Ghanaisch-deutsche Zusammenarbeit Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Es war eine phänomenale Zeit«

Ghanaischer Festgottesdienst. Im Vordergrund links, vor den Stufen zum Altar, eine kleine Singgruppe mit drei ghanaischen Frauen in bewegter Pose. Rechts im Hintergrund stehen die Bischöfe Boafo aus Ghana und Rückert aus Deutschland mit farbiger Stola.
Ein Gottesdienst war der geistliche Höhepunkt der Weiterentwicklung der ghanaisch-deutschen Zusammenarbeit methodistischer Kirchen. Rechts im Hintergrund die beiden leitenden Bischöfe Harald Rückert aus Deutschland (außen) und Paul Kwabena Boafo aus Ghana.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die rund dreißigjährige ghanaisch-deutsche Zusammenarbeit methodistischer Kirchen wird bei einer ghanaischen Delegationsreise erfolgreich weitergeführt.
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»Die ghanaisch-deutsche Begegnung war wirklich außergewöhnlich«, war das Resümee von Paul Kwabena Boafo zu der achttägigen Reise einer ghanaischen Delegation nach Deutschland. Der Bischof der Methodistischen Kirche Ghana und drei seiner leitenden Mitarbeiter hatten die Reise Ende Februar angetreten. Es war der Gegenbesuch zur ein Jahr zurückliegenden Ghanareise Harald Rückerts, des für Deutschland zuständigen Bischofs der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Besuch und Gegenbesuch dienten der Weiterentwicklung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit beider Kirchen.

Fortschreibung einer erfolgreichen Partnerschaft

»Vor dreißig Jahren feierten ghanaische Migranten in Hamburg erste Gottesdienste«, erzählt Irene Kraft, die für den Distrikt Hamburg zuständige Superintendentin. Daraus, so Kraft weiter, sei die ganze Arbeit unter ghanaischen Methodisten in Deutschland erwachsen. Deshalb habe Hamburg für die ghanaischen Gemeinden in Deutschland bis heute noch immer eine besondere Bedeutung. Bereits zwei Jahre nach den ersten Anfängen vereinbarten die beiden Kirchen im Jahr 1995, dass die Arbeit der ghanaischen Methodisten in Deutschland »unter dem Dach der EmK stattfindet«.

Das sei gar nicht so selbstverständlich wie es klingt, erläutert die ursprünglich aus der Schweiz kommende Superintendentin. Die Methodistische Kirche Ghana sei nämlich aus dem britischen Methodismus hervorgegangen und hätten ganz andere Strukturen und Ordnungen als die weltweit strukturierte EmK. Umso bedeutsamer war es damals, als diese zwei methodistischen Kirchen eine enge Zusammenarbeit vereinbarten. Damit wurden die ghanaischen Methodisten mit ihren Gemeinden in Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche angegliedert und in die kirchlichen Strukturen integriert.

Die jetzt knapp dreißig Jahre bestehende und bewährte Vereinbarung wird im Nachgang zu den gegenseitigen Besuchen den aktuellen Erfordernissen angepasst und fortgeschrieben werden. Dazu gehören Absprachen zu verbesserten Verfahren bei Dienstzuweisungen ghanaischer Pastoren in Deutschland und zu gemeinsamen inhaltlichen Perspektiven der Arbeit der ghanaischen Gemeinden. Als bedeutsamstes Ereignis der ghanaisch-deutschen Begegnung war eine von den Beteiligten als »Mini-Konferenz« bezeichnete Sitzung angesehen. Dazu kamen die Leitungsgremien der drei Hamburger ghanaischen Gemeinden mit Leitungspersonen der ghanaischen Gemeinden aus ganz Deutschland zusammen.

Wie sich langjährige Zusammenarbeit verändert

Besprochen wurden Fragen, wie sich die Arbeit mit und unter ghanaischen Migranten nach Jahren des Lebens in der neuen Heimat weiterentwickelt. Dazu gehört der Umgang mit den jungen Leuten der »zweiten und dritten Generation«, die zwischen zwei Welten groß werden. Darüber hinaus ging es um die Zusammenarbeit mit den deutschen Gemeinden und das Verständnis für die Finanzierung der kirchlichen Arbeit in Deutschland.

