Ökumenisches Corona-Gedenken Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Den Weg zu neuer Lebensfreude finden

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) vor dem ökumenischen Gottesdienst für die Verstorbenen der Corona-Pandemie in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin im Gespräch mit zwei Frauen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) spricht mit zwei Frauen vor dem ökumenischen Gottesdienst für die Verstorbenen der Corona-Pandemie am 18. April 2021 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Im Hintergrund Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch.
Bildnachweis: Gordon Welters/Pool/KNA
In Berlin fand ein ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Verstorbenen und Hinterbliebenen in der Corona-Pandemie statt.
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Zum Gedenken an die Verstorbenen und Hinterbliebenen in der Corona-Pandemie feierten die christlichen Kirchen am zurückliegenden Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dazu eingeladen hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron.

Über Grenzen hinweg Zeichen setzen

Anhand der biblischen Geschichte vom Weg der Jünger Jesu nach Emmaus aus dem Lukasevangelium (Kapitel 24) bot der Gottesdienst Gelegenheit zur Besinnung und zum Abschiednehmen und zur Stärkung der im Glauben gründenden Hoffnung. »Seit mehr als einem Jahr beherrscht das Virus unser alltägliches, soziales und berufliches Leben und es macht weder vor Konfessionen, noch vor Religionen, noch vor Nationen halt«, betonte Erzpriester Radu Constantin Miron. Deswegen sei es umso wichtiger, »dass wir heute mit diesem Gottesdienst gemeinsam trauern, aber auch ein Zeichen des Trostes setzen – über Grenzen hinweg, die auch das Virus nicht kennt«.

Eine gefühlte Ewigkeit

Landesbischof Bedford-Strohm ging in seiner Predigt auf die Situation der Jünger ein, die um Jesus trauerten: »Es muss eine unendliche Trauer gewesen sein, die den beiden Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus damals das Herz schwergemacht hat.« Sowohl die biblische Geschichte als auch die heutige Zeit wisse um Zeiten der Trauer, die mit vielen Fragen verbunden sei. Bedford-Strohm wies auch auf die Krisenerfahrung der Pandemiezeit als »Trauma unserer Seele« hin: »Wir werden viel Zeit brauchen, erst recht unsere Kinder, unsere Heranwachsenden, für die diese Krise die Ausdehnung einer gefühlten Ewigkeit hat.«

Verwundete Seelen

»Krankheit, Sterben und Tod lassen sich in diesem langen Jahr nicht wegdrücken, sie schneiden tief ein in das Leben vieler Menschen. Ihr Bild hat sich auch verändert. Tod und Sterben sind uns näher gerückt als zuvor.« So würdigte Bischof Bätzing in seiner Predigt den Moment, innezuhalten und der vielen Toten zu gedenken. In dieser Zeit der Pandemie mit allen Grenzen und Einschränkungen sei im Zusammenhang mit dem Sterben so vieles völlig anders gewesen. »Was hier alles fehlt, was einem an Nähe und Zuneigung geraubt wird durch die Pandemie, das verwundet die Seele«, so Bätzing. Die Emmaus-Geschichte mache allerdings Mut: »Unsere Toten finden ihren Weg ins Leben an der Hand des auferstandenen Jesus. Und auch die Trauernden werden gut begleitet ihren Weg zu neuer Lebensfreude finden. Und wir – miteinander und in Verantwortung füreinander – finden heraus aus dieser Pandemie. Denn Gott geht mit uns. Wir dürfen gespannt sein.«

Gottesdienst und zentrale Gedenkveranstaltung

Am ökumenischen Gottesdienst wirkten auch die jüdische Kantorin Avital Gerstetter sowie der Vorsitzende des Islamkollegs Deutschland, Esnaf Begić, mit. Neben Bundespräsident Steinmeier nahmen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Reiner Haseloff und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, teil. Als Gäste waren in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Hinterbliebene eingeladen, ihre Trauer über den Verlust von Angehörigen stellvertretend für viele zum Ausdruck zu bringen. Im Anschluss an den Gottesdienst fand die zentrale Gedenkveranstaltung für die Verstorbenen der Corona-Pandemie statt, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen hatte.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de