Kirchenvorstand tagte Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Ein Tisch, an dem viele Menschen Platz haben

Drei europäische EmK-Bischöfe (von links): Eduard Khegay (Eurasien), Dr. Patrick Streiff (Mittel- und Südeuropa) und Christian Alsted (Nordeuropa und Baltikum).
Der Videokonferenz des deutschen Kirchenvorstands der Evangelisch-methodistischen Kirche waren drei europäische EmK-Bischöfe zugeschaltet (von links): Eduard Khegay (in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für Eurasien zuständig), Dr. Patrick Streiff (Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa) und Christian Alsted (in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für Nordeuropa und Baltikum zuständig).
Bildnachweis: Sigmar Friedrich (Streiff), Klaus Ulrich Ruof (Alsted und Khegay)
Wie ist es um die Evangelisch-methodistische Kirche in Europa bestellt? Darüber berieten vier Bischöfe und die Mitglieder des deutschen Kirchenvorstands.
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Der für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Deutschland zuständige Kirchenvorstand hat am vergangenen Samstag, dem 27. März, im Rahmen einer Videokonferenz seine Frühjahrstagung abgehalten. Schwerpunktmäßig beschäftigten sich die Mitglieder dieses Gremiums mit der Situation der EmK in Europa. Darüber hinaus ging es um die Entgegennahme von Berichten und Terminverschiebungen infolge der Neuterminierung der Generalkonferenz.

Tragfähige Kompromisse gesucht

In der EmK ist weltweit nach wie vor die Diskussion über unterschiedliche Sichtweisen im Blick auf sexualethische Fragen im Gange. Aufgrund sehr unterschiedlicher kultureller Situationen innerhalb der EmK in Europa ist damit die Frage verbunden, wie die »EmK-Landkarte« in Europa künftig aussehen wird. Darüber sprachen die Mitglieder des für Deutschland zuständigen Kirchenvorstands mit den drei anderen europäischen Bischöfen, die zusammen mit Harald Rückert für drei Zentralkonferenzen der EmK in Europa zuständig sind. Für dieses Schwerpunktthema waren die Bischöfe Patrick Streiff (Zürich) für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, sowie Christian Alsted (Kopenhagen) und Eduard Khegay (Moskau) für die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien per Video zugeschaltet.

Falls die EmK ihre weltweit gültige Ordnung in sexualethischen Fragen lockern würde, beschreiben die drei Bischöfe die Situation folgendermaßen: Das Bischofsgebiet Eurasien, das im Wesentlichen EmK-Gemeinden in den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion umfasst, würde sich voraussichtlich einer neu entstehenden traditionell ausgerichteten methodistischen Kirche anschließen. Für das Bischofsgebiet Nordeuropa und Baltikum sowie die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa sind die Gespräche über die Auswirkungen einer solchen Entscheidung noch im Gange. In der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa sind besonders die ost- und südosteuropäischen Konferenzgebiete für eine Beibehaltung der traditionellen Sichtweise und Ordnung. In Skandinavien sprechen sich die Verantwortlichen vieler Regionen für eine Öffnung der Kirche aus. Es sind jeweils Gespräche im Gange, um tragfähige Lösungen vorzuschlagen.

Eine »eiserne Umklammerung«

Im Verlauf der Videokonferenz lobten die drei zugeschalteten Bischöfe die in der Zentralkonferenz Deutschland entwickelte Lösung. Die Bildung des Gemeinschaftsbunds für die Beheimatung von Menschen mit traditioneller Haltung in sexualethischen Fragen sei, so ihr einhelliger Kommentar, »ein Beispiel für die weltweite EmK« zum Umgang mit diesem seit vielen Jahren schwelenden Konflikt. Dieser halte die EmK »in einer eisernen Umklammerung«, die dazu zwinge, alle Fragen und Zielsetzungen in der Kirche unter diesem einen Aspekt zu betrachten, erklärte Bischof Alsted diese fast unlösbare Situation. Aktuell gehe es daher um die Frage, ob sich die EmK-Landschaft in Europa künftig an dieser Frage in eine sich öffnende Evangelisch-methodistische Kirche und in eine sich abspaltende und neu bildende traditionelle methodistische Kirche teilen werde. Falls diese Teilung erfolgte, hätte das zwangsläufig eine Neuordnung der europäischen Zentralkonferenzen zur Folge.

