Neuer Bischof, bewahrte Einheit Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Trotz Spannungen die Einheit bewahrt

Stefan Zürcher (vorne) wird für sein neues Amt als Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche gesegnet. Mitwirkende (von links): Bischöfin Rosemarie Wenner sowie die Bischöfe David Bard, Dr. Patrick Streiff und Mande Muyombo.
Stefan Zürcher (vorne) wird für sein neues Amt als Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche gesegnet. Mitwirkende (von links): Bischöfin Rosemarie Wenner sowie die Bischöfe David Bard, Dr. Patrick Streiff und Mande Muyombo.
Bildnachweis: Sigmar Friedrich, EmK Schweiz
Die außerordentliche Tagung der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa der Evangelisch-methodistischen Kirche überwand einen drohenden Zerbruch.
2 Minuten

In der vergangenen Woche trafen sich vom 16. bis 20. November im schweizerischen Basel 68 Delegierte der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zu einer außerordentlichen Tagung. Mit großer Mehrheit beschlossen sie, trotz unterschiedlicher Sichtweisen in Fragen des Umgangs mit Homosexualität weiterhin gemeinsam in einer Kirche bleiben zu wollen. Außerdem wurde Stefan Zürcher aus der Schweiz zum Nachfolger des noch amtierenden Bischofs Patrick Streiff gewählt.

Weiter eine gemeinsame Kirche

Die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa verbindet EmK-Gemeinden in dreizehn Ländern. In theologischen und gesellschaftspolitischen Fragen fordert diese geografische Ausdehnung den Zusammenhalt als Gemeinschaft mitunter stark heraus. Zuletzt gehörten dazu die auch in der weltweiten EmK kontrovers diskutierten Fragen der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften sowie die Ordination Homosexueller für den pastoralen Dienst.

Ein dafür gebildeter »Runder Tisch«, bei dem aus den meisten Regionen des Bischofsgebiets Personen mitwirkten präsentierte Vorschläge, um trotz großer Meinungsunterschiede weiterhin eine gemeinsame Kirche bleiben zu können. Nach längeren und zuweilen emotionalen Diskussionen wurden die Vorschläge des Runden Tisches mit großer Mehrheit bei 53 Ja-Stimmen und 11 Nein-Stimmen angenommen.

Im Kern bieten die jetzt gefassten Beschlüsse allen Teilen der EmK des Bischofsgebiets die Möglichkeit, hinsichtlich des Umgangs mit Homosexualität und homosexuellen Menschen in der Kirche, den lokalen Überzeugungen und den im jeweiligen Land geltenden Gesetzen folgen zu können. Das bedeutet einerseits die Möglichkeit für einen offeneren innerkirchlichen Umgang mit homosexuellen Menschen. Andererseits ist eine traditionelle Ausrichtung kirchlicher Arbeit möglich, in der weiterhin strikte Regelungen gelten, die homosexuelle Lebensgemeinschaften oder den pastoralen Dienst für Homosexuelle ausschließen. Die Beschlüsse sichern außerdem zu, dass auf traditionell ausgerichtete Teile der Kirche kein Druck von außen ausgeübt werde. Das gelte auch dann, wenn die Generalkonferenz als weltweit höchstes Leitungsgremium der EmK im Jahr 2024 eine liberalere Ordnung als die bisher gültige beschlösse.

Die Beschlüsse werden durch Textanpassungen in dem Teil der Ordnung der Kirche umgesetzt, den die Zentralkonferenz selbst ändern darf. Bei nicht veränderbaren Texten wird die jetzt beschlossene abweichende Haltung der Zentralkonferenz in Fußnoten erläutert.

Neuer Bischof

Zum neuen Bischof für Mittel- und Südeuropa wurde der Schweizer Pastor Stefan Zürcher gewählt. Der 55-Jährige studierte zunächst Agrarwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, bevor er zur Theologie wechselte. Nach dem Studium an der Theologischen Hochschule Reutlingen der EmK war er von 2000 bis 2015 Pastor im östlich von Zürich gelegenen Zürcher Oberland. Parallel zum Gemeindedienst nahm Zürcher ein Promotionsstudium an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich auf und wurde 2019 zum Doktor der Theologie promoviert. Seit 2015 leitet er als Superintendent den Distrikt Nordwestschweiz.

Zürcher tritt die Nachfolge von Bischof Patrick Streiff an, der die Zentralkonferenz seit 2006 leitete und im kommenden Jahr in den Ruhestand tritt. Die Übergabe erfolgt schrittweise im Laufe des kommenden Jahres. In einem festlichen Gottesdienst, in dem der für Deutschland zuständige EmK-Bischof Harald Rückert predigte, wurde Stefan Zürcher am vergangenen Sonntag im Basler Münster in sein neues Amt eingeführt und gesegnet.

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa der Evangelisch-methodistischen Kirche
Internetauftritt der EmK Schweiz
Beschluss zur Bewahrung der Einheit in der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa
Abschlussgottesdienst mit der Beauftragung des neuen Bischofs

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Zur Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa der Evangelisch-methodistischen Kirche gehören EmK-Gemeinden in dreizehn Ländern: Albanien, Algerien, Belgien, Frankreich, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Rumänien (will demnächst ausscheiden), Schweiz, Serbien, Tschechien, Tunesien, Ungarn. Der amtierende Bischof ist Dr. Patrick Streiff mit Dienstsitz in Zürich. Sein Nachfolger ab 2023 ist Dr. Stefan Zürcher.