. Oder muss die Arbeit warten?
Das Werkzeug liegt bereit. Es wartet Arbeit. Oder muss die Arbeit warten?
Bildnachweis: cojot, pixabay.de
Neuanfängen wohnt etwas Zauberhaftes inne. Aber Liegengebliebenes zu Ende zu bringen hat auch Charme. Michael Putzke kennt beides aus eigener Erfahrung.
3 Minuten

Wann war Ihr letzter Neuanfang? Da sind die großen Neuanfänge: der Beginn einer Ehe mit der Freude, zusammenzuleben und nun den Alltag miteinander zu teilen; der Einzug in eine neue Wohnung oder gar in ein Haus. Am Anfang lebt man wie im Provisorium, aber man kann auch vieles neu gestalten. So ein Anfang braucht Zeit. Nach und nach muss alles erst seinen Platz finden. Oder man tritt eine neue Arbeitsstelle an. Am Anfang ist jeder Arbeitsschritt neu; man setzt viel Kraft ein, um die Aufgaben gut zu bewältigen. Auf den Anfang kommt es an.
Was hat Sie in Ihren Anfängen bewegt: Endlich etwas hinter sich lassen und einen neuen Anfang machen, mit neuen Chancen? »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.« So hat es Hermann Hesse in seinem Gedicht »Stufen« schon ausgedrückt.

Wieder anfangen lohnt sich

Dabei wissen wir gut genug, dass nicht alle Anfänge glücken. Als ich einmal den Keller aufräumte, da fand ich Anfänge, an die ich lieber nicht erinnert werden wollte: Da war das Brett, aus dem ich doch ein Regal machen wollte; und das Vogelhaus, das nicht fertig geworden ist. Unangenehme Erinnerungen, denn sie sagen mir: »Das hast du mal angefangen, aber nicht zu Ende gebracht.«
Ich erinnere mich noch an den Einzug in unsere jetzige Wohnung. Wochenlang schauten mich zwei Fenster vorwurfsvoll an. Ich sollte jeweils eine Vorhangstange anbringen, damit die Gardinen endlich hängen. Ein Dübel wollte nicht so wie ich. Der musste wieder raus. Ich zog und zerrte, da kam mir ein Teil der Gipskartonwand entgegen. Nicht das noch! Zähneknirschend habe ich alles neu verspachtelt, trocknen lassen, aber weiter kam ich dann nicht. Nie hatte ich genügend Zeit. Die Werkzeuge lagen auf der Fensterbank, tagelang. Eine Woche verging. Immer, wenn ich vorbeikam, war es mir, als riefen die Werkzeuge mir zu: »Nimm mich doch endlich in die Hand. Mach weiter. Komm, gib nicht auf!« Was soll ich sagen? Ich bin stark geblieben. Ich habe sie warten lassen. Aber dann fand ich endlich Zeit und wurde fertig. Ich muss sagen, es war wunderbar: Was für ein Anfang ist es, endlich etwas zu Ende zu bringen! Wir haben jetzt die ersten Schritte in das neue Jahr 2018 gemacht. So ein Jahreswechsel ist auch eine Chance. Da kann ich Dinge neu anfangen. Oder gibt es etwas, das noch darauf wartet, dass ich es gut zu Ende bringe? Wenn das für Sie so ist, dann tun Sie das.

Die Gnade Gottes ist groß genug

Das Beste aber ist, dass Gott mit uns ein Werk angefangen hat. Und dieses müssen wir nicht aus unserer eigenen Kraft zu Ende bringen. Das wird Gott selbst tun. In Christus haben wir alle Voraussetzungen empfangen, dass dieses Werk an uns einmal vollendet wird. Wir können im Vertrauen auf ihn weitergehen, Schritt für Schritt, Tag für Tag. Dafür will Gottes Liebe uns die Kraft geben.
Einiges wird uns hoffentlich gelingen, und sicher werden wir Fehler machen. Aber: keine Angst vor Fehlern! Die Gnade Gottes, aus der wir leben, ist groß genug. Haben Sie Mut für den nächsten Schritt. Denken Sie an Paulus, der weiß: »Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.« (Philipper 1,6)

Beitrag entnommen aus »unterwegs« 1/2018

Der Autor

Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Kirchenmagazins »Unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de.