Jährliche Konferenz Wilkau-Haßlau Von Michael Putzke, Klaus Ulrich Ruof  | 

Vom Genießen und guten Unterstellungen

»Stilles Gespräch« über Schönheit – Mitglieder der Konferenz teilen ihre Gedanken über Schönheit nach dem Ende des Theologischen Referates von Pastorin Christin Eibisch mit.
»Stilles Gespräch« über Schönheit – Mitglieder der Konferenz teilen ihre Gedanken über Schönheit nach dem Ende des Theologischen Referates von Pastorin Christin Eibisch mit.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Glaube ist auch eine sinnliche Erfahrung – so lautet die Aussage im Theologischen Referat. Außerdem diskutiert die OJK den Weg des »Runden Tisches«.
4 Minuten

Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz (OJK) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hat die Tradition eines Theologischen Referats. Dafür wird jeweils fast ein ganzer Vormittag während der Konferenztagung reserviert. Christin Eibisch, Pastorin der EmK-Gemeinde Leipzig-Bethesdakirche, führte die Konferenzmitglieder entlang des Konferenzthemas »Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit – Von der Freude am Vorläufigen« in eine Fülle sinnlicher, emotionaler und genussreicher Erfahrungen.

Schönheit suchen und bewahren

In sieben Stationen vermittelte sie Einsichten über Gott, die Schöpfung und den Menschen. Lyrik, Bilder, gefüllte Schokokugeln und Musik sprachen dabei alle Sinne an. »Der Mensch ist zur Sehnsucht nach Gott hin geschaffen«, erklärte Eibisch. Gott lasse in seiner Zuneigung die Verbindung zur Menschheit nicht abreißen. Der Mensch als soziales Wesen lebe quasi in einer Art Dreiecksbeziehung mit den drei Eckpunkten »Mensch, Mitgeschöpf und Gott«. Als Einzelwesen sei er auf Gott bezogen, wie eine Seite des Dreiecks. Die Beziehung zu Mitgeschöpfen zeige eine zweite Seite des Dreiecks. Die dritte Seite zeige die Beziehung zwischen den Mitgeschöpfen und dem Schöpfer. Eine solche Beziehung im Dreieck habe, so Eibisch, eine stabile Dynamik. »Ob und wie du dich der Möglichkeit des Respektes vor Gott und anderen Menschen bedienst, ist dir in die Entscheidungsfreiheit gegeben«, schlussfolgerte die Referentin. Dieses Dreieck werde erfüllt von der Schönheit Gottes, damit der Mensch schön werde. Im Eintauchen in diese Schönheit, das ist die Erkenntnis aus diesem Vortrag, muss keine theologische Wahrheit mehr verteidigt werden. Es geht darum, dem Geheimnis Gottes Raum zu geben, seine Schönheit zu suchen, daran Anteil zu erhalten und es in Gedanken zu bewahren.

Vom »Gang übers Wasser«

Am Nachmittag ging es in einer langen Debatte um den Umgang mit dem ersten vom »Runden Tisch« vorgelegten Bericht. Dieser Runde Tisch war vom Kirchenvorstand der EmK in Deutschland nach der restriktiven Beschlussfassung der Generalkonferenz in Fragen von Eheschließung und Ordination Homosexueller in Gang gesetzt worden. Ein in größtmöglicher Meinungsvielfalt besetzter Runder Tisch soll ausloten, wie es trotz unterschiedlicher Sichtweisen in Fragen der menschlichen Sexualität möglich sein kann »als Kirche zusammenzubleiben, in der Menschen unterschiedlicher Auffassungen miteinander leben können«.

