Walter Klaiber zum 80. Geburtstag Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Spannende Wanderschaft

Dr. Walter Klaiber, Bischof im Ruhestand
»In meiner Erinnerung bin ich überzeugt, dass die Erfahrung von Geborgenheit eine ganz wichtige Rolle für mein späteres Leben gespielt hat.« – Dr. Walter Klaiber, Bischof im Ruhestand.
Am vergangenen Freitag wurde Altbischof Walter Klaiber 80 Jahre alt. In einem Interview gibt er Einblick in Stationen seines Lebens.
13 Minuten

Von 1989 bis 2005 war Walter Klaiber aktiver Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Zunächst nur für den damaligen Westteil Deutschlands zuständig, wurde er ab 1992 Bischof für die wiedervereinigte Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche. Vor seiner Zeit als Bischof war Klaiber von 1965 bis 1969 Gemeindepastor in Nürnberg. Nach seiner Zeit als Assistent an der theologischen Fakultät in Tübingen wurde er 1971 zum Dozenten für Griechisch und Neues Testament an das Theologische Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Reutlingen berufen (heute Theologische Hochschule Reutlingen) und 1972 von der Universität Tübingen zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1977 an bis zu seiner Wahl zum Bischof leitete er die theologische Ausbildungsstätte der EmK für den gesamten deutschsprachigen Raum als Rektor. Seit Beginn seines Ruhestands ist Klaiber mit Vorträgen, Predigtdiensten und Veröffentlichungen aktiv. Eine besondere Berufung ist ihm seither die Arbeit an der Kommentarreihe »Die Botschaft des Neuen Testaments«, die er selbst begründet hat. In einem Interview stellte er sich den Fragen der emk.de-Redaktion.

Das Leben ist in Gottes Hand

emk.de: Im Jahre 1940 geboren, gehörst du der Kriegskind-Generation an. Wie hat das am Anfang des Lebens deinen Glauben geprägt?

Bischof Dr. Walter Klaiber: Die Erfahrung des Krieges ist sehr prägend für mein Leben geworden. Meine ersten Erinnerungen haben alle mit dem Krieg zu tun. Ich bin in Ulm aufgewachsen, einer Stadt, die ab 1943 sehr stark von Bombenangriffen betroffen war. Und ich habe viele Erinnerungen an Stunden im Bombenkeller, an bange Fragen, wenn wir wieder nach Hause gingen: »Wie wird das sein, wird unser Haus noch stehen?« Das Interessante ist, dass ich mich nicht erinnere, dass ich Angst hatte. Es war nur alles sehr merkwürdig. Aber ich glaube im Nachhinein, dass ich in einer Atmosphäre aufgewachsen bin, in der man wusste: das Leben ist in Gottes Hand.

Meine frühen Lebensjahre waren weiterhin davon geprägt, dass ich relativ viel bei meinen Großeltern war. Meine Großeltern waren sehr, sehr fromme Leute. Da war das Leben im Alltag ganz stark vom Gebet bestimmt. Ich erinnere mich überhaupt nicht an irgendwelche einzelnen Aussagen. Aber in meiner Erinnerung bin ich überzeugt, dass auch hier die Erfahrung von Geborgenheit eine ganz wichtige Rolle für mein späteres Leben gespielt hat.

Was für eventuelle Weichenstellungen gab es in der Kinder- und Jugendzeit für die spätere Entscheidung, in den pastoralen Dienst und in den Lehrdienst zu gehen?

Ich bin in sehr lebendigen Gemeinden aufgewachsen – zunächst in Ulm, später in Tuttlingen. In Ulm bin ich in die Sonntagsschule gegangen und erinnere mich nicht, dass da schon irgendwelche Gedanken an die Zukunft bei mir auftauchten. Aber in Ulm laufen Legenden um, dass ich gelegentlich auf einen Stuhl gestanden sei und meine Brüder und andere mit einer Predigt unterhalten habe. Aber das ist etwas, woran ich mich selbst nicht erinnere. Viel wichtiger für diese Entscheidung war dann die Zeit in Tuttlingen ab meinem zwölften Lebensjahr. Wir waren ein großer, sehr lebendiger Jugendkreis. Es ist nicht von ungefähr, dass aus diesem Jugendkreis drei Leute meiner Generation in den Pastorendienst gegangen sind, die alle auch Pastoren bis in den Ruhestand hinein geblieben sind.

