Kirchenvorstand tagte in Würzburg Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Ein Bild von Kirche, das Lust macht, dabei zu sein

Die Mitglieder des Kirchenvorstands der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland bei der Herbsttagung im Kloster Oberzell bei Würzburg.
Die Mitglieder des Kirchenvorstands der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland bei der Herbsttagung im Kloster Oberzell bei Würzburg.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Zwei Jahre, zwanzig Seiten, klare Vorschläge. Das ist das Ergebnis einer Arbeitsgruppe für eine auf Zukunft ausgerichtete Arbeitsweise der EmK.
5 Minuten

Der Kirchenvorstand der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland hatte seine turnusgemäße Herbstsitzung am Freitag und Samstag (25. und 26. Oktober) der vergangenen Woche. Drei Themen ragten aus den sonst formalen Tagesordnungspunkten heraus: der Vorschlag für eine veränderte Arbeitsstruktur in Deutschland, der Beschluss, »klimaneutrale Kirche« zu werden und der Zwischenbericht über die Arbeit des Runden Tisches.

Zwischenbericht über die Arbeit des Runden Tischs

Der vom Kirchenvorstand im März dieses Jahres eingerichtete Runde Tisch tagte seither zweimal. Angesichts der strittigen Fragen zur Homosexualität soll in Deutschland für die EmK ein Weg beschrieben werden, der die Einheit bewahren hilft. Zwischenzeitlich liegen drei vorläufige Entwürfe vor, die allen Mitgliedern der drei Jährlichen Konferenzen in Deutschland zugänglich gemacht wurden, um darüber in Regionen, Bezirken und Gemeinden zu diskutieren.

Einer der Entwürfe sieht die Bildung einer eigenständigen »Konservativen Jährlichen Konferenz« vor, ein anderer einen »Verbund konservativer Methodisten« als Zusammenschluss konservativer Kirchenglieder über Gemeinden und Konferenzen hinweg. Der dritte Entwurf soll auf Basis einer geänderten Kirchenordnung und eines ergänzten Diensthandbuchs der Zentralkonferenz Deutschland die Integration »konservativer« und »liberaler« Positionen ermöglichen, indem sich Gemeinden für eine Öffnung in den Fragen zur Homosexualität entscheiden oder bei den bisherigen Regelungen bleiben können.

Noch bis Ende November sind die Regionen und Bezirke aufgerufen, sich über die vorgeschlagenen Entwürfe auszutauschen und Rückmeldungen an den zentralen Runden Tisch zu geben.

Bischof Harald Rückert berichtet, dass aus einigen Bezirken und Regionen bereits Rückmeldungen vorlägen. Trotz unterschiedlicher Sichtweisen werde deutlich, dass in Deutschland ein großer Wunsch für den Erhalt der Einheit der Evangelisch-methodistischen Kirche vorhanden sei. Es stimme ihn zuversichtlich, »dass wir in Deutschland einen Weg finden können, der uns ermöglicht, trotz verschiedener Überzeugungen beieinander zu bleiben und gemeinsam Gottes Liebe durch unser Handeln und Reden zu bezeugen«.

Anlass für diese weltweit in der Evangelisch-methodistischen Kirche zutage tretende Spannung war die Entscheidung der außerordentlichen Generalkonferenz vom Februar dieses Jahres mit der Verabschiedung des sogenannten »Traditional Plan«. Mit diesem Beschluss waren einerseits die bisherigen Bestimmungen der Kirchenordnung bestätigt worden, die die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Ordination praktizierender Homosexueller weiterhin verbieten. Zugleich wurden mit diesem „Traditional Plan“ Maßnahmen verabschiedet, die die konsequente Anwendung aller diesbezüglichen Regelungen durch Kontrollen und Strafen verschärft.

Auf der Suche nach einem »neuen Kleid«

Die EmK in Deutschland will sich in ihrer Arbeit künftig stärker »nach vorne« ausrichten und weniger Rückblick betreiben. Dies ist den Vorschlägen zu entnehmen, die eine von der Zentralkonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe vorlegte. Zwei Jahre lang arbeitete diese Arbeitsgruppe unter fachkundiger Anleitung an einer neuen Arbeitsstruktur der EmK in Deutschland, die ihrer Größe und den aktuellen Erfordernissen besser entspricht.

»Think outside the box« war das Leitmotiv dieser Arbeitsgruppe. Das damit bezeichnete »Denken außerhalb des gewohnten Rahmens« oder »der Mut zum Ungewöhnlichen« sei für die Beratungen maßgeblich gewesen.

Eine der wichtigsten Konsequenzen ist die Umkehrung des bisherigen Arbeitsansatzes. Statt eines rückblickenden Berichtswesens sollen künftig alle Gremien zukunfts- und projektorientiert arbeiten. Das schlägt sich auch in der Bezeichnung der Gremien als »Fachgruppen« nieder. Die schon vom Namen her viel stärker auf Verwaltung ausgerichteten »Kommissionen« haben damit bis auf wenige Ausnahmen ausgedient. Dreh- und Angelpunkt der neuen Struktur sollen gemäß der mehr als zwanzig Seiten umfassenden Vorlage die Ortsgemeinden mit den Hauptamtlichen und den in gemeinsam in der Mitarbeit und Verantwortung stehenden Laien sein. Außerdem sollen die Bereiche Organisation und Verwaltung stark reduziert werden.

