Zeit für Zuwendung

Wer studiert und verkündigt, braucht Ruhe. Das kann zum menschenabgewandten Selbstzweck werden. John Wesleys Selbsttherapie: für Zuwendung und Besuch hatte er immer Zeit.

»Obwohl ich immer in Eile bin, bin ich doch nie überhastet, denn ich nehme mir nie mehr Arbeit vor, als ich in völliger Ruhe bewältigen kann. Es stimmt, dass ich im Jahr vier- oder fünftausend Meilen unterwegs bin. Aber meistens reise ich allein in meiner Kutsche und bin deshalb zehn Stunden am Tag so zurückgezogen, als wäre ich irgendwo in der Wüste. Auch an den anderen Tagen bin ich nie weniger als drei Stunden allein, oft sogar zehn oder zwölf. So gibt es wohl wenige Menschen im Lande, die so viele Stunden ohne jede Gesellschaft verbringen, doch finde ich immer noch Zeit, Kranke und Arme zu besuchen.«

John Wesley (1777)

John Wesley (1703-1791), der Begründer der methodistischen Bewegung, gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der neueren Kirchengeschichte. Als ordinierter Pfarrer der Kirche von England leitete er zusammen mit seinem Bruder Charles die methodistische Bewegung. Er war Evangelist, Theologe und Sozialreformer. So legte er rund 400.000 Kilometer auf dem Pferderücken und in Kutschen zurück, um 40.000 Predigten zu halten. Aus seinem im Wesentlichen aus Buchveröffentlichungen stammenden Privatvermögen verschenkte er 30.000 Pfund an Bedürftige. Sein soziales Verhalten ist prägendes Vorbild für die methodistische Bewegung bis heute.

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