Berufsziel: Lehrer für Deutsch und Geschichte

Es wird erzählt, dass du schon als Jugendlicher eine Evangelien-Harmonie erstellt hast, also eine Zusammenstellung der Berichte über Jesus in einer zeitlich stimmigen Reihenfolge. Was hat dich an der Bibel als Jugendlicher schon so fasziniert?

Es war keine ganze Evangelien-Harmonie, aber Ansätze dazu. Nachdem ich bewusst Christ sein wollte – das war in meinem fünfzehnten Lebensjahr – habe ich auch sehr ernsthaft die Bibel gelesen und habe versucht, manches zu verstehen. Unter anderem habe ich mit Hilfe des großen Anhangs zur Stuttgarter Jubiläumsbibel versucht, sowohl die Berichte der Berufung der Jünger als auch die Berichte der Oster-Erscheinungen in eine historische Reihenfolge zu bringen. Und das ist mir nicht gelungen. Das ist auch ohne Gewalttätigkeit nicht so leicht möglich. Damals gab es in der Gemeinde niemanden, auch nicht der Pastor, der mir erklären konnte, woran das liegt.

Ich habe dann etwas später im Alter von siebzehn Jahren Hilfen gesucht in theologischer Literatur. Eine Klassenkameradin hat mir die Bibliothek ihres Vaters geöffnet, und da habe ich schon viel gelesen. Ich war also sehr an der Theologie interessiert, auch an Fragen von Naturwissenschaft und Theologie. Da haben mir Religionslehrer weitergeholfen. Aber ich habe nie mit dem Gedanken gespielt, sozusagen aus Interesse, Theologie zu studieren. Sondern ich wollte Lehrer werden, Geschichte und Deutsch studieren. Die Theologie kam erst dann in den Blick als die Berufung zum Pastor klar war.

Wann war diese Berufung, die dann zum Wechsel ins Fach Theologie führte?

Ich hatte mit neunzehn Jahren mein erstes Semester in Tübingen angefangen und hatte mich lange gegen die Berufung gewehrt. Damals waren aktive junge Leute – junge Männer damals – nicht davor gefeit, berufen zu werden. Ich wollte mich da nicht zwingen lassen. Aber es war mir nach meinem ersten Semester klar: Mein Weg muss ins Predigtamt gehen. Es war einfach der innere Ruf »Ich muss das Evangelium, die gute Botschaft weitergeben.«

»Wir können jetzt vieles neu gestalten«

Das Studium und vor allem die Zeit des pastoralen Dienstes in Nürnberg gerieten in die sogenannten 68-er-Jahre der gesellschaftlichen Umwälzung in Deutschland. Was bedeutete dies für den Glauben, die persönliche Frömmigkeit, das Studieren in der Bibel und das Pastor-Sein?

In meiner Studienzeit war diese Bewegung in dieser Stärke noch nicht zu spüren, sondern in der Zeit als Pastor und vor allem in meiner Zeit als Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Ich gehörte nicht in die vorderste Front der Rebellen, die auf die Barrikaden gegangen sind, aber hatte durchaus Sympathie für gewisse Forderungen sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche. Meiner Ansicht nach war es für meine Generation sehr wichtig, dass die Vereinigung der Evangelischen Gemeinschaft und der Methodistenkirche mit dieser gesellschaftlichen Entwicklung zusammenfiel. Es kamen ja zwei Traditionen zusammen, die nicht deckungsgleich waren, weshalb die Berufung auf »die Tradition« nicht so einfach war.

Unser Eindruck war: Wir können jetzt vieles neu gestalten. Wir können vor allen Dingen die Beteiligung an Entscheidungen verbreitern, die Jugend stärker mit hineinnehmen. Es war sicher auch wichtig, dass Bischof Sommer damals ein weites Herz hatte und sich vieles mindestens anhörte und versuchte zu begleiten, sodass wir hier ein weites Feld fanden. Ich gehörte nicht zu denen, die in unserer Kirche auch mit relativ steilen Forderungen an die Öffentlichkeit getreten sind. Aber ich hatte Sympathie für mehr Offenheit, für mehr Freiheit, und das fiel eben auch mit dem zusammen, dass ich im Studium durch die Begegnung mit der Reformation, durch die Begegnung mit Paulus etwas von der Freiheit des Evangeliums gegenüber mancher Enge in der eigenen Tradition entdeckt habe.

