Kirche als wettbewerbsfreie Zone
Gottesdienste sind bei der Generalkonferenz, dem höchsten Kirchenparlament der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), ein wichtiger Teil des täglichen Starts ins Sitzungsgeschehen. Sie setzen häufig den Ton und geben Orientierung. Dies zeigte erneut der gestrige Samstag, 27. April, mit der Predigt von Bischof Eben K. Nhiwatiwa. Er führt im südlichen Afrika die bischöfliche Aufsicht über die zwei Konferenzgebiete Ost- und West-Zimbabwe.
Energiegeladene Werbung für die Einheit der Kirche
In der Kirche sei jetzt lange genug gestritten worden, begann der Bischof seine Predigt. Stattdessen sei es an der Zeit, sich zu einigen und sich zu freuen, denn es gebe in der weltweiten Kirche und auch in den afrikanischen Regionen der Kirche genug Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Angestoßen waren diese Aussagen von dem der Predigt zugrundeliegenden Bibelabschnitt aus dem Philipperbrief (Kapitel 4, Verse 4-8). Darin ist von Freude und Dankbarkeit die Rede, und es wird zu einer heiligen, aufrichtigen und von Gott geprägten Gemeinschaft aufgefordert.
Daraus schlussfolgerte der in Simbabwe wirkende Bischof: »Im Reich Gottes gibt es keinen Wettbewerb!« Weiter konkretisierend mahnte er: »Wenn du die Kirche (so) nicht kennst, dann geh auf die Knie und bete, um herauszufinden, worum es in der Kirche geht. Wo immer du bist, mein Freund, bringe mehr Menschen zu Christus. Es geht nicht darum, eine kirchliche Denomination zu zerstören, um eine andere aufzubauen.«
Unzweideutig hob der Bischof damit ab auf die weltweiten Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche in den vergangenen Jahren und die zwischenzeitlich vollzogene Abspaltung der Globalen methodistischen Kirche (Global Methodist Church). Das ließ er auch mit der weiteren Anmerkung anklingen, dass Afrika wissen müsse, wie das Evangelium auf den Kontinent gelangte, bevor dorthin jetzt wieder Leute kommen würden, »um der Evangelisch-methodistischen Kirche Menschen abspenstig zu machen«.
Nhiwatiwa hielt es nur kurz am Predigtpult. Dann bewegte er sich energiegeladen über die Bühne und warb für die Einheit einer vom zerstörerischen Wettbewerb befreiten Kirche. Für mitteleuropäische Verhältnisse eher ungewöhnlich wurde er dabei mit bestätigendem Szenenapplaus und stehenden Ovationen bedacht. In diesen Reaktionen kommt während der ersten Konferenztage bereits mehrfach zum Ausdruck, wie groß die Bereitschaft ist, nach den vielen Auseinandersetzungen auf geistliche Wegweisung zu hören und der Mahnung zur Einheit Gehör zu schenken.
Die Wurzeln achten
Der im südlichen Afrika wirkende Bischof machte seine Mahnung, auf die Wurzeln zu achten, an einem Missionarsvorbild fest. Der schon lange verstorbene US-Missionar Samuel Guerney (1860-1924) grub 1909 im Distrikt Murewa in Simbabwe einen Brunnen. »Diese Wasserquelle existiert noch immer, aber wenn die Menschen den Ursprung solcher wirkungsvollen Einrichtungen nicht kennen, dann gehen sie damit achtlos um.« Deshalb riet Nhiwatiwa den Delegierten – und hatte damit besonders die afrikanischen Delegierten im Blick –, sich nicht von Leuten Dinge einreden zu lassen, »die eure Wurzeln nicht kennen«.
Wie es anders gehen kann, machte er mit dem Hinweis auf die 1992 gegründet Afrika-Universität fest. Sie sei von der EmK als erste private Universität bewusst auf dem afrikanischen Kontinent gegründet worden und habe eine offizielle universitäre Akkreditierung erhalten. Diese Gründung habe anderen Kirchen den Weg geebnet, ähnliche Einrichtungen zu gründen. Dieses Beispiel zeige, was möglich sei, wenn in Einigkeit und Achtung Ideen Gestalt annehmen.
Eine Liebeserklärung an die Kirche
In letzter Zeit habe die Evangelisch-methodistische Kirche schwierige Zeiten gehabt, »in denen die Dinge etwas ungewöhnlich waren«, sagte Nhiwatiwa etwas verschmitzt, um dann gleich ernsthaft fortzufahren: »Hört auf zu streiten und fangt an, den Herrn zu preisen.« Es sei doch klar, dass mit heftigsten Auseinandersetzungen nichts zu gewinnen sei. Eher solle man darüber staunen und sich fragen, warum frühere Auseinandersetzungen nicht schon damals zur Zerstörung der Denomination geführt hätten. Eigentlich hätte die Kirche schon mehrfach am Ende sein können, nicht erst jetzt, wo es zu einer Abspaltung gekommen ist.
