Ökumenische Verlautbarung Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Der Sonntag ist für den Menschen da

Die Christen feiern den sonntäglichen Gottesdienst als Mittelpunkt des Lebens der Kirche. Damit betonen sie die Bedeutung, dass der Sonntag ein Tag für den Menschen ist.
Die Christen feiern den sonntäglichen Gottesdienst als Mittelpunkt des Lebens der Kirche. Damit betonen sie die Bedeutung, dass der Sonntag ein Tag für den Menschen ist.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit; Logo: ACK
Vor 1.700 Jahren hat Kaiser Konstantin den Sonntag zum Feiertag erhoben. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen erinnert daran.
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Anlässlich des Jubiläums »1.700 Jahre freier Sonntag« erinnert die  Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) an den bleibenden Wert eines arbeitsfreien Sonntags und die Bedeutung des Schutzes für diesen Tag. Am 3. März des Jahres 321 nach Christus erhob der römische Kaiser Konstantin den Sonntag zum reichsweiten Feiertag.

Dem Leben Rhythmus geben

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), und der ACK-Vorsitzende, Erzpriester Radu Constantin Miron (Köln) äußerten in einem gemeinsamen Wort, dass der Sonntag den Alltag unterbreche, dem Leben Rhythmus gebe, Menschen verbinde und das Gemeinwohl fördere. Die menschliche Seele brauche diese Unterbrechung des Alltags. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten feiert wie die Juden den Schabbat (Samstag) als Ruhetag.

Wie bedeutend dieser Tag sei, habe die Pandemie offenbart. Sonntägliche Besuche bei der Verwandtschaft oder bei Angehörigen im Pflegeheim könnten nicht stattfinden, Freizeitaktivitäten der Kinder nicht begleitet werden und Gottesdienstbesuche seien gar nicht oder nur unter strengen Auflagen möglich. Der Sonntag als Gelegenheit zur gemeinsam frei gestalteten Zeit sei damit sehr eingeschränkt und offenbare den Wert des Sonntags.

Sonntäglicher Gottesdienst steht »im Mittelpunkt des Lebens der Kirche«

Das Jubiläum sei eine Gelegenheit, an die Bedeutung dieses Tages zu erinnern und sich für den Schutz dieses Tages stark zu machen. Der Sonntag sei in Artikel 140 des Grundgesetzes als Tag »der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung« gesetzlich geschützt. Für Christen habe der Sonntag seine herausragende Bedeutung als Tag der Auferstehung Jesu Christi. Der sonntägliche Gottesdienst stehe daher »im Mittelpunkt des Lebens der Kirche«.

Die ersten staatlichen Maßnahmen zum Schutz dieses religiös motivierten Feiertags reichen 1.700 Jahre zurück. Damals verfügte der römische Kaiser Konstantin I. den »dies solis«, lateinisch für »Tag der Sonne«, zum reichsweiten Feiertag und stellte ihn unter besonderen Schutz. Diese kaiserliche Verfügung gilt als der erste Moment staatlicher Sonntagsschutzgesetzgebung.

Priorität nicht im wirtschaftlichen, sondern im menschlichen Bereich

Allerdings, so die gemeinsame Erklärung der drei Kirchenführer, könnten nicht alle den Tag ohne Arbeit in Anspruch nehmen. Viele arbeiteten, »um die Grundversorgung für alle Menschen aufrechtzuerhalten und unaufschiebbaren Bedürfnissen zu begegnen« – etwa in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, im Nahverkehr oder an Tankstellen. »Menschen, die sich trotz des Sonntags oder für den Sonntag betätigen, verdienen unsere Wertschätzung und eine besondere Form der Vergütung oder des Dankes, wenn sie ihre Sonntagsruhe aufgeben, um sie anderen zu ermöglichen.« Mit der Erinnerung an die Bedeutung des Sonntags betonen die drei Verfasser, dass Sonntagsarbeit keine reguläre Arbeit sei: »Daher sollten Berufsgruppen, die sonntags arbeiten, eng umgrenzt werden, Ausnahmen nur zurückhaltend und auf das absolut Notwendigste beschränkt gewährt werden.«

Mit Ausnahme der notwendigen Dienstleistungen weise der arbeitsfreie Sonntag darauf hin, »dass die Priorität nicht im wirtschaftlichen, sondern im menschlichen Bereich liegt«. Es dürften nicht die kommerziellen Belange maßgeblich sein. Die Bedeutung liege »in familiären, freundschaftlichen Beziehungen« und für Gläubige »in der Beziehung zu Gott und zur Gemeinschaft«. Jeder Mensch habe die Aufgabe, verantwortungsvoll mit der Zeit umzugehen und solle dafür sorgen, »dass wir aufgrund des Strebens nach vermeintlicher Freiheit nicht unsere tatsächliche Freiheit aufgeben, die wir in der segensreichen Errungenschaft eines gemeinsamen arbeitsfreien Sonntag besitzen«. Denn, so die drei Autoren, »der Sonntag ist für den Menschen da«.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Der Sonntag - ein Tag der Freiheit!

Zur Information
Der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland gehören 17 Kirchen an. Weitere acht Kirchen sind Gastmitglieder. Fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Schwerpunkte der Arbeit der 1948 gegründeten ACK sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen und richtet den ökumenischen Tag der Schöpfung im September aus. Auch die Vergabe des Ökumene-Preises liegt in den Händen der ACK.
Derzeit ist Erzpriester Radu Constantin Miron Vorsitzender. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt »Ökumenische Centrale«, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. www.oekumene-ack.de