Die Berufung als Dozent ans Theologische Seminar der jetzt vereinigten Kirche war im Jahr 1971. Die gesellschaftlich nach wie vor bewegten Zeiten und Umbrüche haben auch diese pastorale Ausbildungsstätte betroffen. Dazu gehörte seinerzeit auch die Diskussion um die sogenannte Historisch-kritische Methode zur Auslegung der Bibel. Wie hat das den Kontakt mit den Gemeinden geprägt?

Tatsächlich war der Neuanfang des vereinigten Seminars in Reutlingen ein sehr, sehr starker Traditionsbruch im Leben beider Vorgängerseminare. Ich spürte, dass viele Leute – nicht alle – erwarteten, dass ich frischen Wind reinbringe. Auch die Studierenden haben das so erwartet. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich überzeugt, dass ich die ersten Jahrgänge, mit denen ich zu tun hatte, sicher in manchem überfordert habe, weil ich selber noch mit dem Stoff kämpfte und weil ich mich nun unter dem Anspruch fand, die Fülle der neueren Theologie, insbesondere der historisch-kritischen Auslegung auch einzubringen. Andererseits denke ich, dass es vielen, die selbst manches in Frage stellten, auch geholfen hat, Wege zu finden, die nicht nur Fragen stellten, sondern auch neue Antworten boten. Das habe ich als Aufgabe angesehen, und das ist sicher auch bei manchen angekommen.

Ich war natürlich auch manchmal Zielscheibe von Kritik, gerade auch in Gemeinden. Wenn ich aber darzulegen versuchte, dass viele Fragen, die ich aus der historisch-kritischen Auslegung aufgenommen habe, für mich schon ihren Ursprung in meiner eigenen, aufmerksamen Bibellektüre hatten, habe ich eigentlich immer eine Offenheit erlebt. Wenn sie hörten, dass ich da nicht nur Fragen gefunden habe, sondern auch Antworten, hat das nicht wenige Gemeinden, die zunächst kritisch waren, überzeugt oder offen gemacht für diese neue Form der Bibelauslegung. Ich habe dabei deutlich zu machen versucht, dass es nicht um die historisch-kritische Auslegung gewissermaßen als neue Heilslehre geht, sondern dass es um ein Werkzeug geht, um das Evangelium, die Frohe Botschaft noch besser zu verstehen. Ich denke, dass das auch – mindestens zum Teil – so angekommen ist.

Leitung durch Schriftauslegung

Erneut ein Umbruch fällt mit der Wahl zum Bischof 1989 zusammen. Eine für Deutschland sehr prägende Zeit der Veränderung, die 1992 zur Kirchenvereinigung von Ost und West führte. Was daran war gelungen und gut, was waren Dinge, die vielleicht auch eine andere Betrachtung gebraucht hätten?

In der Kirche wüsste ich eigentlich nicht ohne weiteres viel zu sagen, was wir hätten anders machen müssen. Während man ja in der Politik davon sprechen kann, dass die fast handstreichartige Übernahme des Ostens möglicherweise hätte behutsamer vonstattengehen können, sehe ich in der Kirche nicht ohne weiteres, dass wir große Fehler gemacht hätten. Wir sind sehr behutsam miteinander umgegangen. Ich habe dann auch als Bischof der Ostdeutschen Konferenz versucht, ihre Eigenart immer zu berücksichtigen und zu respektieren und mit der Konferenz so zu arbeiten, wie sich das aus der DDR-Vergangenheit ergeben hatte. Damit habe ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Obwohl es teilweise schwierige Fragen waren, vor allem auch in Finanzdebatten, habe ich diese Zeit doch als eine sehr gute Zeit in Erinnerung. Das gilt besonders auch für die späteren Jahre, als ich vor allem auch in der Ostdeutschen Konferenz wie einer gelebt habe, der dazugehört.

Aus deiner Zeit als Bischof stammt das Motto »Leitung durch Schriftauslegung«. Was waren dafür die Gesichtspunkte, die dich in der Leitungsverantwortung als Bischof bewegt haben?

Ich möchte dieses Schlagwort nicht überstrapazieren. Es gibt sicher auch Aspekte von Leitung, die andere Methoden, andere Perspektiven nötig machen. Aber es lag für mich als Exeget eben nahe, aus der Auslegung der Botschaft der Bibel heraus die Fragen, die wir in der Kirche hatten, zu bedenken und – wenn möglich – zu beantworten: Wie geht unsere Arbeit weiter? Was müssen wir, was können wir tun?

