Distrikt Reutlingen – Superintendent Tobias Beißwenger
Der Distrikt
Der Distrikt Reutlingen erstreckt sich vom Allgäu im Süden bis in den Nordschwarzwald im Norden und von Heidenheim an der Brenz im Osten bis über den Hochschwarzwald an den Rhein im Westen. In dieser Region befinden sich 26 Bezirke mit 56 Gemeinden und rund 7400 Gliedern und Angehörigen. Tobias Beißwenger ist seit 2018 der zuständige Superintendent.
Kurzportrait
Die Sprache der Menschen sprechen
»Ich will gerne dazu beitragen und Anstöße vermitteln, dass die Kirche für unsere heutige Gesellschaft relevant ist« sagte Tobias Beißwenger im Vorfeld seines Dienstantritts als Superintendent. Der gebürtige Ludwigsburger (Jahrgang 1973) sieht eine der Aufgaben als Superintendent in der Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen in seinem Distrikt. Aus seiner vorherigen Gemeindearbeit könne er einige Erfahrungen einbringen. Dort sei ihm zusammen mit den Mitarbeitern der Gemeinde bewusst geworden, »dass die Menschen auch dann nicht in die Kirche kommen, wenn du Feuer spuckst«. Wenn Jesus darauf hinweise, dass die Kranken den Arzt bräuchten, »dann«, so Beißwenger unverblümt, »darf ich in der Gemeinde nicht immer nur die verarzten, die eigentlich als ›Krankenpfleger‹ zu den Menschen gehen sollten«. Mit dieser Erkenntnis ausgestattet, hätten sie im Schwarzwaldort St. Georgen, seinem Arbeitsfeld vor der jetzigen Dienstbeauftragung, auf dem Marktplatz Fahrräder repariert, in einem Einkaufsmarkt Zeitgutscheine angeboten oder im Altenheim gesungen. Das dann ebenfalls gegründete »Café Bohnenheld« sei aus dem gleichen Bemühen erwachsen, »mit den Menschen ins Gespräch zu kommen«.
Wie die Kirche für Menschen relevant sein kann
Der passionierte Radfahrer und Naturliebhaber weiß recht genau, woher sein Antrieb kommt, den Menschen in ihrer Lebenssituation und mit ihrer Sprache zu begegnen. Er habe einen sehr guten Religionslehrer gehabt, »der mir zeigte, dass ich den Verstand nicht ablegen muss, wenn ich glauben will«. Das habe ihn überzeugt. Während des Zivildienstes in Stuttgart bei »Radio m«, der Privatfunkagentur der EmK, habe er dann zum ersten Mal erlebt, wie »›die Kirche‹ relevant sein will für Menschen, die nicht mehr in die Kirche kommen«. Er habe beim journalistischen Arbeiten bemerkt, wie wichtig es sei, »die Sprache der Menschen« zu sprechen und auf das zu schauen, was die Leute interessiere. »Das hat mich stärker geprägt, als ich es damals realisierte«, erzählt Beißwenger. Deshalb habe er auch das nach dem Zivildienst begonnene Lehramtsstudium für Geschichte und Religion nach kurzer Zeit aufgegeben und in Tübingen und Reutlingen Theologie studiert, um Pastor zu werden.
Außerordentliche Hörfähigkeit für Anliegen von Jugendlichen
Während drei Jahren als Gemeindepastor in Mössingen bei Reutlingen und weiteren fast neun Jahren im Schwarzwald hat sich Beißwenger im Nebenamt auch als EmK-Beauftragter für Kirchlichen Unterricht eingebracht. Dabei wirkte er maßgeblich an einer fünfjährigen Studie mit, in der europaweit in ökumenischer Zusammenarbeit der Konfirmandenunterricht untersucht wurde. Dass Statistiken auswerten sogar Spaß machen kann, ist dem mit einer Lehrerin verheirateten Familienvater von drei Kindern geradezu anzumerken. Mit diesen Daten seien erstmalig umfassende Informationen zusammengetragen worden, mit denen die Herausforderungen und Chancen des kirchlichen Unterrichts für Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren dargelegt werden konnte. Bei der Auswertung dieser Studie habe Beißwenger »eine außerordentliche ›Hörfähigkeit‹ für die Hoffnungen und Sorgen, Anliegen und Bedürfnisse von Jugendlichen entwickelt«, betont Bischof Harald Rückert anlässlich der Berufung Beißwengers zum Superintendenten. Das benötige die Kirche – nicht nur im Umgang mit Jugendlichen – heute in besonderer Weise, um nah am Puls der Menschen zu sein.
Vita
Tobias Beißwenger wurde 1973 in Ludwigsburg geboren und ist dort auch aufgewachsen. Nach dem Abitur machte er seinen Zivildienst bei »Radio m«, der in Stuttgart ansässigen Privatfunkagentur der Evangelisch-methodistischen Kirche. Es folgte das Studium der Theologie in Tübingen und am Theologischen Seminar der EmK in Reutlingen (heute: Theologische Hochschule Reutlingen). Seine pastorale Laufbahn begann 2003 mit der Dienstzuweisung für den am Fuß der Schwäbischen Alb gelegenen Gemeindebezirk Mössingen und ab 2009 für den Bezirk St. Georgen im Schwarzwald. Dort war er maßgeblich an der Gründung des missionarischen FreshX-Projekts Café-Bohnenheld beteiligt. Außerdem war Tobias Beißwenger Beauftragter für den Kirchlichen Unterricht für die EmK in Deutschland. Seit 2018 ist er Superintendent des Reutlinger Distrikts.