Süddeutsche Jährliche Konferenz Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Neues mutig ergreifen und gestalten

Konferenz unter dem segnenden Christus: Pastor Alfred Schwarzwälder und Laienmitglied Dorothee Kienzle begrüßen die Konferenzmitglieder »in« Herrenberg.
Konferenz unter dem segnenden Christus: Pastor Alfred Schwarzwälder und Laienmitglied Dorothee Kienzle begrüßen die Konferenzmitglieder »in« Herrenberg.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Bischof Harald Rückert setzt den Akzent am ersten Tag der Süddeutschen Jährlichen Konferenz: Vertrauen wagen und mutig Neues gestalten.
3 Minuten

Zunächst stand die Technik im Mittelpunkt des ersten Plenumstags der Süddeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche. Es brauchte Zeit, bis die für die Internetübertragung und digitale Beteiligung der Konferenzmitglieder installierte Technik von allen Beteiligten routiniert angewandt werden konnte. Inhaltliche Akzente setzten an diesem ersten Tag der Impuls des Bischofs und der Bericht der »Zukunftswerkstatt«.

Beschädigtes Vertrauen erneuern

»Wie können wir Heimat und Vertrautheit, Verlässlichkeit und Halt vermitteln und uns zugleich öffnen für die Notwendigkeiten und Chancen von Veränderungen in Kirche und Gesellschaft?« Das war Harald Rückerts zentrale Frage in seinem Impuls am Vormittag des ersten Sitzungstags. Der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche stellte diese Frage angesichts verschiedener Herausforderungen, denen sich die Kirche gegenüber sieht. Auslöser dafür seien, so Rückert, die Auswirkungen der Corona-Pandemie, gesellschaftspolitische drängende Fragen und Auseinandersetzungen mit zunehmend unüberbrückbar scheinenden Differenzen.

Patentantworten gebe es zwar nicht, aber vielversprechende Ansatzpunkte. »Beziehungen«, so der Bischof, »sind ein wesentlicher Faktor, um Heimat und Vertrautheit, Verlässlichkeit und Halt zu erfahren«. Außerdem, so Rückert weiter, müssten »Prozesse des ehrlichen Fragens und Nachdenkens« uneingeschränkt praktiziert werden. In der Kirche müssten offen Fragen diskutiert werden, wie »Was brauchen wir nicht mehr?«, »Worauf können wir auf keinen Fall verzichten?« oder »Was ist das Neue, das wir mutig ergreifen und gestalten können?«. Dafür nahm der Bischof die Konferenzmitglieder in die Pflicht. Als Mitglieder der Jährlichen Konferenz seien sie die Kirchenleitung und dafür verantwortlich, »den Prozess des ehrlichen Fragens und Nachdenkens offen und lebendig (zu) halten«. Dafür sei Zeit nötig, »damit die notwendigen, nicht immer sofort erkennbaren, wichtigen und weiterführenden Fragen, Gedanken und Ideen eine Chance haben«.

Die vom Runden Tisch angesichts der Auseinandersetzungen um die Haltung zur Homosexualität schriftlich vereinbarten Gesprächsregeln seien dafür »wichtige, herausfordernde und hilfreiche Leitlinien auch für den Umgang miteinander in unseren Gemeinden«, sagte Rückert. Damit könne »beschädigtes, verspieltes oder gefährdetes Vertrauen« erneuert werden. Erst auf dieser Basis sei »ein konstruktives, befruchtendes theologisches Ringen« möglich, ohne der Gefahr der Rechthaberei Raum zu geben. »Auf dieser Basis werden wir als Kirche relevant sein«, schlussfolgerte Rückert, und »auf dieser Basis können wir uns einmischen in die Fragen und Herausforderungen unserer Zeit«.

Einladung zum Experimentieren

In erster Lesung wurde der Bericht der »Zukunftswerkstatt« behandelt, zu der die letztjährige Kurzkonferenz den Auftrag gegeben hatte. Einer der Anlässe dafür ist die nüchterne Hochrechnung, dass sich die Zahl der aktiven pastoralen Hauptamtlichen in den nächsten zehn Jahren erheblich ändern wird, weil die zur Babyboomer-Generation gehörenden Hauptamtlichen in den Ruhestand treten. Diese Tatsache und weitere absehbare Veränderungen müssten aktiv in einem Zeithorizont von fünfzehn Jahren angegangen werden.

Die Arbeitsgruppe ermutigt in ihren Vorschlägen dazu, dass »exemplarisch und experimentell an unterschiedlichen Punkten angesetzt wird«. Das sei ganz im Sinne methodistischer Geschichte, »stand doch am Anfang der methodistischen Bewegung das mutige Tun und nicht das eine, alles umgreifende Zukunftsbild«. Deutlich spricht sich die Arbeitsgruppe dafür aus, dass es in der Zuordnung von Gemeinden und pastoralen Hauptamtlichen eine grundlegende Veränderung geben müsse. Die bisher vertraute Arbeitsweise in der Zuordnung von einer Gemeinde oder einem Bezirk mit einem Pastor oder einer Pastorin »wird beendet«.

Das verändere allerdings das Berufsbild und die Rolle der Pastoren. Künftig werde viel in Teams von Hauptamtlichen, aber auch in Teams von Haupt- und Ehrenamtlichen gearbeitet werden. Es werde nicht mehr nur an Orten sondern in Regionen gearbeitet, sodass Fragen der Teamentwicklung, Qualifizierung und Supervision ins Blickfeld rückten. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe es nicht darum, ein umfassend erarbeitetes Konzept zu verabschieden. Vielmehr solle eine Pilotphase eröffnet werden, um auf Basis der vorliegenden Überlegungen in einzelnen Regionen beispielhaft Ansätze auszuprobieren und auszuwerten. In den kommenden Jahren könnten die modellhaften Überlegungen weiterentwickelt oder korrigiert werden. Eine Diskussion der Vorlage findet erst im weiteren Verlauf der Konferenztagung statt.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

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Zur Information

Das Gebiet der Süddeutschen Konferenz umfasst Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens. Dort gibt es 231 Gemeinden mit 27.515 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen der Evangelisch-methodistischen Kirche.