Änderung der Kirchenordnung? Von Steffen Klug (kur)  | 

Gott die leeren Hände hinhalten

Haus Höhenblick in Braunfels
Haus Höhenblick in Braunfels
Bildnachweis: privat
Im Haus Höhenblick in Braunfels trafen sich fünfzig Personen zu einer Tagung, bei der es um »Aufbruch« ging.
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Ende Januar trafen sich in Braunfels rund fünfzig Personen aus der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) aus ganz Deutschland zur Tagung »Aufbruch«. Anlass für das Treffen waren die eventuellen Änderungen des Eheverständnisses in den Sozialen Grundsätzen der EmK.

Gewissensnöte

Auf Einladung der Ausrichter des Wochenendes war Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK, zu Gast. Mit ihm konnten sich die Teilnehmer an einem langen Abend sehr offen und konstruktiv aussprechen. Dabei brachten sie ihre Sorge zum Ausdruck: »Wir kommen mit unserem Gewissen in Konflikt, wenn unsere Kirche das Eheverständnis weitet und die Ordination und Trauung von Homosexuellen ermöglicht.« Daraus entstehe die Frage, wo sie dann noch ihre geistliche Heimat hätten. In diesem Zusammenhang ging es auch um die Frage, ob dann ein übergemeindlicher Verbund von Menschen und Gemeinden, die weiterhin nach der aktuellen EmK-Kirchenordnung leben möchten, eine Hilfe in dieser Gewissensnot sein könnte.

Fromme Denk- und Glaubensweisen auf dem Prüfstand

Zur Frage »Wohin aufbrechen?« lieferte Roland Gebauer, Professor für Neues Testament und Rektor der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR), ein nachdenklich machendes Referat. Darin stellte er »unsere ›frommen‹ Denk- und Glaubensweisen« auf den Prüfstand. Wohin jeder einzelne gehört, wenn das Gewissen mit seiner Kirche nicht mehr recht kompatibel sei, müsse jeder im Ringen um eine Antwort von Gott selbst entscheiden. Aber jeder dürfe damit rechnen: »Wenn ich Gott meine leeren Hände in dieser Frage hinhalte, wird er sie füllen.«

Bischof Rückert: »Bleibt in der EmK!«

Um in diesen Fragen weiter miteinander unterwegs zu sein und dabei das »Heilige Konferieren«, ein Begriff aus der Theologie und christlichen Praxis John Wesleys, zu pflegen, wurde das Netzwerk »Verwurzelt in Christus«  gegründet. Die mit dem Namen beschriebene Verwurzelung soll auch zu einer Liebe in kritischen und kontroversen Diskussionen führen, die sichtbar macht: Verunglimpfungen, Mutmaßungen, Herabsetzungen sind nicht der Weg Christi – ganz gleich, wohin der Aufbruch führen wird. Das betonte auch Bischof Harald Rückert in seinem Schlusswort: »Ich bin überzeugt, dass es viel Raum für ganz unterschiedliche Perspektiven in der EmK gibt.« Letztlich, so Rückert, müsse aber jeder und jede dem eigenen Gewissen folgen. »Ich wünsche mir, mit möglichst vielen von euch in die Zukunft zu gehen. Bleibt in der EmK!«. Die Teilnehmer der Tagung in Braunfels sind gespannt, ob und wie das möglich sein werde. Die Tagung endete am Samstagnachmittag mit einer intensiven Gebetszeit, »damit Gott uns allen seine Wege zeigen möge«.

Der Autor
Steffen Klug ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche. Er leitet den Gemeindebezirk Braunfels, zu dem die Gemeinde in Wetzlar und die sich im Haus Höhenblick sammelnde Gemeinde Braunfels gehören. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.  

Weiterführende Links
www.verwurzeltinchristus.de