Mikrokosmos für ein neues Modell

In ihren abschließenden Äußerungen erklärten die zugeschalteten Bischöfe übereinstimmend ihr Engagement, alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auszuschöpfen, um zu gemeinsam verantworteten Entscheidungen zu kommen. »Ich halte die Hoffnung hoch und bete, dass wir immer einen Tisch haben, an dem so viele Menschen wie möglich Platz haben«, sagte Bischof Streiff.

Bischof Alsted sprach von seiner Vision für eine Kirche, »die Gottes Auftrag ausführt und die sich traut, neue Wege zu gehen«. Dazu gehöre es »Beziehungen zu pflegen und miteinander zu reden, um neue Wege zu entdecken, damit die Kirche Raum schafft für alle Menschen«.

»Mit großer Neugier verfolge ich, wie die EmK in Deutschland weiterarbeitet und trotz unterschiedlicher Positionen versucht, verbunden zu bleiben«, erklärte Bischof Khegay. Er sehe die EmK in Deutschland als »einen Mikrokosmos für ein neues Modell«, von dem sich zu hören lohne »wie das weitergeht, um von euch zu lernen«.

Nach Abschluss dieses Schwerpunktgesprächs befürworteten die Mitglieder des Kirchenvorstands die von den vier europäischen Bischöfen vorgeschlagene Bildung einer europaweiten Arbeitsgruppe. Diese sei nötig, um möglichst frühzeitig auf sich anbahnende Entwicklungen reagieren zu können, wenn sich aufgrund von Entscheidungen Strukturen oder Zuordnungen von Regionen der EmK in Europa ändern sollten.

Der internationale Terminkalender verschiebt sich erneut

Im Rahmen des formalen Sitzungsteils des Kirchenvorstands erklärte Bischof Rückert die veränderten internationalen Termine. Die Generalkonferenz, das höchste Leitungsgremium der EmK, ist pandemiebedingt ein weiteres Mal verschoben auf 29. August bis 6. September 2022.

Die Zentralkonferenz Deutschland findet daher erst vom 23. bis 26. November 2022 statt. Damit verschiebt sich auch Rückerts Wahl für eine weitere Amtszeit als Bischof auf das Jahr 2022. Seine Dienstzeit, wie auch die anderer an den vierjährigen Turnus der Zentralkonferenz gebundenen Beauftragungen, verlängert sich damit bis zur nächsten Tagung der Zentralkonferenz.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information
Der Kirchenvorstand ist der geschäftsführende Ausschuss der Zentralkonferenz Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) und leitet die Arbeit des deutschen Teils der Kirche zwischen den alle vier Jahre stattfindenden Tagungen der Zentralkonferenz.
Die außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika befindlichen Gebiete der Evangelisch-methodistischen Kirche sind in Zentralkonferenzen organisiert. In Europa sind dies die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien sowie die Zentralkonferenz Deutschland. Die Tagungen der Zentralkonferenzen finden alle vier Jahre statt und sind das nach der Generalkonferenz für die jeweilige Region zuständige Gremium, um formale, finanzielle und die Ordnung der Kirche betreffende Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus werden in den Zentralkonferenzen die für diese Region verantwortlichen Bischöfe oder Bischöfinnen gewählt oder deren Amtszeit verlängert. Für die Zentralkonferenz Deutschland gilt die Wahl für zunächst vier Jahre. Eine Wiederwahl für weitere acht Jahre ist möglich. Die maximale Amtszeit beträgt zwölf Jahre. Seit 2017 ist Harald Rückert der für Deutschland zuständige Bischof.