Norddeutsch Jährliche Konferenz Von Michael Putzke  | 

Lebendig hoffen: Warten auf Gott

Bischof Harald Rückert predigt in der Christuskirche in Hamburg-Wandsbek.
Bischof Harald Rückert predigt in der Christuskirche in Hamburg-Wandsbek.
Bildnachweis: Michael Putzke
Am Sonntag, dem 12. September, feierte die Norddeutsche Jährliche Konferenz ihren Sendungsgottesdienst. Die Tagung stand unter dem Thema »Lebendig hoffen«.
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»Lebendig hoffen beginnt damit, sich verunsichern zu lassen«, sagt Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in seiner Predigt zum Abschluss der Norddeutschen Jährlichen Konferenz (NJK) in Hamburg-Wandsbek. Diese Hoffnung lässt die NJK aber nicht zurückkehren in vertraute Gewissheiten, die lange Zeit ihre Gültigkeit hatten.

Rückert greift in seiner Predigt die Szene auf, als die Jünger Jesus bitten: »Hilf uns, dass unser Glaube größer wird«. Dieser antwortet mit einem Bild, das die Dimensionen durcheinanderbringt: »Selbst wenn euer Glaube so winzig wäre wie ein Senfkörnchen, könntet ihr diesem Maulbeerbaum befehlen: 'Reiß dich aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!' – es würde sofort geschehen. « (Lukas 17,5+6). So ein Glaube wäre die Lösung für die Kirche, sagt Rückert: »Ein Glaube, der durch nichts zu erschüttern ist.« Dann würden die Gliederzahlen nicht weiter sinken, die Gottesdienste füllten sich wieder und die Finanzen reichten aus. Diese Hoffnungen zögen ihre Kraft aus dem Wunsch, dass es wieder so wie früher werde, hielt Rückert der Gemeinde entgegen. Man sehnt sich zurück in die Zeiten, als die Sonntagsschule noch groß, der Gemeindechor stark und die Verbindlichkeit über jeden Zweifel erhaben gewesen seien.

Lebendig hoffen – eigene Wünsche loslassen

Harald Rückert zeigt in seiner Predigt einen anderen Weg auf, was es heißt, lebendig zu hoffen. Für die NJK bedeutet das, sich einzugestehen, »dass wir feststecken«. Die bisherige Arbeitsweise der Kirche werde so nicht weitergehen können. In diesem Sinne hatte der Bericht der Superintendenten den Schiffbruch des Paulus (Apostelgeschichte 27,13-44) gewählt, um zu beschreiben, wo die NJK steht: »Das Schiff der Kirche ist aufgelaufen«, heißt es da.

Lebendig zu hoffen, fange damit an, so Rückert, dass »wir uns das Scheitern vieler Versuche eingestehen«. Viele Vorstellungen, was denn Kirche sei, orientierten sich an dem, was vor vierzig Jahren »passend und segensreich war – sich für heute und morgen aber als unbrauchbar erwiesen hat.«. Man sei an dem Punkt, diese Wünsche mit »dankbarem Herzen« loszulassen. Lebendig zu hoffen, fange mit dem Warten auf Gott an. Dabei sei es schwer, die Spannung der leeren Hände auszuhalten und diese nicht vorschnell mit eigenen Ideen zu füllen. Jetzt gehe es darum, zu warten und dann den Blick zu erheben und den unbekannten Weg zu gehen, auf den Gott uns weist, sagt Rückert. Man müsse den ersten Schritt gehen, ohne den zweiten und dritten zu kennen. Dafür brauche man »diese Leichtigkeit und Gelassenheit, die aus der ›unkaputtbaren‹ Hoffnung des Glaubens entspringt, dass Gott mit uns ist, egal, was kommt, hebt Rückert hervor.

Der »Systemwechsel« ist beschlossen

Die NJK hat beschlossen, ihr Finanzsystem umzustellen. Unter dem Stichwort »Systemwechsel« sollen in Zukunft die Immobilien und die Pensionszahlungen in einem eigenen Haushalt zusammengebunden werden. Die fremdvermieteten Immobilen im Wert von etwa 42 Millionen Euro sollen allein dazu dienen, das Geld für die Ruhestandsgehälter aufzubringen. »Die Guthaben der Vergangenheit und die Verpflichtungen der Vergangenheit gehören zusammen«, erklärte Superintendent Gabriel Straka diesen Schritt. Im Haushalt der Kirche soll dann das Verursacherprinzip gelten. Die Bezirke müssen ihre Arbeit weitgehend selbst finanzieren. Ein Missionsfonds soll dazu dienen, missionarische und soziale Projekte möglich zu machen, die noch nicht kostendeckend arbeiten können.

Für die nächsten drei Jahre gilt eine Übergangszeit, in der die Bezirke sich auf das neue System einstellen können. Weiter ist geplant, die Stellen der Superintendenten von drei auf zwei zu kürzen. Als einen ersten Schritt wird Stefan Kraft neben seiner Aufgabe als Superintendent des Essener Distriktes mit fünfzig Prozent eine Dienstzuweisung für den Bezirk Wuppertal-Barmen übernehmen. Im Kinder- und Jugendwerk sollen die Stellen von drei auf zwei gekürzt werden.

Der Autor

Michael Putzke leitet die Redaktion des Kirchenmagazins »unterwegs«. Kontakt: redaktion(at)emk.de