Ökumenisches Grundlagenwort Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Wie Miteinander und Zusammenleben gelingen kann

Szene aus dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Oktober 2020.
Szene aus dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Oktober 2020.
Bildnachweis: Silas Zindel
Die Realität von Migrations- und Fluchtbewegungen nimmt ein neues Grundlagenwort zur Migration in den Blick. Die Kirchen wollen damit Orientierung geben.
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Am Donnerstag der zurückliegenden Woche legten die römisch-katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ein Grundlagenwort vor, das sich mit der Frage der Migration befasst. Von der Evangelisch-methodistischen Kirche war Stephan von Twardowski beteiligt, der als Professor für systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen lehrt.

Die unter dem Titel »Migration menschenwürdig gestalten« verfasste über zweihundertseitige Schrift nehme »die komplexe Realität von Migrations- und Fluchtbewegungen in den Blick«. So heißt es in der Pressemitteilung anlässlich der Vorstellung des ökumenischen Papiers. Migration müsse menschenwürdiger werden. Sich dafür einzusetzen, ergebe sich schon aus der Bibel. Ziel der Publikation sei, handlungsleitende Orientierungen zu entwickeln.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), nannte es skandalös und zutiefst beschämend, »dass die Würde und die Rechte von Geflüchteten an so vielen Orten weltweit missachtet und verletzt werden«. Dies geschehe auch an den Außengrenzen der EU: »Deshalb setzen wir uns nachdrücklich für eine europäische Flüchtlingspolitik ein, die sich an den Menschenrechten orientiert.«

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, sagte, der Text solle ein Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt sein und richte sich gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit: »Wenn jüdische und muslimische Gotteshäuser geschändet werden, darf uns das als Kirchen nicht kalt lassen.« Das gleiche gelte, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder Weltanschauung bedrängt würden. »Rassismus verleugnet die von Gott gegebene Würde jedes Menschen«, sagte Bode.

Im Geleitwort der Schrift erinnern der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing, EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm und der ACK-Vorsitzende Erzpriester Radu Constantin Miron daran, dass es auch in der Geschichte des Christentums immer wieder um Flucht und Migration gegangen sei. Die Bibel lehre deshalb, wie das Miteinander verschiedener Kulturen in den Kirchen gelebt und wie ein Zusammenleben verschiedener Weltanschauungen gelingen könne. Nur wenn das Gemeinwohl im Zentrum stehe, könne Migrationspolitik erfolgreich sein, schreiben die drei Vorsitzenden.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links

Zusammenfassung des Ökumenischen Grundlagenworts zur Migration (PDF)
Ökumenisches Grundlagenwort zur Migration (PDF)

Zur Information

Hintergrund zur Veröffentlichung des Ökumenischen Grundlagenworts »Migration menschenwürdig gestalten«
Im Sommer 2018 haben die Migrationskommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland eine Ökumenische Arbeitsgruppe zur Vorbereitung eines neuen Migrationswortes der Kirchen gebildet. Diese hat unter der Leitung der Vorsitzenden von Kommission und Kammer, Erzbischof Dr. Stefan Heße und Präses Manfred Rekowski, einen Entwurf erarbeitet, der weiteren Fachleuten aus Wissenschaft und Kirche zur Begutachtung vorgelegt wurde. Im Frühjahr 2021 wurde in den zuständigen kirchlichen Gremien über eine weiterentwickelte Entwurfsfassung beraten. Nach positiven Voten von Kommission und Kammer sowie des Vorstands der ACK wurde das Dokument mit dem Titel »Migration menschenwürdig gestalten« im Sommer 2021 durch den Rat der EKD und den Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedet.