Pastorale Fußballbegeisterung Von Olaf Wischhöfer, Lutz Althöfer  | 

Rivalität und Verbundenheit – auch das bietet der Fußball

Die beiden EmK-Pastoren Lutz Althöfer (links) und Olaf Wischhöfer geben Einblick in ihr »Fußball-Herz«.
Die beiden EmK-Pastoren Lutz Althöfer (links) und Olaf Wischhöfer geben Einblick in ihr »Fußball-Herz«.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Im ersten Spiel für die neue Mannschaft trifft der fußballbegeisterte Pastor zweimal. Die Schlagzeile der Lokalzeitung könnte biblischer nicht sein.
3 Minuten

Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft bat das Kirchenmagazin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zwei Pastoren um Einblick in ihre Fußballbegeisterung. Olaf Wischhöfer, Pastor im niedersächsischen Osnabrück, und der im baden-württemberigschen Besigheim wirkende Pastor Lutz Althöfer haben Interessantes zu erzählen.

Gewaltfreie und versöhnliche Fankultur

Wenn ich einen Fußball in die Hand nehme – dieses Gefühl: wie er in der Hand liegt, sein Geruch – dann bin ich elektrisiert, dann will ich spielen; mit anderen zusammen. Ich will Pässe schlagen, Wettkampf spüren, mich körperlich verausgaben und mich einfühlen in einen Raum von Ästhetik aus Bewegungen, Zusammenspiel und Dynamik. Dazu kommt noch der Geruch des Rasens – mir steigt selbst beim Schreiben Wasser in die Augen. Bin ich verrückt? Keine Ahnung! Heute mit 53 Jahren spiele ich selbst kaum noch Fußball. Aber die Erlebnisse sind tief und beglückend in mir verankert. Wer Fußball liebt, weiß, was ich meine. Die Anderen schütteln den Kopf.

Bei mir begann die Liebe zum runden Leder früh. Erst in meiner Jugend wurde ich auch zum Fußball-Fan. Es begann 1979: Der »HSV« wurde Deutscher Meister. Der erste Stadionbesuch in Hamburg bei ausverkauftem Haus: 3:0 gegen den Tabellenführer Kaiserslautern! Seitdem muss ich aufpassen, dass der Fußball nicht mehr Raum in meinem Leben einnimmt, als mir und meinem Umfeld guttut.

Eine neue Note erreichte mein Fan-Gefühl, als sich 2005 der christliche HSV-Fan-Club »Totale Offensive« gründete. Das Ziel: Gemeinsam mit anderen Christen gewaltfreie und versöhnliche Fankultur leben. Mittlerweile haben sich weitere christliche Fan-Clubs anderer deutscher Vereine gegründet, die zusammen auftreten und sich gegenseitig vor dem sportlichen Wettkampf besuchen. Eine besondere Erfahrung von Rivalität einerseits und gleichzeitiger Verbundenheit in Christus. »Danke, Gott, dass die Erde rund ist!«

Olaf Wischhöfer

Der wiederhergestellte Adrenalinhaushalt

Von Kindesbeinen an habe ich zum Leidwesen meiner Eltern alles getreten, was einem Fußball auch nur ähnlich sah. Wenn ich meiner Mutter glauben darf, fing das schon während der Schwangerschaft in ihrem Bauch an: »Es war wie eine ganze Fußballmannschaft «, sagte sie. Mein späterer Schuhverbrauch war ungleich höher als der meiner Geschwister.

Meine Leidenschaft durfte ich später im Verein ausleben: Als Jugendlicher in meiner Heimatstadt beim SuS Lage, im Studium beim VfR Niederwald bei Marburg, später im SV Königsbach bei Pforzheim und zuletzt bei der SG Weitefeld-Langenbach. Bewegend war die Studienzeit in Marburg. Mit dem VfR Niederwald sind wir mehrfach aufgestiegen von der B-Klasse bis in die Bezirksoberliga. An viele berührende Momente denke ich: Der Nervenkitzel bei jedem Spiel hat etwas Berauschendes. Besonders habe ich das bei der Versetzung von Pforzheim nach Weitefeld erlebt. Ich war, wie damals bei einem Wechsel während der Saison üblich, für drei Monate gesperrt. Ich habe darauf hingefiebert, endlich nicht nur trainieren, sondern wieder das Vereinstrikot anziehen zu dürfen. Adrenalingeflutet traf ich im ersten Spiel gleich zweimal – einmal ins Tor des Gegners und dann ins eigene Netz. Im Sportteil der Zeitung hieß es darauf: »Pastor gerecht – Tore für beide.« Aber der erforderliche Adrenalinhaushalt war wieder hergestellt.

Der ist hoch geblieben, solange ich aktiv Fußball gespielt habe. Ihn erlebe ich auch als Zuschauer, wenn Spiele anstehen, die mich interessieren. Die Verbundenheit innerhalb der Mannschaft, die Verbindung mit einem Verein oder einer Mannschaft macht einen wichtigen Teil der Faszination für mich aus. Faszinierend finde ich, wenn die Leidenschaft am Sport spürbar ist bei allen, die spielen, die Mannschaft trainieren und bei den Zuschauern. Skandalgeschichten in »meiner Mannschaft« stören allerdings meine Faszination und auch die Identifikation.

Bis heute freue ich mich auf viele Fußballspiele, die ich, bedingt durch die Dienstzeiten, nicht selten zeitversetzt ansehe. Sie sind nach wie vor ein wichtiger Teil meines Lebens.

Lutz Althöfer

Die Autoren

Olaf Wischhöfer ist Pastor der EmK in Osnabrück, Lutz Althöfer ist Pastor der EmK in Besigheim. Kontakt: redaktion(at)emk.de

Zur Information

Dieser Artikel erschien im EmK-Magazin »unterwegs« 12/2018 vom 10. Juni 2018