Ökonomie und Verantwortung Von Stephan von Twardowski (kur)  | 

Gestaltung nachhaltiger und gerechter Ökonomie

Verschiedene Ansatzpunkte beleben die Diskussion. Auf dem Podium in der Aula der Theologischen Hochschule Reutlingen (v.l.n.r.): Prof. Dr. Ulrich Duchrow, Prof. Christof Voigt, Dr. Daniela Eberspächer-Roth, Prof. Dr. Bodo Herzog
Verschiedene Ansatzpunkte beleben die Diskussion. Auf dem Podium in der Aula der Theologischen Hochschule Reutlingen (v.l.n.r.): Prof. Dr. Ulrich Duchrow (Professor für Systematische Theologie an der Universität Heidelberg), Prof. Christof Voigt (Moderator; Professor für Philosophie und biblische Sprachen an der THR), Dr. Daniela Eberspächer-Roth (Geschäftsführende Gesellschafterin der Profimetall Gruppe und Vizepräsidentin der IHK Reutlingen), Prof. Dr. Bodo Herzog (Professor für Volkswirtschaft an der Hochschule Reutlingen)
Bildnachweis: THR
Ob Geld allmächtig und sogar zum Gott geworden ist, war Thema einer Podiumsdiskussion an der Theologischen Hochschule Reutlingen.
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Unter dem Thema »Geld und Gott – was unser Leben antreibt« veranstaltete die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) eine Podiumsdiskussion. Diskutiert wurde, ob die moderne Gesellschaft durch stetiges Wirtschaftswachstum und die Anhäufung von Kapital angetrieben werde und was dies im Blick auf Armut und den Verbrauch von Ressourcen bedeute. Gemäß Martin Luthers »Woran du dein Herz hängst, da ist Gott«, ging es auch um die Frage, ob Geld allmächtig und heute sogar zum Gott des Menschen geworden sei. Außerdem wurde der Frage nachgegangen, wie ein Ressourcen schonendes und nachhaltiges Wirtschaftssystem aussehen müsse, damit auch in Zukunft Leben auf dieser Welt möglich ist.

Verschiedene Ansatzpunkte beleben die Diskussion

Auf dem Podium diskutierten die promovierte Betriebswirtin und Vizepräsidentin der Reutlinger Industrie- und Handelskammer, Daniela Eberspächer-Roth, der Professor für Volkswirtschaft von der Hochschule Reutlingen, Bodo Herzog, sowie der Theologe und Sozialethiker Ulrich Duchrow, der als Professor an der Universität Heidelberg Systematische Theologie lehrt.

Eberspächer-Roth, die als Unternehmerin in der Metallbranche im vergangenen Jahr vom Umweltministerium Baden-Württemberg mit dem Titel »Gipfelstürmerin für Ressourceneffizienz« ausgezeichnet wurde, trat für einen verantwortlichen Umgang mit Geld auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein. Nachhaltig und verantwortungsbewusst genutzt, eröffne Geld eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Demgegenüber unterstrich Duchrow die systemische Macht kapitalistischen Wirtschaftens. Der daraus erwachsende Zwang zum unbegrenzten Wachstum bringe das Leben von Mensch und Umwelt in Todesgefahr. Daher müssten grundsätzliche Alternativen zum gegenwärtigen Weltwirtschaftssystem entdeckt werden.

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive hielt Bodo Herzog dagegen eine Fokussierung auf die Systemkritik für einseitig. Er forderte eine differenzierte Analyse ökonomischer und geldwirtschaftlicher Realitäten sowie eine grundlegende Unterscheidung von Finanz- und Wirtschaftskapitalismus. Geld sei gerade nicht allmächtig. Der Mensch und mit ihm die Politik müssten die vorhandenen Gestaltungsräume für ein gerechtes und nachhaltiges Wirtschaften nutzen, betonte der Reutlinger Wissenschaftler.

Verantwortliche Rolle von Theologie und Religionen

Gespannt verfolgten etwa neunzig Gäste die Diskussion und brachten ihre Fragen ein. Es bleibe eine Differenz der Perspektiven, fasste Christof Voigt als Moderator die Veranstaltung zusammen. Voigt, Professor für Philosophie und biblische Sprachen an der THR, verwies darauf, dass die gesellschaftliche Auseinandersetzung zur Frage der Gestaltung nachhaltiger und gerechter Ökonomie unbedingt weitergeführt werden müsse. Dabei hob er die verantwortliche Rolle von Theologie und Religionen hervor. Dass die Veranstaltung Wirkung zeigte, bewiesen die intensiven und lebendigen Gespräche, die sich nach der Veranstaltung in kleinen Runden bei einem Imbiss fortsetzten.

Der Autor
Stephan von Twardowski ist Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen der Evangelisch-methodistischen Kirche. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information
Theologische Hochschule Reutlingen
Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) ist als Einrichtung der Evangelisch-methodistischen Kirche die international ausgerichtete Studienstätte des deutschsprachigen Methodismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie ist eine staatlich anerkannte Hochschule und verleiht die international anerkannten Studienabschlüsse Bachelor of Arts (B.A.) und Master of Arts (M.A.) in Theologie sowie einen staatlich anerkannten M.A. in »Christlicher Spiritualität«. www.th-reutlingen.de