In den Beratungen wurde außerdem ein Durchbruch erzielt für den seit Jahren diskutierten gemeinsamen Erwerb eines Gebäudes für die ghanaische Gemeindearbeit in Hamburg. Unter der Leitung des ghanaischen Bischofs Boafo fiel der Beschluss einstimmig, sodass Ebenezer Mensah, ghanaischer Pastor für die drei Gemeinden des Ghanaischen Bezirks Hamburg, darüber sagte: »Das war der Höhepunkt für mich, der Höhepunkt dieses Besuchs!« Die ghanaischen Methodisten in Hamburg wüssten jetzt, dass sie ein gemeinsames Ziel haben und sie dafür auch die Unterstützung der Leitungsebenen der beiden Kirchen in Deutschland und Ghana hätten. Die ghanaischen Methodisten in Deutschland hätten aber auch »klar verstanden«, dass sie selbst Finanzen für die kirchliche Arbeit und ihre kirchlichen Gebäude aufbringen müssten, um die »damit verbundenen Lasten zu tragen«.

Ermutigung und Motivation für die ghanaischen Methodisten in Deutschland

Bischof Rückert war über die Entscheidung der drei ghanaischen Gemeinden sehr dankbar. »Es war sehr besonders, die Einmütigkeit zu erleben, mit der die Verantwortlichen in Anwesenheit ihrer beiden zuständigen Bischöfe diesen Beschluss gefasst haben.« beschrieb Rückert diese Erfahrung. Er habe den Eindruck, dass davon viel Ermutigung und Motivation für die ghanaischen Gemeinden, auch über Hamburg hinaus, ausgingen.

»Mit diesem Ergebnis der Zusammenarbeit unserer Hamburger Gemeinden haben wir einen Anfang gemacht«, ergänzte Boafo die Einschätzung Rückerts. Damit könne die Zusammenarbeit der ghanaischen Gemeinden in Deutschland auf einer breiteren Basis weiterentwickelt werden. Mithilfe der inzwischen selbstverständlichen digitalen Möglichkeiten könnten auch über größere Entfernungen hinweg die Gemeinden untereinander Kontakte pflegen. So könnten die Pastoren, die Leitungspersonen in den Gemeinden und die Mitarbeiter die unterschiedlichen Situationen und Herausforderungen der Gemeinden besprechen und sich gegenseitig beraten und begleiten.

»Es ist wirklich gut«, resümiert Rückert das Ergebnis dieser besonderen Delegationsreise. »Das ohnehin schon gute Verhältnis beider Kirchen ist in den vertrauensvollen persönlichen Begegnungen weiter vertieft worden.« Boafo und seine Begleiter bedankten sich ausdrücklich »für die schon Jahre währende Unterstützung und die außergewöhnliche Partnerschaft«. Dass so viele Personen der deutschen Partnerkirche viel Zeit für die Begegnung investierten, hätten sie als großes Vorrecht empfunden. »Es war eine phänomenale Zeit«, fasste Boafo diese Tage in Deutschland zusammen.

 

Weiterführende Links

Die internationalen Gemeinden in Deutschland der Evangelisch-methodistischen Kirche: www.atlas.emk.de/international-churches

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Methodistische Kirche Ghana
Der erste Missionar der Wesleyanischen Methodisten kam 1835 aus Großbritannien nach Ghana in die Küstenregion. Thomas Birch Freeman trug wenige Jahre später den Wesleyanischen Methodismus ins Hinterland und weitete über einige Jahrzehnte die Arbeit stark aus. Etwa ab 1910 evangelisierten die Wesleyanischen Methodisten im Norden des westafrikanischen Landes; doch bis zu einem bescheidenen Erfolg dauerte es bis in die Mitte der 1950er-Jahre. 1961 wurde aus einem Distrikt der Methodistischen Kirche in Großbritannien die eigenständige Methodistische Kirche Ghana. Im Jahr 2000 wurde das Bischofsamt eingeführt, das es gemäß dem britischen Vorbild zuvor nicht gab.

Die Methodistische Kirche Ghana hat siebzehn Diözesen, deren jährliche Synoden durch Diözesanbischöfe geleitet werden. Alle zwei Jahre gibt es eine gesamtkirchliche Konferenz. Sie wird vom Vorsitzenden Bischof, derzeit Paul Kwabena Boafo, geleitet. Bischöfe sind sechs Jahre im Amt. Die Kirche hat nach eigenen Angaben derzeit über 600.000 Kirchenglieder bei einer Gesamtbevölkerung Ghanas von etwa 32 Millionen Einwohnern.

In Deutschland gehören derzeit zehn ghanaische Gemeinden zur Evangelisch-methodistischen Kirche, die hinsichtlich dieser Gemeinden eng mit der Methodistischen Kirche Ghana zusammenarbeitet.