Hier müssen wir auch berücksichtigen, dass die Leitungsbefugnisse eines Bischofs unserer Kirche sehr ambivalent sind. Auf der einen Seite wird Leitung und Führung erwartet, auf der anderen Seite sind in fast allen Fragen die Gremien entscheidungsbefugt. Die Gremien waren in meiner Zeit relativ zurückhaltend, sich inhaltlich leiten zu lassen, obwohl sie auf der anderen Seite auch signalisierten, sie erwarten Führung. Insofern war es für mich einfach naheliegend, entweder durch direkte Bibelauslegung bei Andachten und Predigten diese Leitung auszuüben, oder auch indirekt, indem ich mit Papieren oder Thesen, die ich in bestimmte Prozesse hineingegeben habe, versuchte, Grundaussagen der Bibel für unsere Arbeit fruchtbar zu machen.

Missionarisches Bewusstsein in der Ökumene wecken

Als Bischof bist du an vielen Stellen ökumenisch tätig gewesen. Wie konntest du hier methodistisches Profil einbringen?

Wir hatten ja als Methodisten in der Ökumene immer auf vielen Ebenen bis hinein in die Weltebene eine gewisse Vermittlerrolle. Ein orthodoxer Freund sagte mir, Leute die aus einer bischöflich-synodalen Tradition kommen, haben eine Leitungserfahrung, die in der Ökumene sehr hilfreich ist: nämlich Leitungskompetenz, aber auch ein Gespür dafür, dass man Gremien dann auch die Dinge entwickeln lassen muss. Es gab immer wieder schwierige Situationen. Aber da hilft es, wenn man Konferenzerfahrung hat.

Als Kirche haben wir auch eine gewisse Mittelstellung zwischen den Freikirchen, den Landeskirchen, auch durchaus eine überraschende Nähe zur katholischen Kirche – mindestens wie sie sich hier in Deutschland gestaltet – das hat alles dazu geführt, dass ich in der Ökumene viel Hilfreiches tun konnte.

Sehr wichtig war mir – und ich habe das auch in einen Prozess eingebracht, der um die Jahrtausendwende stattgefunden hat –, ein missionarisches Bewusstsein in die Ökumene hineinzubringen. Es gab den Prozess »Aufbruch zu einer missionarischen Ökumene«, der keine großen Events veranstaltet hat, der aber doch die Bewusstseinsbildung in den einzelnen Kirchen stark mit gefördert hat. Das hat das Bewusstsein dafür geschärft, dass Mission nicht vor allem die Rekrutierung von Kirchengliedern für die eigene Kirche bedeutet, sondern die Weitergabe der Botschaft des Evangeliums, zu der wir alle gemeinsam verpflichtet sind.

Von der Vermittlerrolle der Methodisten war schon die Rede. In Deutschland ist das immer wieder eine Position zwischen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und dem Evangelikalismus. Wie ist es dir gelungen, in diesem gesamten Gebiet christlicher Begegnung Brücken zu schlagen?

Ob mir das gelungen ist, ist eine für mich ganz offene Frage. Was ich als angenehm empfunden habe, dass in den 1990-er-Jahren und dann nach der Jahrtausendwende die Kontroverse zwischen Evangelikalen und Ökumene nicht mehr in dieser Schärfe geführt wurde, sondern dass eine viel größere Gesprächsbereitschaft da war. Das hat sehr geholfen, auch mit beiden »Lagern« zu sprechen.

Für mich persönlich war hilfreich, dass ich von meiner Jugend her eine Liebe zur Evangelischen Allianz mitgebracht habe und dann später die ökumenische Weite sehr schätzen gelernt habe, sodass ich versuchen konnte hier Brücken zu bilden. Aber es muss auch klar gesagt werden, dass für uns als Kirche diese Vermittlungsposition auch einen ziemlichen Nachteil bedeutet. Nach meiner Beobachtung haben heute am religiösen Markt eher ausgeprägte Positionen eine Chance. Ein gewisser Anti-Ökumenismus ist auf freikirchlicher Seite durchaus ein gutes Werbemittel – leider. Und wir sind nicht zuletzt deswegen in Schwierigkeiten, weil wir nicht die klare Alternative zu irgendetwas anderem bieten können und auch nicht bieten wollen.