Die Aufteilung in drei Jährliche Konferenzen soll für die EmK in Deutschland entgegen ersten Überlegungen erhalten bleiben. Nach den Untersuchungen der Arbeitsgruppe hätte die Vereinigung zu einer einzigen Jährlichen Konferenz einen zu großen Vereinigungsaufwand bedeutet. Die erhofften Vorteile der Zusammenführung zu einer Jährlichen Konferenz seien auch in der derzeitigen Struktur zu erzielen. Unter anderem sollen konsequent Doppelstrukturen vermieden werden, die auf den Ebenen der Zentralkonferenz und der Jährlichen Konferenzen eine ineffiziente parallele Gremienarbeit zur Folge hatten.

Die Anzahl von Gremien soll deutlich reduziert werden, wodurch vor allem auch Abwesenheitszeiten von Personen vermieden werden, die ihre Kraft stärker in der Arbeit vor Ort investieren sollen. Dieser Effekt soll durch die Verkleinerung von Gremien zusätzlich verstärkt werden. So sieht der Vorschlag der Arbeitsgruppe beispielsweise die Verkleinerung des Kirchenvorstands auf 16 Personen vor – geradezu eine Halbierung des derzeit aus 31 Personen bestehenden Gremiums.

»Wir begeben uns mit einem Bild von Kirche auf den Weg, das Lust macht, dabei zu sein und mitzumachen«, kommentierte Bischof Harald Rückert den neuen Ansatz mit der viel stärkeren Fokussierung auf die Belange der Gemeinden vor Ort und unseren Auftrag als Kirche. Diese klare Ausrichtung solle »zum Mitmachen locken und motivieren«.

Der Kirchenvorstand befürwortet die von der Arbeitsgruppe verfasste Vorlage, die in den neun Distrikten und drei Jährlichen Konferenzen ausführlich diskutiert werden soll. Die Beschlussfassung erfolgt auf der Zentralkonferenz im November nächsten Jahres.

Umdenken als »zutiefst geistlicher Prozess«

Die EmK in Deutschland soll »eine klimaneutrale Kirche« werden. Das beschloss der Kirchenvorstand angesichts der Klimakrise nach der Diskussion eines von einigen Personen eingereichten Antrags. »Zeitnah« sollen erste konkrete Schritte eingeleitet werden. Ausdrücklich betonen die Antragsteller, dass sie »nachhaltiges Handeln nicht von oben verordnen« wollen. Die Konferenzen, Bezirke und Gemeinden sollen »mit uns zusammen nach Lösungen und Möglichkeiten suchen«.

Mit sofortiger Wirkung beschließt der Kirchenvorstand, dass es bei Inlandsreisen für Flüge keine Reisekostenerstattung gibt. Außerdem gibt es keine Erstattung von Fahrtkosten für die Nutzung des Autos, wenn der Sitzungsort ans Schnellverkehrsnetz der Bahn angeschlossen ist. Bei Alleinfahrten mit dem Auto soll künftig die Begründung strenger überprüft werden. Außerdem sollen Gremien aller kirchlichen Ebenen in Deutschland prüfen, ob Sitzungen mittels Videokonferenzen abgehalten werden können.

Den Konferenzen, Werken, Bezirken und Gemeinden werden weitere Vorschläge zur Diskussion und Beschlussfassung unterbreitet. Dazu gehören die Verbesserung der Energiebilanz von Gebäuden, sowie die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien, der Verzicht auf Einweggeschirr oder die Reduktion von Dienstfahrten.

Die Antragsteller räumen ein, dass dieser Antrag in einer Zeit kommt, »in der uns innerkirchliche Themen sehr stark beschäftigen und sehr viel Energie von uns fordern«. Außerdem forderten die beschlossenen und empfohlenen Maßnahmen »von uns allen ein massives Umdenken«. Das sei eine große Herausforderung, aber angesichts der Dringlichkeit, mit der Forscher ein zeitnahes Umsteuern anmahnten, sei diese »Zumutung« nötig. Das geforderte Umdenken sei ein »zutiefst geistlicher Prozess«. Die Kirche könne darauf vertrauen, »dass Gott uns darin begleitet, stärkt und immer wieder ungeahnte Wege zeigt«.

[08.11.2019, 11:12]
In der Passage dieses Artikels, in der die »Suche nach einem ›neuen Kleid‹« beschrieben wird, wurde eine Ergänzung vorgenommen, die der Bedeutung der Laienmitwirkung im Veränderungsprozess Rechnung trägt. Dieser Sachverhalt war in der Erstfassung des Artikels nicht dem Inhalt der Vorlage entsprechend formuliert.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links
Leben für morgen – klimaneutrale Kirche (PDF)

Zur Information
Kirchenvorstand
Der Kirchenvorstand ist der geschäftsführende Ausschuss der Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche.