Kampagne und Gebetsaufruf Von Reinhold Parrinello  | 

Philippinen: Missionare an Ausreise gehindert

Missionar Tawanda Chandiwana (mitte), hier noch auf freiem Fuß, sitzt seit Mai auf den Philippinen in Haft und darf nicht ausreisen.
Missionar Tawanda Chandiwana (mitte), hier noch auf freiem Fuß, sitzt seit Mai auf den Philippinen in Haft und darf nicht ausreisen.
Bildnachweis: GBGM
Christen rufen die philippinische Regierung öffentlich dazu auf, drei junge evangelisch-methodistische Missionare umgehend ausreisen zu lassen.
3 Minuten

Tawanda Chandiwana aus Simbabwe, Miracle Osman aus Malawi und Adam Shaw aus den USA dürfen derzeit nicht aus den Philippinen ausreisen. Alle drei befinden sich in dem südostasiatischen Land im Auftrag der Behörde für Mission, Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit (GBGM) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Die Missionsbehörde und der Bischofsrat der weltweiten EmK fordern die Regierung der Philippinen auf, allen drei umgehend die Ausreise zu genehmigen. Der Nationale Kirchenrat der Philippinen und der Ökumenische Rat der Kirchen haben sich der Aufforderung angeschlossen. Der Bischofsrat ruft außerdem zum Gebet auf.

Schon länger unter Beobachtung

Chandiwana gehört zu den »Global Mission Fellows«. Das sind missionarische Mitarbeiter von GBGM im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Diese Mitarbeiter werden von der EmK »von überall nach überall« gesandt und sind üblicherweise 20 Monate im Einsatz. Tawanda Chandiwana war auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen im Bereich Friedensförderung eingesetzt. Seit Mai sitzt er in Haft. Ihm wird vorgeworfen, sein Visum überzogen zu haben. Er hatte aber eine Verlängerung seines Visums schon in die Wege geleitet.

Auch Osman ist »Global Mission Fellow«. Sie arbeitete mit den Ureinwohnern Mindanaos. Ihr Pass wurde im Frühjahr von den philippinischen Behörden einbehalten. Deshalb kann sie derzeit nicht ausreisen. Adam Shaw, seit 2011 in den Diensten von GBGM, arbeitete ebenfalls mit den Ureinwohnern auf der Insel Mindanao und ist bereit zur Ausreise. Sie wird ihm momentan verwehrt.

Alle drei waren im Februar an einem Kontrollpunkt der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Sie nahmen damals an einer internationalen ökumenischen Untersuchung mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen im Süden des Landes im Gebiet um die Stadt General Santos teil. Das Gebiet steht unter Kriegsrecht als Reaktion auf umstrittene Berichte über terroristische Aktivitäten. Offenbar stehen die drei Missionare seit ihrer kurzfristigen Festnahme unter Beobachtung der Regierung.

Energischer Protest und Gebetsaufruf

Trotz anhaltender Bemühungen von Personal der EmK und von Anwälten auf den Philippinen haben die drei jungen Missionare wiederholt Schwierigkeiten dabei bekommen, ihre Ausreisepapiere zu erhalten. Deshalb haben GBGM und der Bischofsrat der EmK eine weltweite Kampagne gestartet, mit der sie auf die Notlage der drei hinweisen. Die Kampagne »Pray to #LetThemLeave« (etwa: Betet, dass sie ausreisen dürfen) ist mit der Möglichkeit verbunden, sich im Internet in eine Unterstützungsliste einzutragen.

Thomas Kemper, GBGM-Generalsekretär, protestiert »energisch gegen diese Behandlung unseres Missionspersonals«, das von einheimischem EmK-Personal vermittelt worden sei und beaufsichtigt werde. Es sei skrupellos, dass Tawanda Chandiwana so lang festgehalten werde, fährt Kemper fort und ergänzt: »Wir fordern respektvoll, dass diesen jungen Menschen erlaubt wird, das Land zu verlassen.«

Pastor Olav Fykse Tveit, der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), stellt den Vorgang in einen größeren Zusammenhang. Er wird auf der ÖRK-Website mit folgenden Worten zu dem Fall zitiert: »Der ÖRK hat Beunruhigung und Empörung über die Verschlechterung der Menschenrechtssituation und die steigende Gewalt auf den Philippinen geäußert.« Weiter sagt Tveit: »Wir verurteilen die illegalen Arreste, außergerichtlichen Tötungen, gewaltsame Vertreibung von Ureinwohnern in großem Umfang und die Zerstörung von Schulen seit der Verhängung des Kriegsrechts im Mai 2017.«

Der EmK-Bischofsrat ruft alle Glieder der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche zum mittäglichen Gebet für die drei jungen Missionare auf, solange die drei die Philippinen nicht verlassen dürfen. Egal wo die Glieder der EmK mittags gerade seien, sollten sie so oder ähnlich beten: »Gott der Gnade und des Friedens, sei mit unseren Missionaren. Erhalte sie frei von Schaden. Bring sie heim. Herr, hör unser Gebet. Amen.«

Der Autor

Reinhold Parrinello ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der deutschen Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche. Er lebt in Nürnberg. Kontakt: reinhold.parrinello(at)emk.de.

Weiterführende Links

Information des EmK-Mediendienstes UMNS (englisch):
Information auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen (englisch)

Zur Information

Die Philippinen sind ein Staat in Südostasien, der aus mehr als 7.000 Inseln besteht, auf denen derzeit etwas mehr als 100 Millionen Menschen leben. Die Bevölkerung ist überwiegend römisch-katholisch, besonders im Süden auch muslimisch. Die Hauptstadt ist Manila. Die Hauptsprachen sind die Nationalsprache Filipino und Englisch.

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK; englischer Name: The United Methodist Church) hat auf den Philippinen eine Zentralkonferenz mit drei Bischöfen und derzeit etwa 140.000 Kirchengliedern. Die Spuren des Methodismus lassen sich auf den Philippinen bis 1898 zurückverfolgen. Neben der EmK gibt es im Land eine vereinigte Kirche mit teils methodistischen Wurzeln und die nationale »Iglesia Evangelica Metodista en las Islas Filipinas« (Evangelisch-methodistische Kirche auf den philippinischen Inseln; kein Teil der weltweiten EmK).

Die Behörde für Mission, Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit der EmK hat ihren Sitz in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Sie beschäftigt derzeit in 60 Ländern mehr als 300 Missionare in unterschiedlichen Berufen, die sie »von überall nach überall« sendet. Personal hat sie gegenwärtig in insgesamt 136 Ländern. Ihr englischer Name lautet General Board of Global Ministries. Geleitet wird die 1819 in New York gegründete Behörde seit 2010 von dem Deutschen Thomas Kemper.