Generalkonferenz in Charlotte Von Klaus Ulrich Ruof (par)  | 

Reif für eine globale und gleichberechtigte Kirche

Bischof Eduard Khegay mit geschlossenen Augen beim Gebet hinter einem Rednerpult. Schwarze Haare, dünner Oberlippen- und Kinnbart, Brille, schwarzes Hemd mit offenem Kragen und darüber ein graues Jackett.
Ein bewegender Moment – nicht nur für Bischof Eduard Khegay: Der eurasische Teil der EmK wird eigenständig. Trotzdem richtete der dafür bisher zuständige Bischof ein vielfaches »Bolshoe spasibo« – Russisch für »Vielen Dank« – an die Generalkonferenz.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Zwei Entscheidungen am zweiten Sitzungstag der Generalkonferenz: Die Regionalisierung ist auf dem Weg und die eurasischen Methodisten verlassen die EmK.
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Der gestrige Donnerstag, 25. April, war der zweite Sitzungstag der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Zwei besondere Ereignisse ragen an diesem Tag heraus: Die Delegierten beschlossen die sogenannte Regionalisierung, mit der endlich alle Weltregionen der Kirche auf gleicher Basis agieren können. Außerdem stimmten die Delegierten dem Antrag zu, dass die zur Region Eurasien gehörenden Konferenzgebiete die EmK verlassen.

Die Regionalisierung ist auf den Weg gebracht

Der noch amtierende Präsident des Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche, Bischof Thomas Bickerton, sprach von einem »historischen Tag für unsere Kirche«. Mit 586 Ja-Stimmen bei 164 Nein-Stimmen, einem Verhältnis von 78 zu 22 Prozent, stimmten die Delegierten für eine Änderung der Verfassung. Unter dem Stichwort »Regionalisierung« soll eine Umstrukturierung stattfinden. Die bisherigen Zentralkonferenzen außerhalb der USA werden zu Regionalkonferenzen. Neu ist mit diesem Beschluss, dass auch der US-amerikanische Teil der Kirche eine Region bilden soll und dann in einer Regionalkonferenz die eigenen Belange regeln kann. Damit soll die Generalkonferenz von vielen Dingen entlastet werden, die ausschließlich den US-Teil der Kirche betreffen.

In der Regel finden weitreichende Beschlüsse erst in der zweiten Konferenzwoche statt. Der Ständige Ausschuss für Zentralkonferenz-Angelegenheiten hatte jedoch zusammen mit zwei anderen Gremien eine umfassende Vorlage erarbeitet, die der Generalkonferenz schon jetzt vorgelegt werden konnte. Außerdem war klar, dass die Abstimmung über die Regionalisierung Auswirkungen hat auf weitere richtungsweisende Beschlüsse während der Generalkonferenz. Deshalb war diese Abstimmung ungewohnt früh gegenüber den sonstigen Gepflogenheiten.

Überzeugend und einfühlsam

Die Einführung zur Abstimmung war von vier Mitgliedern des Ständigen Ausschusses für Zentralkonferenz-Angelegenheiten vorgetragen worden. Aus Europa war es Bischof Harald Rückert, von den Philippinen Bischof Ciriaco Francisco, aus Afrika Khuliswa Masiso und aus den USA Dee Stickley-Miner. An zwei Stellen wiesen sie im Vortrag auf Schlüsselfragen hin. Die erste Schlüsselfrage lautete: »Wie können wir uns gegenseitig dabei unterstützen, Jesus Christus bestmöglich für die Menschen und Gemeinschaften um uns herum zu bezeugen?« Die zweite Schlüsselfrage lautete: »Sind wir bereit, einander zu vertrauen? Sind wir bereit, in Vertrauen zu investieren, anstatt uns gegenseitig zu kontrollieren oder uns gegenseitig unsere begrenzten Ansichten aufzuzwingen?«

Eindrücklich legten die aus unterschiedlichen Regionen, Erdteilen und Kulturen kommenden Ausschussmitglieder dar, dass für die Aufgaben der Kirche in den Philippinen die Menschen auf den Philippinen am besten wissen, was zu tun ist. Gleiches gelte auch für Afrika, Europa und die Vereinigten Staaten. Der Vortrag war gleichzeitig überzeugend und einfühlsam.

