Zentralkonferenz Von Volker Kiemle, Klaus Ulrich Ruof  | 

»Wir sind gemeinsam Kirche«

Bischof Harald Rückert während seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst der Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Bischof Harald Rückert während seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst der Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Bildnachweis: Volker Kiemle, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Mit »Kneifen gilt nicht!« fordert der neugewählte Bischof Harald Rückert die Gemeinden der EmK heraus, den Auftrag Gottes anzunehmen und umzusetzen.
4 Minuten

Mit einem Gottesdienst in der Hamburger Kirche St. Petri ist die siebte Tagung der Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zu Ende gegangen. Dabei wurde der neue Bischof Harald Rückert für seinen Dienst gesegnet.

Nicht alleine, sondern mit Gottes Stärke

In seiner Predigt legte der neue Bischof den vom Programmausschuss vorgeschlagenen Predigttext aus dem Epheserbrief aus, in dem eine »geistliche Waffenrüstung« (Epheser 6,10-17) beschrieben wird. Damit sei aber nicht eine militärische Stärke gemeint, sondern ein »anderes Maß der Stärke«, wie Rückert auslegte. Mit diesem »anderen Maß« könne man den »Glauben gegen den Unglauben setzen, das Heil gegen das Unheil proklamieren und mit dem Geist dem Ungeist widerstehen«. Für den Alltag bedeute dies, »mit Mitleid und Trost der Kälte und Gleichgültigkeit zu widerstehen«, oder »mit Mut die Stimme der Wahrheit gegen die Lüge und Halbwahrheit zu erheben«. Das sei, so Rückert weiter, »ein wahrlich herausforderndes Programm für uns Methodisten im neuen Jahrviert«. Der Auftrag sei zwar groß, und es werde Widerstand geben, aber »Kneifen gilt nicht!«, übersetzt der neue Bischof diese Aufforderung »an die EmK«. Damit knüpfte Rückert in seiner Predigt an eine seiner ersten Aussagen nach der Wahl ins Bischofsamt an. Dort hatte er die Gemeinden der EmK aufgefordert, gezielt nach dem Auftrag Gottes vor Ort zu fragen und diesen dann auch umzusetzen. Alleine sei das nicht zu schaffen, aber dazu gebe Gott »seine Stärke«.

Bischöfin Wenner: EmK-Gemeinden sollen »Brückenkirchen« sein

Zu Beginn der Zentralkonferenz war Harald Rückert, bis dato leitender Pastor in der Reutlinger EmK-Erlöserkirche, am 15. März im vierten Wahlgang zum Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland gewählt worden. »Wir sind gemeinsam Kirche«, erklärte der neugewählte Bischof bei seinem ersten Statement nach der Wahl. Rückerts Vorgängerin Rosemarie Wenner hatte in ihrer Botschaft an die Zentralkonferenz dazu ermutigt, Nachfolge als »Spurensuche« zu sehen und Gott zu vertrauen. Der Gründer der methodistischen Bewegung, John Wesley, habe den Dienst zugunsten der Armen als Mittel angesehen, »wie uns Gottes Gnade zufließen kann« – auch wenn es mitunter mühsam und anstrengend sei, sich in der Gestaltung der Welt für die Würde aller Menschen einzusetzen. Wenner betonte, dass die EmK als internationale und multikulturelle Kirche einen einenden Einfluss auf die Gesellschaft ausüben könne. Das Verbindende in Jesus Christus sei eine starke Kraft, die auch Vorurteile überwinden könne. Jede EmK-Gemeinde in Deutschland, so die scheidende Bischöfin, könne eine »Brückenkirche« sein. »Menschen, die zu einer Brückenkirche gehören, haben den Mut, Gräben zu überwinden und zusammenzuführen, was getrennt war.« Dazu müssten sie aus der Mitte des Glaubens leben, Verbindungen zu Menschen knüpfen und pflegen, auch wenn diese anderer Meinung seien oder einen anderen Lebensstil pflegten. Außerdem sei es nötig, Koalitionen zu bilden, »um das zu stärken, was dem Leben dient und Zukunft eröffnet«.

Neue Gottesdienstform

Während ihrer Tagung hat die Zentralkonferenz zahlreiche Beschlüsse über den weiteren Weg der EmK gefasst. So wurde eine neue Grundform des Gottesdienstes beschlossen. Mit den vier Teilen – ankommen, hören, teilen und weitergehen – sollen Gemeinden ermutigt werden, sich mehr mit dem Gottesdienst auseinanderzusetzen, um den Gottesdienst bewusster feiern zu können. Neu ist die Abfolge des Mittelteils des Gottesdienstes, in dem mit »hören« zunächst Schriftlesungen und Predigt im Mittelpunkt stehen. Im darauffolgenden, mit »teilen« überschriebenen Gottesdienstteil steht die Gemeinschaft der Gottesdienst feiernden Gemeinde im Fokus. Neben persönlichen Mitteilungen und Bekanntgaben ist dort auch die Feier des Abendmahls verortet, das damit noch bewusster als Gemeinschaft stiftendes Sakrament erlebbar werden soll.

