Weltrat methodistischer Kirchen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Methodistischer Friedenspreis vergeben

Abgebildet sind zwei Personen. Links die indigene Norma Dollaga, dunkles T-Shirt, schwarze mit Tuch gebundene Haare, Flechtperlen-Ohrringe. Rechts der skandinavische Bischof Christian Alsted, dunkles Jackett, kurzes helles Haar, schwarze Brille.
Diakonin Norma Dollaga (links) und Bischof Christian Alsted werden für ihr Engagement mit dem Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen geehrt.
Bildnachweis: Dollaga (Karla Raguindin); Alsted (Klaus Ulrich Ruof)
Bischof Christian Alsted und Diakonin Norma Dollaga erhalten den Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen der Jahre 2023 und 2024.
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Christian Alsted, Bischof für die Regionen Nordeuropa und Baltikum der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) erhält den Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen des Jahres 2023. Preisträgerin 2024 ist Norma Dollaga, die für ihr Engagement auf den Philippinen im Einsatz für die Rechte armer und ausgegrenzter Menschen geehrt wird. Sie ist evangelisch-methodistische Diakonin oder Diakonisse. Das englische Wort »deaconess« lässt beide Übersetzungen zu.

Sichtbarer Ausdruck christlicher Verbundenheit

Alsted wird für sein Engagement in der Ukraine geehrt, wo er vor zwei Jahren die bischöfliche Aufsicht für die Evangelisch-methodistische Kirche übernahm. Zuvor war Eduard Khegay von Moskau aus als Bischof für die Ukraine zuständig, konnte diese Aufgabe aufgrund des russischen Angriffskriegs aber nicht mehr wahrnehmen. Seitdem gehört die Provisorische Jährliche Konferenz Ukraine und Moldau zum Bischofssprengel Nordeuropa und Baltikum und somit zum Verantwortungsbereich von Bischof Alsted.

Mehrfach besuchte Alsted das kriegsgebeutelte Land und wurde für die dortigen Methodisten zum sichtbaren Ausdruck christlicher Verbundenheit. »Er wandte sich den Menschen zu, traf die innerhalb des Landes Vertriebenen und hörte ihnen zu und unterstützte sie mit seelsorgerlicher Begleitung«, heißt es in der Begründung für die Ehrung. Das sei keine »einmalige emotionale Demonstration« gewesen, »sondern ein konkreter Aufbau der Kirche, eine Förderung ihres Dienstes für die Gesellschaft sowie eine Stärkung der Geistlichen und der Laien«.

Vorausschauendes Handeln

Dabei stellte Alsted internationale Verbindungen und Partnerschaften her und entwickelte zusammen mit den Verantwortlichen des ukrainischen Teils der EmK die Konzeption eines methodistischen Zentrums. Während des Krieges werden dort die Binnenvertriebenen mit humanitärer Hilfe sowie mit psychologischer Unterstützung bei posttraumatischen Belastungsstörungen unterstützt. Darüber hinaus hat er bereits erste Strukturen für ein mögliches EmK-Engagement in der Ukraine für die Zeit nach Ende des Krieges entwickelt. Dazu fördert er konsequent die Ausbildung von Personen, die in leitenden Positionen den Aufbau und Wiederaufbau der Kirche voranbringen können.

»Durch seine aktive Präsenz und sogar wöchentlich per Internetübertragung durchgeführte Treffen mit den Verantwortlichen in der Ukraine wurde die Kirche gestärkt und ermutigt, ihren Dienst fortzusetzen und denjenigen zu helfen, die körperlich, materiell und emotional verletzt wurden«, heißt es in der Begründung für die Preisverleihung.

