Anders leben Von Denise Courbain, Frank Aichele  | 

»Wir leben bei der Natur auf Pump«

Diplom-Biologin Ileana Sosa und Pastor Jorge Gerhard von der Methodistischen Kirche in Uruguay arbeiten im »Centro Emmanuel«.
Diplom-Biologin Ileana Sosa und Pastor Jorge Gerhard von der Methodistischen Kirche in Uruguay arbeiten im »Centro Emmanuel«. Das Zentrum hat unter anderem einen ökologischen Musterbauernhof und bietet dort Kurse zum ökologischen Landbau für Landwirte und Interessierte an.
Bildnachweis: privat
Beim ausgefallenen EmK-Kongress sollte gezeigt werden, wie »anders leben« möglich ist. Denise Courbain und Frank Aichele stellen Beispiele vor.
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»Wer hofft, lebt anders« war das Motto des wegen der Corona-Pandemie abgesagten Kongresses der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Dort sollten auch Beispiele vorgestellt werden, wie »anders leben« heute aussehen kann. »Wer hofft, lebt gerechter«, könnte dafür als Überschrift stehen. Anhand von Beispielen wollen wir Mut machen, neu in Gottes Liebe einzutauchen, die uns zu einem Leben in Hoffnung und Gerechtigkeit befähigt.

Wie viele Erden brauchen wir?

Wir leiden unter der Ungerechtigkeit und darunter, dass wir selbst dazu beitragen: Wir leben bei der Natur auf Pump. Der ökologische Fußabdruck aller Erdenbürger ist deutlich größer als das, was unsere Erde verkraften kann. Wir nutzen so viel Natur als hätten wir 1,6 Planeten Erde. Dieser überhöhte Verbrauch ist aber nicht gleichmäßig verteilt: Wenn alle Menschen so viel verbrauchen würden wie wir Deutschen, würden wir über 2,5 Erden benötigen. Zum weiteren Vergleich: Mit einem weltweiten Verbrauch wie dem der USA bräuchten wir fünf Erden, während wir mit dem Bangladeschs nicht einmal die halbe Erde benötigten.

Was können wir ändern?

Wie sieht es mit unserem persönlichen Konsumverhalten aus? Wie handhaben wir es mit unserer Mobilität? Wie wohnen wir? Wie ernähren wir uns? Das sind die vier Bereiche, mit denen der ökologische Fußabdruck ermittelt wird. Haben Sie Interesse, Ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck zu ermitteln? Zum Beispiel auf dem  Internetangebot von Brot für die Welt (www.brotfuer- die-welt.de/gemeinden/oekologischer-fussabdruck/). Für alle vier Bereiche, die dort zur Sprache kommen, waren beim EmK-Kongress Referenten eingeplant, die aus ihrem persönlichen Leben erzählen sollten.

Im Bereich Mobilität wollte Pastor Frank Aichele seinen eigenen Werdegang einbringen: Vor seiner Zeit als Missionssekretär war er Pastor in Großbritannien, zuständig für drei Gemeinden, die je zwanzig Kilometer voneinander entfernt lagen. Da die Gemeindeglieder verstreut in dieser ländlichen Gegend wohnten, konnte die Arbeit ohne Auto nicht getan werden. Seine Frau arbeitete in einer Schülerbetreuung zehn Kilometer entfernt, wegen einer schlechten Busverbindung und fehlendem Fahrradweg brauchte auch sie ein Auto. Die beiden hatten also ungewollt zwei Autos und jährlich viele Fahrkilometer. Zurück in Deutschland sollte sich das ändern. Doch als Missionssekretär ist man ja viel unterwegs! Ihre Antwort: Kein Privatauto, da die Wohnung in Wuppertal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist. Frau Aichele fährt mit Bus oder E-Bike zur Arbeit, Er nutzt für fast alle Fahrten in Deutschland die Bahn. Viele Flüge sind zwar nicht zu vermeiden, doch er versucht, möglichst mehrere Länder pro Reise zu besuchen, um so die Zahl der Flüge so gering wie möglich zu halten. Kompromisse sind leider nicht zu vermeiden.

Beispiel der Hoffnung aus Uruguay

Zwei Gäste aus Uruguay hatten wir zum Kongress eingeladen: Diplom-Biologin Ileana Sosa und Pastor Jorge Gerhard von der Methodistischen Kirche in Uruguay, einer unserer Partnerkirchen. Uruguay ist ein Land in Südamerika mit drei Millionen Einwohnern und agrarisch geprägt. Der Klimawandel spielte dort lange keine Rolle. Obwohl die Methodistische Kirche in Uruguay mit weniger als tausend Mitgliedern sehr klein ist, ist sie aktiv in Sozialarbeit und im Umweltschutz. Schon 1959 gründete eine aktive Christin in Uruguay das »Centro Emmanuel«, eine ökumenische Begegnungsstätte, die von Anfang an der Begegnung der Menschen mit Gott und der Natur gewidmet war. Bald stieg die Methodistische Kirche zusammen mit anderen protestantischen Kirchen in diese Arbeit ein. Heute hat das Zentrum einen ökologischen Musterbauernhof und bietet Kurse zum ökologischen Landbau für Landwirte und Interessierte. Auch die biblisch-theologische Arbeit zu den Fragen der Schöpfung, ihrer Gestaltung und Erhaltung spielen eine Rolle in der Arbeit des »Centro Emmanuel«.

Dieser Artikel ist dem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 10/2020 vom 10. Mai 2020 – entnommen.


Die Autoren
Denise Courbain ist Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche und Referentin für diakonische und gesellschaftspolitische Verantwortung. Kontakt: referat.kdgv(at)emk.de.
Frank Aichele ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und Leiter der EmK-Weltmission. Kontakt: weltmission(at)emk.de.