EmK in Sierra Leone Von Michael Putzke  | 

Trauer um Bischof John Yambasu

Prägend, mutig, beharrlich: Bischof Yambasu hat die Interessen des afrikanischen Kontinents in der weltweiten EmK pointiert eingebracht.
Prägend, mutig, beharrlich: Bischof Yambasu hat die Interessen des afrikanischen Kontinents in der weltweiten EmK pointiert eingebracht.
Bildnachweis:Bildnachweis: Paul Jeffrey/UMNS
Bei einem Autounfall ist Bischof Yambasu aus Sierra Leone ums Leben gekommen.
3 Minuten

John K. Yambasu, der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für Sierra Leone, ist am Sonntagmorgen, dem 16. August, bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Yambasu war auf dem Weg zu einer Trauerfeier in Yonibana im Norden des Landes, als sich der Unfall in der Nähe von Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, ereignete.

»Der vorzeitige Tod von Bischof Yambasu ist eine niederschmetternde Nachricht für die Evangelisch-methodistische Kirche«, erklärte die Vorsitzende des Bischofsrates, Bischof Cynthia Fierro Harvey. Seine Liebe und Leidenschaft für die Kirche habe sich in Sierra Leone und in der weltweiten EmK gezeigt.
John Yambasu hat mit »Nachdruck und Weitblick unsere weltweite Kirche mitgestaltet und um deren Einheit gerungen«, erinnert sich Bischof Harald Rückert. Die Nachricht vom plötzlichen Tod Bischofs Yambasu habe ihn tief getroffen.

Unermüdlicher Brückenbauer

In der Auseinandersetzung angesichts der strittigen Fragen zur Homosexualität innerhalb der weltweiten EmK hatte John Yambasu einen Mediationsprozess angestoßen. Er brachte die Meinungsführer unterschiedlicher Interessengruppen zusammen, um eine Lösung zu erarbeiten, die im Dezember 2019 auch erreicht wurde. Der Vorschlag zu einer respektvollen Trennung soll der nächsten Generalkonferenz vorgelegt werden.

»John Yambasu glaubte fest an die Einheit der Kirche«, hebt Thomas Kemper hervor, der noch bis Ende August das internationale Missionswerk der weltweiten EmK leitet. Das Ziel Yambasus war es, die »Optionen zur Erhaltung der Einheit zu erhöhen«, schreibt Kemper auf seiner Facebook-Seite. Die EmK in Afrika wolle sich nicht trennen.

Die Fähigkeit, Wege zum Frieden zu suchen, liegen in Yambasus Erfahrungen, in einem Bürgerkriegsland zu leben. »Wer Frieden will, muss die Waffen ablegen und sich an den Tisch setzen, um miteinander zu sprechen«, hat Yambasu gesagt, erinnert sich  Rosemarie Wenner, Bischöfin im Ruhestand. Als Sohn von muslimischen Eltern, der in einer methodistischen Schule zum christlichen Glauben gefunden hat, habe er den Kontakt zu seinem Heimatdorf immer gepflegt, so Wenner.

Vom Mut, umstrittene Themen anzugehen

Als Bischof hat John Yambasu seit seinem Amtsantritt im Jahr 2009 eine »enorme Dynamik in der EmK in Sierra Leone ausgelöst«, sagt Frank Aichele, der Leiter der EmK-Weltmission in Deutschland. Die EmK-Weltmission habe die EmK in Sierra Leone unter der Leitung Yambasus in vielen Vorhaben unterstützt: Neben dem vorhandenen Ausbildungsprojekt »Konomusu« konnten mit »Konopenter« und dem »Bo Womens Training Center« zwei neue Ausbildungsprojekte umgesetzt werden. Viele Schulen konnten mit Mobiliar und Lehrmaterial ausgestattet, einige auch neu gebaut oder renoviert werden. Bischof John Yambasu ist auch als neuer Kanzler der evangelisch-methodistischen Afrika-Universität in Mutare im Osten Simbabwes gewählt worden.

In seiner Leitung als Bischof wagte sich Yambasu auch an umstrittene Themen heran, wie zum Beispiel an die Frage der Sexualaufklärung. In vielen afrikanischen Kirchen sei dies immer noch tabu, stelle aber in der Gesellschaft ein großes Problem dar. Teenager, die schwanger werden, brechen die Schule ab, was vielfach Armut zur Folge hat. Das Programm zur Aufklärung, das die Missionarin Melanie Janietz zusammen mit einheimischen Lehrerinnen und Lehrern entwickelt hat, war ein Herzensanliegen von Bischof Yambasu, so Aichele.

Als Vorsitzender des nationalen Kirchenrats in Sierra Leone war Bischof Yambasu auch mit anderen Religionen in Kontakt. Im Frühjahr dieses Jahres gab es – trotz der Corona-Pandemie – politisch geschürte Unruhen in einigen Teilen von Sierra Leone. Wie zur Zeit des Ebola-Ausbruchs habe Yambasu ein Treffen für Leiter von christlichen und muslimischen Gruppen organisiert, um gemeinsam gegen die Pandemie vorzugehen, berichtet Frank Aichele.

Für Rosemarie Wenner war Yambasu mehr »als ein geschätzter Kollege. Er war ein Vorbild als Friedensstifter – in unserer Kirche und in Sierra Leone – und in seinem innovativen Einsatz für Entwicklung, Bildung und Gesundheit, er war ein Freund und Bruder in Christus.«

Enge Beziehungen zur EmK in Deutschland

Bischof Yambasu wurde im Süden Sierra Leones geboren und an Missionsschulen der Evangelisch-methodistischen Kirche unterrichtet. Im Jahr 1987 wurde er zum Diakon und 1990 zum Ältesten (Pastor) ordiniert. Er leitete Gemeinden in Moyamba und Freetown, um sich dann auf die christliche Bildung und Jugendarbeit zu konzentrieren.

Als Absolvent der »Candler School of Theology« der Emory-Universität in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia unterrichtete John Yambasu an vielen Schulen und förderte Bildung, wo er konnte. Im Jahr 2018 wurde in Sierra Leone eine theologische Fakultät der EmK eröffnet. Der Name »The Bishop Wenner School of Theology« unterstreicht die Partnerschaft mit der EmK in Deutschland.

Darüber hinaus leitete Bischof Yambasu das afrikanische Bischofskollegium der EmK. Im Jahr 2008 wurde er zum Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche gewählt und 2009 eingesetzt. Am 24. August wäre er 64 Jahre alt geworden. Bischof Yambasu hinterlässt seine Frau Millicent und fünf Kinder – Rebecca, Adima, John, Emmanuel und Elizabeth.

Der Autor
Michael Putzke ist Leiter der Redaktion von »unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de

Weiterführende Links
Bishop John Yambasu of Sierra Leone dies in road accident (Englisch)
www.emkweltmission.de/sierra-leone/sierra-leone-projekte.html