Ein wahrer Hirte

Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK freut sich über die Ehrung seines nordeuropäischen Kollegen. In einem persönlichen Gruß hob er Alsteds »außergewöhnlichen Dienst bei der Aufnahme und Betreuung traumatisierter und vertriebener Menschen in der Ukraine« hervor. Auch »unter schwierigen und gefährlichen Umständen« habe der vom dänischen Kopenhagen aus agierende Kollege die Menschen und Gemeinden in der Ukraine besucht. »Du hast sie ermutigt und unterstützt und bist ihnen als wahrer Hirte zur Seite gestanden«, sprach Rückert seinem Kollegen die Anerkennung für dessen Einsatz zu. Alsteds Berichte und Bitten um Gebet hätten dabei »nicht nur den Menschen in der Ukraine gegolten, sondern auch den Menschen in Russland und allen, die von diesem schrecklichen Krieg betroffen sind«.

»Heldenhaftes Werk für den Herrn«

Zeitgleich mit Alsteds Ehrung wurde die Preisträgerin für 2024 bekanntgegeben: die evangelisch-methodistische Diakonin Norma Dollaga. Sie setzt sich auf den Philippinen für die Rechte armer und ausgegrenzter Menschen ein. Besonders engagierte sie sich während des sogenannten »Drogenkriegs« unter der Regierung von Rodrigo Duterte. In dieser Zeit wurden zahlreiche arme Menschen außergerichtlich wegen angeblichem Drogenhandel oder Rauschgiftkonsum getötet. Dollaga und andere mutige Persönlichkeiten traten öffentlich als entschiedene Verfechter für das Recht der Armen ein, nicht getötet zu werden.

Sie organisierte Gebetswachen und Gedenkgottesdienste für die Opfer der Gewalt. Den Angehörigen der Getöteten bot sie unauffällig seelsorgerische Unterstützung an. Darüber hinaus motivierte und befähigte sie viele andere, »sich dem Kampf für Gerechtigkeit und Frieden anzuschließen«.

Der ehemalige Bischof der Region Manila, Ciriaco Q. Francisco bezeichnete den Dienst der Preisträgerin für die Ausgegrenzten als »heldenhaftes Werk für den Herrn«. Über Jahrzehnte hinweg habe sie »Mut, Kreativität und Beständigkeit« bewiesen, was sie als wahre Jüngerin Jesu Christi auszeichne. Dollaga verkörpere Mitgefühl und Widerstandskraft in ihrem Einsatz für wahren Frieden auf den Philippinen.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Zur Information

Weltrat methodistischer Kirchen
Der Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council, WMC) ist ein Dachverband von über 70 Kirchen methodistischer und wesleyanischer Tradition sowie mit ihnen verbundener unierter und vereinigter Kirchen, in denen über 80 Millionen Menschen ihre geistliche Heimat haben. Die Evangelisch-methodistische Kirche ist mit rund 12 Millionen Kirchengliedern die größte Mitgliedskirche des WMC. Im Rat arbeiten rund 400 Delegierte mit. Ziel des Zusammenschlusses ist die Förderung der Einheit unter den beteiligten Kirchen und das gemeinsame Zeugnis für den christlichen Glauben in der Welt. Zudem fördert der WMC ökumenische und interreligiöse Aktivitäten und vergibt jährlich einen Friedenspreis. Der WMC hat seinen ständigen Sitz in Waynesville im US-Bundesstaat North Carolina.

Weitere Informationen: worldmethodistcouncil.org

Der Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen
Der Friedenspreis des Weltrats methodistischer Kirchen wurde 1977 erstmals verliehen. Er wird jährlich einer oder mehreren Personen oder Organisationen zugesprochen, die in ihrem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung von Menschen auf der ganzen Welt Mut, Kreativität und Standhaftigkeit bewiesen haben. Nominierungen können von den Leitungen der Mitgliedskirchen eingereicht werden. Der Preis besteht aus einer vergoldeten Silbermedaille und ist mit einem symbolischen Betrag von 1 000 US-Dollar dotiert.

Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderen der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela, der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der ehemalige Präsident von Mazedonien, Boris Trajkovski, die Mütter des Platzes der Mairevolution in Argentinien sowie der ehemalige Generalsekretär der KPdSU und Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow.

Weitere Informationen: worldmethodistcouncil.org/whatwedo/world-methodist-peace-award/