NJK Bremerhaven Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Kirche von der Gemeinde her denken

Stefan Kraft, Pastor der EmK-Gemeinde in Hamburg-Harburg und ab 2018 Superintendent für den Distrikt Essen.
Stefan Kraft, Pastor der EmK-Gemeinde in Hamburg-Harburg und ab 2018 Superintendent für den Distrikt Essen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Bischof Harald Rückert beruft Stefan Kraft als Superintendenten für den NJK-Distrikt Essen ab dem Jahr 2018 als Nachfolger für Rainer Bath.
3 Minuten

»Noch vor zwei Wochen habe ich gar nicht an die Möglichkeit gedacht, Superintendent zu werden«, erzählt Stefan Kraft kurz nach seiner Berufung als Leiter des Distrikts Essen der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Für den 52-jährigen Theologen ist die Wahl zum Superintendenten eine Überraschung. Zu verbunden sei er mit seiner Arbeit als Gemeindepastor. Überhaupt ist die Gemeinde Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. »Ich gehe in der Gemeindearbeit auf«, beschreibt er seine Beziehung mit den Menschen in der Gemeinde. Als jüngster von drei Söhnen aus einer Pastorenfamilie prägt ihn diese Erfahrung schon von frühester Kindheit an.

Kompetenz. Frömmigkeit. Mut.

Neben Familie, Gemeinde und Kirche sind es zwei Personen aus Aufbruchsbewegungen, die seinem Dienst als Pastor starke Impulse gaben. Zum einen Wolfram Kopfermann, der in den 1980er-Jahren der Hauptpastor der evangelisch-lutherischen Hauptkirche St. Petri in Hamburg war. »Seine Leitungsgabe und Predigtkompetenz waren sehr, sehr stark«, beschreibt Kraft das Charisma Kopfermanns, der damals als Persönlichkeit die geistliche Gemeindeerneuerungsbewegung in seiner evangelischen Kirche und darüber hinaus prägte. Außerdem, so Kraft weiter, habe ihn die hohe Leitungskompetenz von Bill Hybels beeindruckt. Den Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde aus dem US-amerikanischen Chicago und dessen nüchternen und begeisternden Predigten habe er einige Male persönlich erleben können. Statt der erwarteten beeindruckenden Größe dieser amerikanischen Mega-Gemeinde überraschten ihn die Menschen dort. »Es kamen Menschen auf mich zu und schauten mich auf eine Weise an, als hätten sie gewusst, dass ich komme und mich erwartet.« Diese Zuwendung zu Menschen und die »Mischung aus Kompetenz, Frömmigkeit und mutigem Vorangehen« inspirierten Kraft für seinen Dienst als Pastor.

Menschen begeistern und gewinnen

Überhaupt ziehen sich die Stichwörter Gemeinde, Leitungskompetenz, Hoffnung und Mut wie ein roter Faden durch das Gespräch anlässlich seiner Berufung zum Superintendenten. »Ich komme von der Seite, dass ich Kirche von der Gemeinde her denke«, betont Kraft. Das wolle er sich auch für das Amt als Superintendent bewahren und mit dieser Haltung »durchaus auch einmal gegen den Strom schwimmen«. Wie sich sein Stil entwickelt habe, Gemeinde zu leiten und dabei kompetente Personen mit in die Leitungsverantwortung hineinzunehmen, so wolle er auch sein Amt als Superintendent interpretieren. »In die Leitung von Menschen habe ich ganz viel Zeit investiert.« Außerdem habe er sehr gerne Veränderungsprozesse geleitet. »Das liebe ich, das habe ich gerne getan, das habe ich leidenschaftlich getan«, beschreibt er seine Erfahrungen aus der eigenen Gemeindearbeit und der Begleitung von Kollegen und deren Gemeinden. In dieser Art »will ich auch als Superintendent auf meine Art leiten, Menschen begeistern und gewinnen«.

Einander dienen und aufeinander hören

Das verbinde er auch mit dem Thema »Aufbrechen!« der aktuellen, als Zukunftskonferenz durchgeführten Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz. »Als EmK sind wir stark in der Frage: Machen wir es richtig?«, weist Kraft auf das Dilemma Unsicherheit hin. Deshalb brauche die EmK »mutige Leute, die mutige Entscheidungen treffen«. Es müsse dabei nicht immer alles »richtig« sein. Es gehe darum, »dass es in Liebe und mit Leidenschaft geschieht und dass wir einander dienen und aufeinander hören«.

Vita
Stefan Kraft wurde 1964 in Bochum geboren und ist in Hannover aufgewachsen. Nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr tritt er 1984 in den pastoralen Dienst der EmK und studiert am Theologischen Seminar der EmK in Reutlingen (heute: Theologische Hochschule Reutlingen). Seinen Gemeindedienst als Pastor beginnt er 1989 in Gelsenkirchen. Sieben Jahre später wechselt er nach Berlin-Lankwitz, wo er während 16 Jahren eine stark wachsende Gemeinde mit einem großen Leitungsteam begleitet. Seit fünf Jahren ist Kraft Pastor des EmK-Gemeindebezirks Hamburg-Harburg. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.