Generalkonferenz in Charlotte Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Aufbruchstimmung statt Spaltung

Vier Freude ausstrahlende Gesichter. Bei der Generalkonferenz Anwesende klatschen einander ab. Mit dabei und hier mit im Bild ist Bischof Cedrick Bridgeforth im Kollarhemd und mit Brille.
Der Funke der Zuversicht und Dankbarkeit springt über: Nach dem Morgengottesdienst am letzten Tag der Generalkonferenz singen und tanzen die Generalkonferenzdelegierten gemeinsam zu »Love Train« eine Freuden-Polonaise.
Bildnachweis: Mike DuBose, UM News
Die befürchtete Spaltung der EmK ist ausgeblieben. Stattdessen erlebten die Delegierten eine neue Bereitschaft zur Einheit in der Verschiedenheit.
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Die pandemiebedingt vom Jahr 2020 ins Jahr 2024 verschobene Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) ist Geschichte. Am gestrigen Freitag, 3. Mai, fand der letzte Sitzungstag des höchsten Kirchenparlaments der EmK statt, an dem vor allem der kirchliche Haushalt im Mittelpunkt stand.

Neues wächst auf

Nach dem Abschluss der Tagung wandte sich der Bischofsrat unter der Leitung der neuen Vorsitzenden, Bischöfin Tracy S. Malone, an die Öffentlichkeit. »Für die Evangelisch-methodistischen Kirche gibt es eine große Hoffnung für die Zukunft«, erklärt die neue Präsidentin zusammen mit ihrem Vorgänger, Bischof Thomas J. Bickerton.

Malone, die in den Vereinigten Staaten als Bischöfin für die Jährliche Konferenz Ost-Ohio zuständig ist, zitiert in der Botschaft einen Vers aus dem Prophetenbuch Jesaja (Kapitel 43, Vers 19): »Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr‘s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.« Gott halte trotz der Probleme einen Weg für die Kirche bereit. »Es ist ein Weg voller Freude und Hoffnung, ein Weg voller großer Erwartung, was die Kirche im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, sein kann«, so Malone, die erst am Mittwoch dieser Woche die Präsidentschaft für den Bischofsrat übernahm.

Mit Bezug auf die wegweisenden Beschlüsse während der Generalkonferenz erklärte Malone: »Unsere Einheit in Christus und unsere Verbundenheit als Evangelisch-methodistische Kirche überwinden Geografie, Grenzen, Barrieren und Unterschiede.« Das gebe nach den vielen Auseinandersetzungen in den letzten Jahren »neue Hoffnung und einen neuen Fokus im Leben unserer Kirche«.

Dankbarer Rückblick – zuversichtlicher Aufbruch

Harald Rückert, der für den deutschen Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche zuständige Bischof, sieht ebenfalls hoffnungsvolle Akzente in seinem Resümee zur Generalkonferenz. Völlig überrascht war er von der »komplett anderen Atmosphäre gegenüber früheren Generalkonferenzen«. Es sei eine »Aufbruchstimmung« zu spüren gewesen. Auch die Bereitschaft, aufeinander zu hören und miteinander die Zukunft der Kirche weltweit zu gestalten, sei während den Tagen der Generalkonferenz wahrnehmbar gewesen. Das habe sich in den Diskussionen und letztlich auch in den Entscheidungen gezeigt, die jeweils mit großer Mehrheit getroffen wurden.

Es seien Beschlüsse gefasst worden, dass die Evangelisch-methodistische Kirche weltweit tatsächlich zu einer gleichberechtigten Kirche werde. Die bisher so starke Fokussierung auf die Situation der Kirche in den USA wird aufgehoben. Damit würden die Regionen in Afrika, Europa und auf den Philippinen künftig gleichberechtigt sein. Dass dieser Schritt nach so vielen Jahren intensiver Arbeit »endlich« möglich wurde habe nicht nur ihn, sondern die ganze Delegation aus Deutschland und viele andere weltweit »mit Hoffnung erfüllt und motiviert weiterhin diese Kirche zu gestalten«.