In großer Offenheit und Ehrlichkeit meldeten sich viele Konferenzmitglieder zu Wort. Die Diskussionsbeiträge waren fair und respektvoll. Auch die Sorge vor Kirchenspaltung wurde formuliert. Damit würde sich die in Deutschland an sich schon kleine Kirche noch mehr in eine aussichtslose und letztlich zum Zeugnis für Christus unfähige kleine Schar auflösen. Einige Konferenzmitglieder baten um Vergebung, dass die persönliche Haltung nicht immer von Achtung und Anerkennung des andersdenkenden Gegenübers geprägt war. In Anlehnung an den Bericht des Superintendenten des Dresdner Distrikts, Christhard Rüdiger, wurde dessen Bild vom »Gang übers Wasser« mehrfach aufgegriffen. Rüdiger hatte die Beratungen des Kirchenvorstands im Nachgang zur Generalkonferenz als einen solchen Gang übers Wasser beschrieben. Der Weg, der vor der EmK in Deutschland liege, könne nur schrittweise gelingen. Die Aufforderung und die persönliche Bereitschaftserklärung »Lasst uns den nächsten Schritt machen und sehen, was dann folgt« sei für diesen Aufbruch ein guter Ansatz, bestätigten mehrere Redebeiträge.

Nach einer insgesamt fast zweistündigen Aussprache stimmte die Konferenz bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung dem Antrag des Runden Tisches zu, die Suche nach einem Weg für ein Miteinander der Kirche in Angriff nehmen zu dürfen, ohne dabei schon im Voraus von den Jährlichen Konferenzen festgelegt und eingeengt zu sein. Dieser Weg ist ergebnisoffen, stellt aber den Wunsch beieinander zu bleiben, in den Vordergrund.

»Einander Gutes unterstellen«

In seinem »Bischofswort an die Jährliche Konferenz« betonte Bischof Rückert, dass es sowohl im Kirchenvorstand als auch in der ersten Begegnung des Runden Tisches gelungen sei, aufeinander zu hören und einander ernst zu nehmen. »Ich denke das ist eine gute Basis für die nächsten Schritte«, beschrieb Rückert seine zarte Hoffnung für den bevorstehenden Prozess. »Wir wollen einander nicht loslassen!«, sagte er und griff mit dieser Formulierung eine Passage aus der Botschaft des Kirchenvorstands auf. Dazu sprach er die Konferenzmitglieder direkt an: »Schaut einander in die Augen. Wir wollen uns nicht trennen, sondern aneinander festhalten.« Es gehe darum, so Rückert weiter, »füreinander einzustehen«.

Er selbst sei davon überzeugt, dass Jesus Christus die unterschiedlichen Gaben in der EmK im Miteinander gebrauchen könne. »Wir verlieren sehr viel, wenn wir uns trennen«, hob Rückert hervor. Die Kirche verlöre missionarische Chancen und auch die Chance, voneinander zu lernen. Buntheit, Schönheit und Lebendigkeit würde verlorengehen. Bisher sei die EmK von Weite und Toleranz, gepaart mit Verbindlichkeit geprägt gewesen. Deshalb plädiere er unermüdlich dafür, »dass wir uns mit unseren Gaben ergänzen, um unseren Auftrag erfüllen zu können«. Dazu sei es nötig, einander nicht wegen der Verschiedenheit zu blockieren, sondern diese als ein Geschenk von Gott anzunehmen, das nicht immer bequem ist.

Wenn der Weg gelingen solle, müsse Vertrauen wieder neu aufgebaut werden. Wenn das gelinge, gebe es eine neue Basis für eine theologische Auseinandersetzung. »Lasst uns wieder anfangen, einander Gutes zu unterstellen«, forderte der Bischof die Konferenzmitglieder auf. »Lasst uns öffentlich dafür eintreten, dem anderen die Liebe zur Schrift, zur Kirche und zu unserem Auftrag zuzugestehen.«

Die Autoren
Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Magazins »Unterwegs«. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der EmK in Deutschland. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links
Theologisches Referat (PDF)
www.2019.emk-ojk.de

Zur Information
Die Ostdeutsche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche umfasst 120 Gemeinden in 56 Bezirken mit rund 12.800 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.