Neue Superintendentin Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Vom Risiko christlicher Gemeinschaft

Dorothea Lorenz ist die neue Superintendentin der Evangelisch-methodistischen Kirche für den Distrikt Stuttgart.
Dorothea Lorenz ist die neue Superintendentin der Evangelisch-methodistischen Kirche für den Distrikt Stuttgart. Links ihr Vorgänger Siegfried Reissing, in der Mitte Bischof Harald Rückert, der den Amtswechsel vornahm.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Amtswechsel in Stuttgart: Dorothea Lorenz ist als Nachfolgerin von Siegfried Reissing die neue Superintendentin für den EmK-Distrikt Stuttgart.
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Dorothea Lorenz ist die neue Superintendentin des Stuttgarter Distrikts der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) im Bereich der Süddeutschen Konferenz. Die 50-Jährige wirkte zuletzt als Pastorin in Tübingen und wurde am gestrigen Sonntag, dem 25. Juli, in einem Gottesdienst in ihr neues Amt eingeführt. Sie ist Nachfolgerin von Siegfried Reissing, der dieses Amt zehn Jahre innehatte. Reissing wechselt mit dem Ende seiner Amtszeit in den Gemeindedienst und übernimmt als Pastor die Leitung des EmK-Gemeindebezirks Schweinfurt/Würzburg.

Gemeinschaft mit Konfliktpotential

Von »Statik und Beweglichkeit« sprach die neue Superintendentin in ihrer Predigt zum Dienstantritt über einen Text aus dem Epheserbrief (Kapitel 2, Verse 17 bis 22). Die dort von Paulus beschriebene Gemeinschaft von Christen verschiedenster Herkunft sei eine »besondere Hausgemeinschaft, ein Mehrgenerationenhaus« aus völlig unterschiedlichen Menschen: die einen mit »einem jüdischen Background«, andere seien zuvor »Sympathisanten des Judentums gewesen, bevor sie Christen wurden«, und wieder andere »hatten mit Gott bis vor kurzem gar nichts zu tun gehabt« und seien ganz neu in der Gemeinde gewesen. In dieser Mischung »steckte großes Konfliktpotential«, beschrieb Lorenz das Risiko dieser christlichen Gemeinschaft aus so unterschiedlichen Menschen. Aber, so Lorenz weiter, »Jesus macht sie kompatibel für seine Form von Hausgemeinschaft«: Menschen, die schon lange im Glauben stehen, Bewahrer und Erneuerer, sich für den Glauben interessierende und am Rand stehende und sich bis heute fremd fühlende Menschen. Jesus fügt sie in der Gemeinde zusammen.

Respekt vor Verschiedenheit

Wer sich diese im Epheserbrief beschriebenen Unterschiede bewusst mache, müsse wissen, dass es »ein gewisses Risiko« sei, sich in ein und derselben Hausgemeinschaft Vielfalt zu wünschen. Ihr mache der Epheserbrief aber Mut, »an meinem Wunsch, der mir manchmal naiv erscheint, festzuhalten«. Nötig dafür sei »Respekt vor Verschiedenheit«. Damit das gelingen könne, brauche es »eine Basis, die klar ist: den Grundstein oder Eckstein Jesus Christus«. Auf dieser Basis könne eine bewegliche Hausgemeinschaft wachsen, in der noch viel Platz sei. Denn, so Lorenz: »Die Hausgemeinschaft Gottes ist nie fertig. Der Bau ist längst noch nicht abgeschlossen.« Fest auf der Basis in Jesus Christus stehend erwachse daraus aber »eine vom Geist belebte Gegenwart und eine hoffnungsvolle Zukunft«.

Netzwerken und integrieren

Im Rahmen des Amtswechsels dankte Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK, dem aus dem Amt scheidenden Siegfried Reissing für dessen Einsatz. Reissing sei »nicht nur eine, sondern oft mehrere Extra-Meilen gegangen«. Nicht selten habe er sich »bis zur Erschöpfung für den Zusammenhalt unserer Kirche in Deutschland eingesetzt«. Dabei habe er »immer auch die Position der Andersdenkenden stark gemacht«. Der 60-Jährige setzt seinen Dienst als Gemeindepastor in den unterfränkischen Städten Schweinfurt und Würzburg fort.

Der neuen Superintendentin wünschte Rückert einen guten Übergang aus dem Gemeindedienst in ihre neue Rolle. Ihre Stärken als »Netzwerkerin, die Menschen zusammenbringt«, und als eine Person, die »verschiedene Sichtweisen beieinander halten und integrieren kann«, seien gute Voraussetzungen, um die Aufgaben als Superintendentin zu meistern. Außerdem gehe es auch darum, mit den Gemeinden und den Hauptamtlichen zusammen, »die Relevanz des Evangeliums für Menschen außerhalb der Kirche und für unsere Gesellschaft« verständlich zu machen. Als »methodistisches Zentrum des Glaubens« sei das immer wieder »Motivation und Quelle des Dienstes«.

Vita und Aufgabenbereich

In der Nähe von Herrenberg aufgewachsen, kehrt Lorenz mit ihrer neuen Beauftragung an ihren Geburtsort zurück. Ursprünglich in der evangelischen Landeskirche beheimatet, erhielt sie vor allem in der Kinderkirchenarbeit viele Glaubensimpulse. Das Vorbild einer Vikarin war der »Anstoß dafür, dass ich Theologie studierte«, schildert die neue Superintendentin ihren Weg ins pastorale Amt. Während ihres Theologiestudiums in Mainz, Tübingen und Reutlingen begegnete sie »zum ersten Mal zwei Methodisten«. Einer der beiden wurde ihr Ehemann, woraus die Frage erwuchs, »in welcher Kirche wir zusammen eine Heimat haben könnten«. Den Ausschlag »für die EmK« gaben Besuche in Stuttgarter EmK-Gemeinden, in denen sie »auf eine echt feine Art« angesprochen wurden. »Das hat mich beeindruckt und dann zum Wechsel bewogen«, erzählt Lorenz den Weg zur Entscheidung.

Ihren pastoralen Dienst begann sie im Gemeindebezirk Nagold. Das kurz zuvor von der EmK entwickelte Teilzeitmodell sei für sie als junge Mutter damals »eine tolle Chance in der Familiensituation« gewesen. Nach der Ordination im Jahr 2011 und insgesamt sechs Jahren Gemeindedienst in Nagold wechselte sie als Gemeindepastorin nach Tübingen. Als Superintendentin ist sie jetzt für über 60 Gemeinden und rund 50 Pastoren und Pastorinnen zuständig. Ihr Verantwortungsbereich erstreckt sich großflächig um Stuttgart herum vom Kraichgau im Nordwesten über den Nordschwarzwald und den südlich von Stuttgart gelegenen Schönbuch bis zu den östlichen Ausläufern der Schwäbischen Alb. Darüber hinaus hält die Superintendentin Kontakt zu den zur Süddeutschen Konferenz der EmK gehörenden und in Stuttgart angesiedelten Büros des Kinder- und Jugendwerks, des Bildungswerks und der evangelisch-methodistischen Privatfunkagentur »Radio m«.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de