Die beste je erlebte Generalkonferenz

Auch die sechs Delegierten aus Deutschland äußern sich ähnlich überrascht und zufrieden über die zu Ende gegangene Generalkonferenz. Anne Detjen, Pastorin in Hamburg, spricht von einer »neuen Ära der EmK«, die begonnen habe. Superintendent Werner Philipp aus Zwickau spricht davon, dass in den Konferenztagen »Vertrauen gewachsen« sei, das es bei den früheren Generalkonferenzen so nicht gegeben habe.

André Günther, Laiendelegierter für die Ostdeutsche Jährliche Konferenz, war erstaunt über die Offenheit vieler Delegierter aus Afrika und besonders derer aus Amerika für die sogenannte Regionalisierung. Für die Öffnung des Weges zur Regionalisierung der Kirche ist Kai Uwe Dannenberg auch dankbar. Allerdings sieht der Laiendelegierte der Norddeutschen Jährlichen Konferenz noch viel Entwicklungsbedarf. Das werde bei der nächsten Generalkonferenz mit Sicherheit noch einmal Thema werden.

Markus Jung, Superintendent für den Distrikt Nürnberg, sprach nach den Entscheidungen für die Öffnung der Kirche von einem großen »Tag des Freuens und Weinens und der Dankbarkeit«. Die Laiendelegierte für die Süddeutsche Jährliche Konferenz, Christine Flick, beschrieb diese Generalkonferenz als die »mit Abstand beste Generalkonferenz, die ich je erlebt habe«.

Eine gute Botschaft für die Gemeinden und Jährlichen Konferenzen weltweit

Die positiven Rückmeldungen zu dieser Generalkonferenz ziehen sich wie ein roter Faden durch fast alle Rückmeldungen, egal mit wem man während und am Schluss der Generalkonferenz sprach. Die Wörter »Aufbruch«, »Hoffnung«, »Zuversicht«, »neue Wege« und viele ähnlich lautende Äußerungen zeugen von Überraschung und Erleichterung. Gleichzeitig zeigt das auch, mit welcher Vorsicht und wohl auch mit Befürchtungen viele der Delegierten angereist waren. Die drohende und befürchtete große Spaltung ist jedenfalls ausgeblieben. Stattdessen erlebten die Delegierten eine neue Bereitschaft zur Einheit in der Verschiedenheit. Eine gute Botschaft für die Gemeinden und Jährlichen Konferenzen weltweit, die jetzt auf die Rückkehr ihrer Delegierten und deren Berichterstattung warten.

 

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Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Generalkonferenz
Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit verfasste und strukturierte Kirche. Ihr höchstes Kirchenparlament ist die alle vier Jahre tagende Generalkonferenz. Sie legt das Recht und die Lehre der EmK fest und entwickelt sie weiter. Die Delegierten, je zur Hälfte Geistliche und Laien, diskutieren und entscheiden über die der Generalkonferenz vorliegenden Beschlussanträge. Beschlussanträge werden zunächst in Ausschüssen beraten. Erhalten sie dort die erforderliche Zustimmung, wird darüber im Plenum diskutiert und beschlossen. Bischöfe leiten die Sitzungen, haben aber weder Sitz noch Stimme.

Unterhalb der Generalkonferenz sind innerhalb der USA die Jurisdiktionalkonferenzen und außerhalb der USA die Zentralkonferenzen angesiedelt. Sie tagen ebenfalls alle vier Jahre innerhalb eines Jahres nach der Generalkonferenz. Sie wählen Bischöfe oder Bischöfinnen innerhalb des jeweiligen Gebiets und setzen Beschlüsse der Generalkonferenz in Kraft. Die Zentralkonferenzen sind außerdem befugt, Änderungen und Anpassungen an Teilen des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche vorzunehmen, wenn es die missionarische Situation oder unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Gebieten erfordern.

Weiter unterhalb der Jurisdiktionalkonferenzen und der Zentralkonferenzen arbeiten die Jährlichen Konferenzen. Sie entsenden mindestens zwei Personen als Delegierte in die Generalkonferenz. Wie viele Delegierte eine Jährliche Konferenz entsenden darf, entscheidet sich an der Zahl ihrer ordinierten Mitglieder und der Zahl der Kirchenglieder in ihrem Gebiet.