Die Antwort auf diese Frage gab Nhiwatiwa, der auch der Präsident des afrikanischen EmK-Bischofskollegiums ist, in einer Liebeserklärung an »seine« Evangelisch-methodistische Kirche: »Ich liebe diese Kirche, nicht weil ich Bischof bin, sondern weil ich sie liebe, seit ich 1964 Jesus Christus angenommen habe. Das sind jetzt sechzig Jahre!«
Diese Liebe treibe ihn auch als Präsident des afrikanischen Bischofskollegiums an. Gemeinsam hätten sie als Bischofskollegium deshalb eine Erklärung veröffentlicht: »Wir (die afrikanischen Bischöfe) übernehmen Führung und Verantwortung, weil wir wissen, wie das Evangelium auf unseren Kontinent kam.« Weiter beschreibt er: »Wir werden jeden Versuch abwehren, die EmK zu spalten.« Deshalb hätten sie sich auch von Organisationen distanziert, die diese Überzeugung nicht teilten. »Wir führen nicht so, als wären wir Feiglinge«, fuhr er fort. »Wir sagen Dinge offen – diejenigen, die uns lieben, lieben uns; diejenigen, die uns hassen, hassen uns, genau deshalb, weil wir diese Kirche lieben.«
Seine Liebeserklärung zur Kirche untermauerte er mit einigen Bildern, in denen die Auswirkungen kirchlicher Arbeit sichtbar wurden. Gleichzeitig betonte er dabei, dass diese Aktivitäten nur durch die weltweite Partnerschaft innerhalb der Kirche möglich wurden. So werde erkennbar, was eine achtungsvolle Gemeinschaft und die gemeinsame Liebe zur Kirche bewirken könne. Das dürfe nicht durch andauerndes Streiten aufs Spiel gesetzt werden. »Möge Gott diese Kirche weiterhin segnen!«, rief der Bischof. »Möge die Evangelisch-methodistische Kirche für immer und ewig bestehen, Amen!«
Predigt im Original anschauen
Erneut erlebten die Delegierten der Generalkonferenz eine Predigt, in der ein Bischof seinen Auftrag der »Leitung durch Schriftauslegung« mutig, mahnend und werbend ernst nahm. Schmerzlich konkret und gleichzeitig liebevoll und nahbar lud Nhiwatiwa dazu ein, die Einheit der Kirche über die Auseinandersetzungen zu stellen und dabei die im Philipperbrief beschriebene Freude zu erfahren und zu teilen. Wer mit dem Englischen ordentlich zurechtkommt, sollte sich diese gut 25-minütige Predigt im Original anschauen.
Weiterführende Links
- Predigt von Bischof Eben K. Nhiwatiwa am 27.4.2024 (Englisch; You-Tube-Video)
- Gottesdienst vom 27.4.2024 (Englisch; You-Tube-Video)
- Livestream zur Generalkonferenz (Englisch)
- Meldungsübersicht zur Generalkonferenz auf emk.de
- Tagungsraster der Generalkonferenz (Englisch, PDF)
- Übersicht über die Generalkonferenz-Gottesdienste (Englisch, PDF)
- Leitfaden zur Generalkonferenz (Englisch, PDF)
- Internetpräsenz der Generalkonferenz der EmK (Englisch)
- You-Tube-Kanal der EmK: www.youtube.com/@emkde
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Generalkonferenz
Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit verfasste und strukturierte Kirche. Ihr höchstes Kirchenparlament ist die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz. Sie legt das Recht und die Lehre der EmK fest und entwickelt sie weiter. Die Delegierten, je zur Hälfte Geistliche und Laien, diskutieren und entscheiden über die der Generalkonferenz vorliegenden Beschlussanträge. Beschlussanträge werden zunächst in Ausschüssen beraten. Erhalten sie dort die erforderliche Zustimmung, wird darüber im Plenum diskutiert und beschlossen. Bischöfe leiten die Sitzungen, haben aber weder Sitz noch Stimme.
Unterhalb der Generalkonferenz sind innerhalb der USA die Jurisdiktionalkonferenzen und außerhalb der USA die Zentralkonferenzen angesiedelt. Sie tagen ebenfalls alle vier Jahre innerhalb eines Jahres nach der Generalkonferenz. Sie wählen Bischöfe oder Bischöfinnen innerhalb des jeweiligen Gebiets und setzen Beschlüsse der Generalkonferenz in Kraft. Die Zentralkonferenzen sind außerdem befugt, Änderungen und Anpassungen an Teilen des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche vorzunehmen, wenn es die missionarische Situation oder unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Gebieten erfordern.
Weiter unterhalb der Jurisdiktionalkonferenzen und der Zentralkonferenzen arbeiten die Jährlichen Konferenzen. Sie entsenden mindestens zwei Personen als Delegierte in die Generalkonferenz. Wie viele Delegierte eine Jährliche Konferenz entsenden darf, entscheidet sich an der Zahl ihrer ordinierten Mitglieder und der Zahl der Kirchenglieder in ihrem Gebiet.