In den anschließenden Beiträgen aus dem Plenum der Konferenz und bei der Abstimmung zeigte sich, dass der Weg zu einer globalen und gleichberechtigten Kirche reif ist. Deutlich mehr als die für die Abstimmung geforderte Zweidrittelmehrheit wurde erreicht. Allerdings muss diese Entscheidung erst noch bestätigt werden. Dazu müssen nach der Generalkonferenz alle Mitglieder aller Jährlichen Konferenzen weltweit auch mit einer Gesamtmehrheit von Zweidritteln diesen Beschluss bestätigen. Es dauert also noch über ein Jahr, bis die Regionalisierung kommen kann.

Eurasien wird eigenständige Kirche

Vom Ständigen Ausschuss für Zentralkonferenz-Angelegenheiten wurde auch der Antrag der Jährlichen Konferenzen des Bischofsgebiets Eurasien vorgetragen, die EmK zu verlassen. Dazu gehören die Konferenzgebiete in Zentralrussland, Ostrussland und Zentralasien, Nordwestrussland und Belarus sowie Südrussland. Auf Basis des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche ist dies möglich.

Der Weg zu diesem Antrag war von den Mitgliedern des Ständigen Ausschusses intensiv begleitet worden. Die Situation in Europa und Eurasien habe sich sehr unterschiedlich entwickelt, erklärte Bischof Harald Rückert, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses. Alle Beteiligten hätten, so Rückert, in guter Weise und seelsorgerlicher Offenheit die schwierige Wegstrecke gemeistert. Sowohl im Ausschuss als auch von mehreren Delegierten der Generalkonferenz wurde Trauer darüber zum Ausdruck gebracht, dass die eurasischen Gemeinden nun die EmK verlassen. Auf der anderen Seite wurde auch Verständnis dafür geäußert, dass Situationen manchmal keine anderen Wege eröffnen.

Die Entscheidung fiel mit 672 Ja-Stimmen und 67-Neinstimmen, 91 zu 9 Prozent. Damit wird der bisherige eurasische Teil der EmK zu einer eigenständigen methodistischen Kirche. Vollzogen wird dieser Beschluss bei der nächsten Tagung der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien.

Zum Abschluss wandte sich Bischof Eduard Khegay mit einer bewegenden Dankesrede an die Generalkonferenz. Jeden Punkt seiner Rede beschloss er mit dem russischen Ausdruck für »Vielen Dank«: »Bolshoe spasibo.« Nach jedem genannten Dankespunkt stimmten immer mehr der Generalkonferenz-Delegierten in dieses russische Danke mit ein. »Bolshoe spasibo an Bischof Khegay und die Methodisten in Eurasien.«

 

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Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Generalkonferenz

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit verfasste und strukturierte Kirche. Ihr höchstes Kirchenparlament ist die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz. Sie legt das Recht und die Lehre der EmK fest und entwickelt sie weiter. Die Delegierten, je zur Hälfte Geistliche und Laien, diskutieren und entscheiden über die der Generalkonferenz vorliegenden Beschlussanträge. Beschlussanträge werden zunächst in Ausschüssen beraten. Erhalten sie dort die erforderliche Zustimmung, wird darüber im Plenum diskutiert und beschlossen. Bischöfe leiten die Sitzungen, haben aber weder Sitz noch Stimme.

Unterhalb der Generalkonferenz sind innerhalb der USA die Jurisdiktionalkonferenzen und außerhalb der USA die Zentralkonferenzen angesiedelt. Sie tagen ebenfalls alle vier Jahre innerhalb eines Jahres nach der Generalkonferenz. Sie wählen Bischöfe oder Bischöfinnen innerhalb des jeweiligen Gebiets und setzen Beschlüsse der Generalkonferenz in Kraft. Die Zentralkonferenzen sind außerdem befugt, Änderungen und Anpassungen an Teilen des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche vorzunehmen, wenn es die missionarische Situation oder unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Gebieten erfordern.

Weiter unterhalb der Jurisdiktionalkonferenzen und der Zentralkonferenzen arbeiten die Jährlichen Konferenzen. Sie entsenden mindestens zwei Personen als Delegierte in die Generalkonferenz. Wie viele Delegierte eine Jährliche Konferenz entsenden darf, entscheidet sich an der Zahl ihrer ordinierten Mitglieder und der Zahl der Kirchenglieder in ihrem Gebiet.