Weggabelung des Lebensweges Von Stephan Ringeis  | 

»Wahrhaftig eine Erfolgsgeschichte!«

Das dreißigjährige Bestehenwird gefeiert! Im Bild das Team Freiwilligendienste des Kinder- und Jugendwerks Ost der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Das dreißigjährige Bestehen wird gefeiert! Im Bild das Team Freiwilligendienste des Kinder- und Jugendwerks Ost der Evangelisch-methodistischen Kirche (von links): Susanne Ulbrich (Verwaltung), Luisa Klose (Referentin »BFD 27+«), Jana Loff (Pädagogische Leitung), Anna Naumann und Oxana Wentland (Referentinnen für Freiwilligendienste) sowie Tom Bleyer (Referent für Freiwilligendienste).
Bildnachweis: Kinder-und Jugendwerk Ost
Das Kinder- und Jugendwerk Ost feiert das Jubiläum der Freiwilligendienste. Vor dreißig Jahren, kurz nach der Friedlichen Revolution, startete die Arbeit.
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»Alles muss klein beginnen« überschreibt Johanna Ringeis ihre Erinnerungen an den Start der Freiwilligendienste im Osten Deutschlands nach der Friedlichen Revolution. Mit Beginn dieser Arbeit im Jahr 1991 war sie 23 Jahre lang für diesen Arbeitsbereich der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Ostdeutschland verantwortlich. Mitten in den gesellschaftlichen Umbrüchen der damaligen Zeit kam die Anfrage des Evangelisch-methodistischen Diakoniewerks in Ostdeutschland, ob das Jugendwerk die Trägerschaft des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) übernehmen und die Jugendlichen im Rahmen dieser Maßnahme begleiten könnte. Sonst hätten die bis dahin in einem »pflegerischen Vorjahr« zur Krankenpflegeausbildung befindlichen Jugendlichen entlassen werden müssen.

Das Kinder- und Jugendwerk Ost der EmK ließ sich nicht lange bitten und wurde zu einem angesehenen Träger der Freiwilligendienste. Im Mai 1991 war der Start mit einem kleinen Kreis von fünfzehn jungen Leuten in fünf Einsatzstellen. Inzwischen sind es jährlich hundert Jugendliche, die ein FSJ absolvieren, außerdem zwanzig Erwachsene im Bundesfreiwilligendienst (BFD).

Alternative angesichts hoher Jugendarbeitslosigkeit

In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung war die Jugendarbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern sehr hoch. Viele junge Leute suchten nach Alternativen. »Das FSJ wurde zunehmend bekannter und etablierte sich als Überbrückungsjahr mit vielen Chancen für die persönliche Entwicklung der jungen Leute«, erinnert sich die damalige FSJ-Referentin an die Anfangszeit. Ende der 1990er-Jahre hätten schon über fünfzig Jugendliche in fast zwanzig Einsatzstellen das Jahr absolviert bei über 300 Bewerbungen, erzählt Johanna Ringeis. »Wahrhaftig eine Erfolgsgeschichte!«

Heute leisten die »FSJ-ler« und »Bufdies«, wie sie manchmal liebevoll genannt werden, ihren wichtigen Dienst nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Altenpflegeheimen, Flüchtlingsheimen, Kindertagesstätten, Kirchengemeinden, Jugendeinrichtungen, Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Einschränkungen. »Wir sind sehr stolz und dankbar, dass wir diese aufregende Arbeit noch immer machen dürfen«, unterstreicht Jana Loff. Sie ist der erfahrene Kopf des Bereichs Freiwilligendienste im Kinder-und Jugendwerk Ost der EmK. Als pädagogische Leiterin begleitet sie die Freiwilligen zusammen mit einem engagierten Team.

Den Umgang mit Menschen neu entdecken

Im Mittelpunkt der Erfolgsgeschichte stehen die jungen Leute, die nicht selten an einer Weggabelung ihres Lebensweges stehen. »Ich habe ein FSJ angetreten, um mein Selbstbewusstsein zu stärken und vor dem Studium praktische Erfahrungen zu sammeln und mich sozial zu engagieren«, erzählt Franziska, die ihren einjährigen Freiwilligendienst im vergangenen Jahr in einem Krankenhaus startete. »Aber es war viel mehr als das«, sagt sie. »Ich habe den Umgang mit Menschen neu entdeckt und neu schätzen gelernt. Es war eine große Aufgabe, mich emotional belasteten, auch aggressiven und leidenden Menschen gegenüberzustellen und mit ihnen ein tiefgründiges Gespräch über ihre Gefühlslage zu führen.«

Erste Berührungen mit dem christlichen Glauben

Die Situation in Ostdeutschland ist dabei besonders. Viele Jugendliche haben im Rahmen ihres FSJ ihre ersten Berührungen mit dem christlichen Glauben. »Ich erlebe in der Arbeit oft, wie Gott wirkt und Menschen hilft, ihren Weg zu finden«, strahlt Loff. Die pädagogische Leiterin ist dankbar für alle, die die Arbeit über nunmehr dreißig Jahre unterstützt haben. »Für den neuen Jahrgang 2021/2022 sind übrigens noch Plätze frei«, schiebt sie nach.

Der Autor

Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Außerdem begleitet er Gemeinden als Pastor im Interimsdienst. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit.ojk(at)emk.de.

Weiterführende Links

Freiwilligendienste im Kinder-und Jugendwerk Ost

Zur Information

Kinder- und Jugendwerk Ost – Referat Freiwilligendienste
Paul-Gruner-Straße 26, 04107 Leipzig
E-Mail: fsj(at)kjwost.de; Telefon: 0341 9603293; Fax: 0341 9999572