Gottes Willen für die Welt neu in den Blick nehmen

Außerdem verabschiedeten die Delegierten aus den drei deutschen Jährlichen Konferenzen der EmK eine an die Bundesregierung gerichtete Resolution, die die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber nach Afghanistan kritisiert, sowie ein an die Gemeinden der EmK gerichtetes Friedenswort. Dabei soll Frieden als »Einheit von Fragen der Gerechtigkeit, des friedvollen Zusammenlebens und der Schöpfungsbewahrung« verstanden werden. Angesichts von immer mehr Gewaltexzessen, einer wachsenden Zahl militärischer Konflikte und einer weltweiten Aufrüstung sei die Kirche herausgefordert, »Stellung zu beziehen und Gottes Willen für die Welt neu in den Blick zu nehmen«. Viel besser als mit dem deutschen Wort »Frieden« sei das mit »Schalom«, dem »Heilsein, Wohlergehen, In-Ordnung-Sein« der Gesellschaft als Ganzes zu beschreiben.

Appell der Jugenddelegierten: »… sich für die Einheit der Kirche einsetzen«

Auf Antrag der Jugenddelegierten hat die Zentralkonferenz an die Gemeinden der EmK in Deutschland appelliert, sich angesichts der weltweiten Diskussion über den Umgang mit Homosexualität für die Einheit der Kirche einzusetzen. Das »Wort an die Gemeinden zur Einheit der Kirche« rückt den Auftrag der Kirche in den Vordergrund, »Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern.« Das Papier betont den Willen der Zentralkonferenz, für die Einheit der Kirche zu stehen. Man wolle sich mehr auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren als auf das Trennende. Eine Möglichkeit dazu sei das stetige Gebet für einen respektvollen Umgang miteinander und die Offenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu soll vor allem die Gebetswoche »Gebet für unseren Weg in die Zukunft« vom 23. bis 29. April genutzt werden.

Strukturveränderungen sollen Gemeinden in ihrem Auftrag fördern

Ebenfalls verabschiedet wurde ein Plan, mit dem die künftige Struktur der EmK entworfen werden soll. Anders als vom Kirchenvorstand vorgeschlagen, sollen die Kommissionen ihre Arbeit nicht ruhen lassen, sondern selbst darüber entscheiden. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Bischof, den Konferenzlaienführern, drei Superintendenten, Jugenddelegierten und vier vom Netzwerk bestimmten Personen, soll dazu konkrete Vorschläge erarbeiten. Das Ziel müsse sein, Gemeinden in ihrem Auftrag zu fördern und die Erkennbarkeit der Emk in Deutschland zu stärken. Dazu soll auch erörtert werden, ob die EmK in Deutschland eine einzige Jährliche Konferenz bilden könne statt der bisherigen drei.

Die Autoren

Volker Kiemle und Klaus Ulrich Ruof sind für die Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche in den digitalen und gedruckten EmK-Medien verantwortlich. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links

Porträt von Bischof Harald Rückert
Audio-Datei zur Predigt von Bischof Harald Rückert
Predigt von Bischof Harald Rückert
PDF zur Gebetswoche

Weitere Informationen

Zentralkonferenz
Die alle vier Jahre tagende Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche ist das für die Bundesrepublik Deutschland kirchenrechtlich zuständige Organ innerhalb der weltweit verfassten Gesamtkirche. Diese Konferenz hat die Aufgabe, die von der verfassunggebenden Generalkonferenz verabschiedeten und für das Gebiet der Zentralkonferenz relevanten Beschlüsse so umzusetzen, dass sie im Einklang mit der nationalen Gesetzgebung stehen und in die für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland gültige „Verfassung, Lehre und Ordnung“ integriert und rechtlich in Kraft gesetzt werden. Dafür entsenden die Norddeutsche Jährliche Konferenz, Ostdeutsche Jährliche Konferenz und Süddeutsche Jährliche Konferenz 82 gewählte Delegierte, je zur Hälfte Pastoren bzw. Pastorinnen und Laien. Darüber hinaus findet im Rahmen der Zentralkonferenz die Bischofswahl oder die Verlängerung der Amtszeit des Bischofs oder der Bischöfin statt. Die Wahl ins Bischofsamt gilt in der Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland für zunächst vier Jahre. Eine Wiederwahl für weitere acht Jahre ist möglich. Die maximale Amtszeit beträgt zwölf Jahre.

Das Bischofsamt in der Evangelisch-methodistischen Kirche
Die Hauptaufgaben des bischöflichen Dienstes in der Evangelisch-methodistischen Kirche sind (1) die Leitung der jährlich tagenden Konferenzen im Bischofsgebiet, (2) die Mitarbeiterführung durch Dienstzuweisungen der Hauptamtlichen in Gemeindebezirke und Dienstaufgaben als Ausdruck der missionarisch angelegten Sendungsstruktur der Kirche, (3) die Verbindung der Gemeindebezirke und Konferenzen untereinander und zu den Evangelisch-methodistischen Kirchen in den benachbarten Ländern sowie die Mitwirkung im internationalen Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche und die Gestaltung der ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und (4) vielfältige geistliche und repräsentative Aufgaben.