Einflussreicher Theologe Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Liebe zur Kirche und zur Liturgie

Geoffrey Wainwright - 1939 bis 17. März 2020
Geoffrey Wainwright - 1939 bis 17. März 2020
Der methodistische Theologe und Mitautor des ökumenischen »Lima-Papiers«, Geoffrey Wainwright, ist im Alter von achtzig Jahren verstorben. Ein Nachruf.
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Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb der aus England stammende methodistische Theologe Geoffrey Wainwright am Dienstag vergangener Woche (17. März). Einen Großteil seiner theologischen Laufbahn verbrachte er in den Vereinigten Staaten. Von ihm stammen wichtige Beiträge zur modernen methodistischen Theologie und christlichen Liturgie sowie viele maßgebliche Impulse für das ökumenische Miteinander in Lehrgesprächen und Vereinbarungen. Zuletzt lebte er in Chapel Hill, einer Universitätsstadt im Bundesstaat North Carolina im Osten der Vereinigten Staaten. Er wurde achtzig Jahre alt.

Wichtiger Gesprächspartner

»Geoffrey Wainwright vereinigte eine klare Verankerung in der Theologie John Wesleys mit einer bemerkenswerten ökumenischen Weite«, erinnert sich Walter Klaiber an die vielen Begegnungen mit diesem bekannten methodistischen Theologen. Der vormalige für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hebt dabei besonders Wainwrights besonderes Interesse für die Römisch-katholische Kirche hervor, »deren liturgische Kompetenz und theologische Fundierung ihn sehr beeindruckte, obwohl er sich eine kritische Distanz bewahrte«. Sein »ausgewogenes und nüchternes theologisches Urteil« habe auf ihn einen sehr starken Eindruck gemacht, erklärt Klaiber im Rückblick. Wainwright sei »nicht konservativ in einem engen Sinn« gewesen, habe sich aber »nicht so leicht von theologischen Modeströmungen hinreißen lassen«. In den »theologisch ziemlich wilden 1968er-Jahren« sei dieser prägende theologische Lehrer »ein wichtiger Gesprächspartner« gewesen.

Methodistischer Theologe und engagierter Ökumeniker

Im mittelenglischen Monk Bretton in Süd-Yorkshire 1939 geboren und aufgewachsen, war Geoffrey Wainwright ordinierter Pastor der Methodistischen Kirche in Großbritannien mit universitären Stationen in Cambridge, Genf und Rom. In den 1960er-Jahren war er Pastor in Liverpool, danach bis 1973 als Missionslehrer und Pastor im westafrikanischen Kamerun. Zurück in England lehrte er von 1973 bis 1979 Biblische Theologie am methodistischen Queen’s College im englischen Birmingham, bevor er 1979 den Ruf als Professor für Systematische Theologie am »Union Theological Seminary« in New York annahm. Von 1983 an bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 unterrichte er an der »Duke Divinity School« der »Duke University«  in Durham im US-Bundesstaat North Carolina, wo er den Robert-Earl-Cushman-Lehrstuhl für christliche Theologie innehatte. Wainwright hatte Gastprofessuren an der im US-Bundesstaat Indiana gelegenen »University of Notre Dame«, an den päpstlichen Universitäten »Gregoriana« und »Angelicum« in Rom sowie an der »United Faculty of Theology« im australischen Melbourne.

Über seine universitäre Lehrtätigkeit hinaus betätigte sich Wainwright, ein hervorragender methodistischer Theologe, sein Leben lang als engagierter Ökumeniker. Im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen und vor allem im Dialog mit der Römisch-katholischen Kirche, bei dem er als Ko-Vorsitzender den Weltrat methodistischer Kirchen vertrat, war er maßgeblich an vielen Initiativen und Lehrgesprächen beteiligt. Eine führende Rolle hatte er bei der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen inne, der er von 1976 bis 1991 angehörte. Unter seinem Vorsitz wurde 1982 das wegweisende ökumenische Dokument, »Taufe, Eucharistie und Amt«, oft als »Lima-Dokument« oder »Lima-Papier« bezeichnet, erstellt und herausgegeben, das später für viele Lehrgespräche als Grundlage diente.

Hymnologie als Hilfe für eine solide Lehre

Manfred Marquardt, früherer Rektor und Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen erinnert sich an Wainwrights »Liebe zur Kirche und zur Liturgie«. Diese habe sich auch in seiner Dogmatik niedergeschlagen, der er den Titel »Doxology« (Doxologie als Fachwort für Liturgie und das Rühmen der Herrlichkeit Gottes) gab. »Ich habe seine ›Doxology‹ gern gelesen und für die Weiterentwicklung meiner eigenen methodistischen Theologie eingesetzt«, beschreibt Marquardt die Wirkung dieses ökumenisch weiten theologischen Lehrers auf seine eigene Lehrtätigkeit. Seine Studenten habe Wainwright immer wieder dazu aufgefordert, geistliche Lieder, vor allem die von Charles Wesley, zu singen, »weil gute Hymnologie dazu hilft, eine solide Lehre zu entwickeln«. Das, so Marquardt weiter, habe er sogar in Vorlesungen mit dem gemeinsamen Singen von Liedern praktiziert.

Ein Leben, das deutliche Spuren hinterlässt

Die letzten Jahre seines Lebens waren überschattet von Altersgebrechlichkeit und zunehmender Demenz. Am 17. März endete der Lebensweg dieses unermüdlich theologisch und ökumenisch wirkenden methodistischen Theologen. Er hat deutliche Spuren hinterlassen. Wer immer sich ökumenisch engagiert, wird an Geoffrey Wainwright nicht vorbeikommen.

Bildnachweis: World Methodist Council


Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Nachruf Weltrat methodistischer Kirchen
Nachruf EmK Österreich