Bibel und Naturwissenschaft Von Christof Voigt (vk)  | 

Naturgesetze: Greift Gott ein?

Gott kann handeln, ohne dabei Gesetze zu übertreten. – Prof. Dr. Barbara Drossel lehrt Theoretische Physik an der Technischen Universität Darmstadt.
Gott kann handeln, ohne dabei Gesetze zu übertreten. – Prof. Dr. Barbara Drossel lehrt Theoretische Physik an der Technischen Universität Darmstadt.
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Kann Gott in die natürliche Welt eingreifen? Darum ging es beim Symposium des Arbeitskreises »Naturwissenschaft und Glaube« Mitte Januar in Würzburg.
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Die Symposien des Arbeitskreises »Naturwissenschaft und Glaube« in der EmK haben schon Tradition. Beim fünften Treffen ging es um die Frage, ob Gott in die Vorgänge der natürlichen Welt eingreifen kann. In zwei einstündigen Vorträgen kamen eine theologische und eine naturwissenschaftliche Stimme zu Wort und regten damit eine lebhafte Diskussion an.

Bibel und Naturwissenschaft Seite an Seite

Jörg Barthel, Professor für Altes Testament und Biblische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen, stellte ein umfassendes Bild biblischer Vorstellungen vom Handeln Gottes in der Schöpfung vor Augen. Gemäß dem methodistischen Quadrilateral – Bibel, Tradition, Erfahrung, Vernunft – unterschied er vier Zugänge auf die Frage nach Gottes Handeln in der Welt. Dabei behandelte er den Begriff des »Handelns«, dem er immer wieder den offeneren Ausdruck des »Wirkens« an die Seite stellte. Die Grundabsichten biblischer Texte, so Barthel, stünden mit naturwissenschaftlichen Erklärungen im Einklang.

Die Grenzen der Naturgesetze

Barbara Drossel, Professorin für Theoretische Physik an der Technischen Universität Darmstadt, ist neben ihrer wissenschaftlichen Expertise durch einige Publikationen zum Zusammenhang von Naturwissenschaft und Glaube hervorgetreten. Sie widersprach der verbreiteten Auffassung, Naturgesetze legten alles Geschehen von vornherein fest. Diese Auffassung habe mit dem Physiker Isaac Newton ihren Anfang genommen. Newton habe durch seine revolutionären Weiterentwicklungen der Physik das Naturverständnis über Jahrhunderte so geprägt, dass es sich zu einem Weltbild, ja einer Weltanschauung verfestigt habe. Dabei sei sein Bild von der Natur durch neuere Erkenntnisse der Naturwissenschaft – etwa die Relativitätstheorie und Quantenmechanik – gänzlich zerstört. Die Natur sei durch Naturgesetze nicht vollständig bestimmt, es gebe also eine Offenheit für kausale Verursachung von oben nach unten – wie etwa die Auswirkungen der Psyche auf die Biologie des Leibes. Ihr Fazit: Gott kann handeln, ohne dabei Gesetze zu übertreten.

Auch der Gottesdienst in der Würzburger EmK-Gemeinde am Sonntag war Teil des Symposions. In seiner Predigt erklärte Pastor Werner Philipp, wie beeindruckende alttestamentliche Texte zeigen, dass Gott seine Bundestreue an die Zuverlässigkeit der von ihm geschaffenen Naturgesetze bindet.

Der Autor

Christof Voigt ist Professor für Philosophie und Biblische Sprachen sowie Pressebeauftragter der Theologischen Hochschule Reutlingen. Kontakt: chistof.voigt(at)emk.de

Zur Information

Termin des Herbstseminars 2017: 17. bis 19. November in Köln. Fortsetzung zum Thema des göttlichen Eingreifens. Termin des nächsten Symposiums: Samstag, den 20. Januar 2018 in Würzburg. Thema »Qualitative Grenzen des menschlichen Lebens«. www.emk-naturwissenschaften.de