SJK in Öhringen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die Fantasie des Heiligen Geistes

Eindrücklicher Rahmen, eindrückliche Predigt, eindrückliche Grußworte, eindrückliche Musik – das sind die Zutaten für einen Gottesdienst mit Potential zum Weiterdenken.
Eindrücklicher Rahmen, eindrückliche Predigt, eindrückliche Grußworte, eindrückliche Musik – das sind die Zutaten für einen Gottesdienst mit Potential zum Weiterdenken. Das Konferenz-Thema »Reich mir deine Hand« wird nachwirken.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Zur Eröffnung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz geht es um »Einheit«. Die beiden Prediger und die Grußredner lassen sich vom Thema inspirieren.
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Am gestrigen Mittwoch wurde die noch bis Sonntag dauernde (22. bis 26. Mai) Süddeutsche Jährliche Konferenz (SJK) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) mit einem Gottesdienst eröffnet. Rund 600 Konferenzmitglieder und Gäste erlebten in der Öhringer Stiftskirche unter dem Konferenzmotto »Reich mir deine Hand!« einen inspierierenden Abend.

Das Verbindende ist stärker als das Trennende

»Dass Menschen sich für die Sicht des anderen öffnen, sich intensiv zuhören und gegenseitig besser verstehen lernen, das sind für mich Geschenke Gottes«, erklärte Superintendent Tobias Beißwenger vom Distrikt Reutlingen in der Predigt zum Thema »Einheit«. In einer Dialogpredigt mit Stefan Kettner, dem designierten Superintendenten für den Distrikt Heidelberg, stand Jesu Gebet um Einheit aus Johannes 17 und das Lied »Wir sind eins in dem Herren« im Mittelpunkt der Auslegung. Dass Christen diese Einheit nicht selbst durch ein Bekenntnis zueinander bewerkstelligen könnten, betonte Kettner, der noch als Pastor in Bietigheim-Bissingen wirkt. »Die Einheit«, so Kettner weiter, »konstituiert Christus in uns« , weshalb sich das zu der Aussage zuspitzen lasse: »Wir sind eins – ob wir das wollen oder nicht.« Ausdruck finde das darin, Seite an Seite an die Arbeit zu gehen. »Dann werden wir erleben, dass das Verbindende stärker ist als das Trennende«, gibt sich Beißwenger überzeugt. »Wenn wir auf Jesus sehen, dann vergeht vielleicht nicht alles, was uns trennt – aber die Trennung«, setzte Kettner den Gedanken Beißwengers im letzten Predigtteil fort.

Gäste aus Stadt und Ökumene

»Wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, ist man richtig stark«, nahm Thilo Michler, Oberbürgermeister der Stadt Öhringen, das Thema des Gottesdienstes auf. Es gebe auch in einer Stadtverwaltung immer wieder heiße Themen. »Dann muss man auch einmal eine Entscheidung treffen und die Richtung gehen«, meinte das Öhringer Stadtoberhaupt aus seiner kommunalpolitischen Erfahrung.

Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern, Georgis Vlantis von der Griechisch-orthodoxen Kirche, verband das Thema auch mit seiner persönlichen Erfahrung. In Griechenland geboren sei er in einer monokonfessionellen Umgebung aufgewachsen. »Da fehlt das Gegenüber«, erklärte Vlantis das Manko einer uniformen Gemeinschaft. Demgegenüber sei die ACK »eine ständige Erinnerung, dass das Christentum facettenreich, bunt und alles andere als langweilig ist«.

Ähnlich eindrücklich hatten schon zwei ökumenische Gäste beim Empfang vor dem Gottesdienst in kleinerem Rahmen gesprochen. Die evangelische Dekanin des Kirchenbezirks Öhringen, Sabine Waldmann, unterstrich ihr Grußwort mit dem Bild eines Grabes im niederländischen Roermond. Im 19. Jahrhundert hatten dort eine katholische Adelige und ein evangelischer Bürger eine Ehe geführt. Die damals noch ungewöhnliche Verbindung war auch im Tod noch von Trennung gekennzeichnet, weil die beiden konfessionellen Friedhofsteile durch eine Mauer getrennt waren. Die Fantasie der Kinder überwand die Trennung durch beiderseits die Friedhofsmauer überragende Grabmale, aus denen sich über die Mauer hinweg zwei Hände zum Zeichen der überwundenen Trennung festhalten. »Dieselbe Fantasie des Heiligen Geistes, der alle Mauern zu überwinden vermag«, wünschte die evangelische Dekanin der methodistischen Konferenztagung.

Klaus Kempter von der römisch-katholischen Kirche in Öhringen lobte etwas neidisch den »synodalen Weg« der Entscheidungsfindung, der sich auch im methodistischen Konferenzgeschehen zeige. Dazu brauche es allerdings »die Einsicht aller Beteiligten, dass wir hier immer im Vorläufigen leben«. Deshalb sei die Möglichkeit, Wege zu finden und die Wahrheit zu benennen, immer begrenzt. Wenn aber alle zu Wort kämen und Gehör fänden, sei das eine gute Grundlage für Entscheidungsfindungen.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Informationen zur SJK
Programm der Konferenztagung
Das Grab von Roermond 

Zur Information
Die Süddeutsche Konferenz umfasst 242 Gemeinden mit rund 27.600 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teilen von Nordrhein-Westfalen.