Wandern zwischen verschiedenen theologischen Welten

Du bist auch im Ruhestand noch sehr aktiv. Aus der Fülle an Aktivitäten sei die Arbeit am Neukirchener Bibelkommentar »Die Botschaft des Neuen Testaments« herausgegriffen. Wie kam es dazu, dass du diese Reihe aus der Taufe gehoben hast?

Ich hatte immer wieder die Überlegung, ob man nicht Kommentare schreiben könne, die auf der einen Seite wissenschaftlich fundiert sind und auf der anderen Seite wirklich auch für Nicht-Theologen verständlich. Wer die deutsche Kommentarlandschaft ansieht, wird feststellen, dass gerade die ursprünglich allgemeinverständlich gedachten Kommentare immer wieder dazu neigen, letztlich doch in eine Fachsprache einzumünden, die man nur mit theologischen Vorkenntnissen verstehen kann. Das hat mich schon lange bewegt. Am Anfang meines Ruhestands las ich von dem Schweizer Neutestamentler Ulrich Luz in einer Lebensbeschreibung, dass er seine Kollegen auffordert, Kommentare zu schreiben, die wirklich allgemeinverständlich, aber wissenschaftlich fundiert sind. Das habe ich als Ruf angesehen und habe dann einmal begonnen, eine solche Auslegung beim Römerbrief zu versuchen. Die ersten Beispiele habe ich an den Neukirchener Verlag geschickt, der sofort damit einverstanden war, eine Reihe zu begründen.

Es hat mir viel Freude gemacht, viele dieser Kommentare selber zu schreiben, vor allen Dingen, weil mich das selber auf eine unendlich spannende Wanderschaft zwischen den verschiedenen theologischen Welten innerhalb des Neuen Testamentes brachte – vom Römerbrief und anderen Paulusbriefen zu Markus, zu Matthäus, dann zu Johannes und zuletzt auch noch zur Offenbarung. Es war immer wieder ganz neu herauszufinden, was ist denn nun die ganz eigengeprägte Botschaft dieser theologischen Gewährsleute, und was ist die gemeinsame Botschaft des Neuen Testaments. Das war sehr spannend und ich bin außerordentlich dankbar, dass ich das tun konnte, und dass das offensichtlich ganz gut bei der Zielgruppe ankommt.

Wie sind die Reaktionen?

Die Reaktionen kommen aus zwei verschiedenen Gruppen. Das eine ist die eigentliche Zielgruppe: Laienprediger und andere Leute, die sich für Theologie interessieren, aber auch Personen, die die Bibel näher kennenlernen wollen. Interessanterweise kommen aber auch viele sehr dankbare Reaktionen aus einem Kreis, den ich nicht als primäre Zielgruppe hatte, nämlich Pastoren und Pfarrer, weil sie einfach sehen, »hier bekommen wir eine Auslegung die botschaftszentriert ist und das hilft uns sehr beim Predigen«.

Auf Gottes Liebe ist Verlass

Du hast nach wie vor viele Kontakte, auch zu jüngeren Menschen. Wenn du heute jungen Leuten etwas mit auf den Weg geben wolltest, was würdest du ihnen aus deiner Erfahrung und aus deinem Leben mit der Bibel gerne mitteilen?

Dass sie sich auf Gottes Liebe verlassen können. Dass sie in dem, wie Jesus Christus gelebt hat und für uns gestorben ist, und in dem, wie das die ersten Theologen der Christenheit – wie beispielsweise Paulus – ausgelegt haben, erkennen, dass diese Liebe Gottes verlässlich ist und sie begleitet. Das gilt in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen: wo wir Erfolg haben und wo wir Perspektiven sehen, aber auch dort, wo wir in Schwierigkeiten sind und wo wir Fehler machen. Und es gilt auch da, wo wir fragen müssen, wie geht es weiter?

Bildnachweis: EmK-Öffentlichkeitsarbeit (Volker Kiemle)


Die Fragen stellte Klaus Ulrich Ruof, der unter Walter Klaibers Ägide von 1980 bis 1984 am Theologischen Seminar in Reutlingen Theologie studierte. Die persönliche Anrede erklärt sich aus der pastoralen Verbindung innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Zusammenarbeit mit dem Interviewten in pastoralen Aufgaben während der aktiven Dienstzeit von Bischof Dr. Walter Klaiber.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links
Kommentarreihe »Die Botschaft des Neuen Testaments«